Seit 2015 präsentiert die EFP – European Film Promotion in der Schiene Future Frames zehn herausragende junge Regisseur_innen mit ihren aktuellen Filmen beim Internationalen Filmfestival Karlovy Vary. Nachdem bereits in den vergangenen Jahren einige Studierende der Filmakademie Wien dort vertreten waren, hat es auch heuer wieder ein Film in die offizielle Auswahl geschafft: Magdalena Chmielewska präsentierte ihren Max-Ophüls-Preisträgerfilm Lullaby im Rahmen des Festivals. Mit dem mdw-Magazin sprach sie über die Bedeutung einer solchen Festivaleinladung und warum sie immer schon an das nächste Projekt denkt.
Magdalena Chmielewska © Zebu Kluth

Die Freude war groß, als die offizielle Einladung vom künstlerischen Leiter Karel Och zum 56. Internationalen Filmfestival Karlovy Vary (KVIFF) für die Programmschiene Future Frames kam und Magdalena erfuhr, dass sie als eine der zehn herausragendsten jungen Regisseur_innen Europas ausgewählt wurde. „Mit Lullaby als österreichischem Beitrag bei einem A-Festival mit dabei zu sein, hat mich glücklich gemacht. Das Internationale Filmfestival Karlovy Vary ist eines der ältesten A-Filmfestivals. Eine Kategorie, die es mit den Festivals in Cannes, Berlin, Venedig, San Sebastián, Moskau, Montreal, Shanghai und Tokio teilt. In der Branche gilt das KVIFF als das wichtigste Ereignis in ganz Mittel- und Osteuropa“, erklärt die Filmemacherin.

Vorab fand ein Online-Vorprogramm mit Pitching-Training und Branchentreffen statt, wo die Filmemacherin auch die anderen Regisseur_innen kennenlernen konnte. Während des Festivals Anfang Juli wurden die ausgewählten Regiseur_innen samt ihren Filmen von der European Film Promotion der Filmbranche sowie dem tschechischen Publikum und der Presse vorgestellt. „Nora Goldstein, die für das Programm seitens der European Film Promotion zuständig ist, hat uns auf eine wundervolle Art und Weise durch die vier intensiven Tage geführt.“ Viele spannende Begegnungen mit dem Publikum, ein intensiver Austausch mit anderen Filmemacher_innen und zahlreiche Interviews ergaben sich während des Festivals.

„So ein Festival ist immer ein Ausnahmezustand. Es passiert so viel, und man redet mit so vielen unterschiedlichen Menschen. Meist schaffe ich es dann auch nicht, selbst viele Filme zu sehen, weil die Branchentreffen wichtig sind. Gleichzeitig begleitet mich immer der Gedanke, wie es weitergehen soll, was mache ich als Nächstes, um von dem Beruf leben zu können. Es ist ein schizophrener Zustand – die Freude über die tolle Sichtbarkeit und gleichzeitig eine Art Abschied von dem Projekt, den man nehmen muss, um dann auch wieder Platz für Neues zu schaffen.“

Lullaby handelt von der 17-jährigen Eva, die nicht mehr schlafen kann. Als sie in die Häuser der Umgebung geht, um anderen beim Schlummern zuzusehen, beginnt ihr Zustand die Menschen um sie herum ebenso zu belasten wie sie selbst. Während Eva wie ein Geist durch die Nacht wandert, entdeckt sie eine unheimliche und surreale Landschaft, die all jenen, die schlafen, verborgen bleibt.

„Ich habe als Teenager selbst unter Schlaflosigkeit gelitten. Ich wollte zu dieser Energie von damals zurückreisen und diese in eine Fiktion, in das Medium Film, mit dem ich heute arbeite, einfließen lassen. Eva sammelt all ihre Lebenskräfte, um der Frustration nicht nachzugeben, die ihre Krankheit mit sich bringt. Während sie versucht, sich selbst zu helfen, stellt sie ihre Umgebung und das Verständnis dessen, was normal ist, infrage.“

In ihrem nächsten Projekt sollen die Themen Trauer und Verlust im Mittelpunkt stehen. „Der Fokus liegt auf der inneren Reise der Hauptfigur und wie sie ihre Trauer im Setting einer furchtbaren Wasserknappheit kanalisiert. Im Moment bin ich auf der Suche nach einer Co-Autorin, mit der ich meine Idee weiterspinnen könnte.“

© privat zur Verfügung gestellt

Im Herbst wird Lullaby jedenfalls seine französische und südkoreanische Premiere feiern. Beim SESIFF in Südkorea wird Magdalena Chmielewska außerdem ihre erste Masterclass abhalten. „Das freut mich besonders – ich möchte in Zukunft gerne Regie unterrichten, und das ist vielleicht der nächste Schritt in diese Richtung.“

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