Es liegt in der Natur des Menschen, zufällige Zeitpunkte festzusetzen, ab denen alles anders werden soll. Runde Geburtstage, das Ende einer Ausbildung oder klassisch: Neujahr.

Ein neues Jahr beginnt oftmals mit Vorsätzen, Dinge anders im Sinne von besser zu machen. Ungesunde Gewohnheiten aufzugeben, Suchtmittel einzuschränken, Gewicht abzunehmen, mehr Sport zu machen. Es ist, als könnte man an einem konkreten Datum einen Schalter umlegen, der Gewohnheiten und die eigene Persönlichkeit gleich mit verändert.

Dass das in vielen Fällen nicht funktioniert, verblüfft und frustriert gleichermaßen. Dabei ist es doch viel sonderbarer anzunehmen, so ein Akt der Willkür könnte klappen.

Natürlich muss man irgendwann damit beginnen, mit schädlichen Gepflogenheiten aufzuhören. Dass man vom Rauchen nicht länger lebt, zu viel Alkohol den Körper nicht konserviert und man den Fleischkonsum angesichts der Klimakrise wirklich überdenken müsste, sind mittlerweile Gewissheiten. Dass es dafür jedoch Vorbereitung braucht, ein langsames Umsteigen, damit es nachhaltig ist und gelingt, jedoch auch. Wer von sich selbst Wunder erwartet, kann nur enttäuscht werden. Wer sich Zeit gibt, sich an Neues zu gewöhnen, wird sich wundern, welche Veränderungen möglich sind.

Aber wenn man schon Dinge anders machen möchte im neuen Jahr, könnte man sich dem gesellschaftlichen Anspruch an Vorsätze grundsätzlich widersetzen, indem man sich nicht fragt „Was könnte ich an meiner Lebensführung verbessern?“, sondern „Wie geht es mir eigentlich?“ Indem man gedanklich einen Moment aus dem Alltag aussteigt und Fragen zulässt, für die wenig Raum ist in unserer gegenwartsorientierten, konsumzentrierten Zeit.

Statt „Wo möchte ich noch hin und wie schnell gelingt es mir?“, könnte man sich fragen „Wie kann ich mich im Hier und Jetzt wohlfühlen?“ Denn trotz eines neuen Kalenderblattes, eines neuen Jahres, ist immer jetzt. Und wer sich im Jetzt zurechtfindet, hat schon gewonnen.

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