Studiert an der mdw seit: 2017 (Vorbereitungslehrgang)/2018 (ordentlich)
Studienfach/-fächer: Medienkomposition und Angewandte Musik, Elektroakustische Komposition
Lieblingsort an der mdw und warum: Das ist sehr tagesform- und jahreszeitabhängig. Ich mag die beiden Terrassen des neuen Future Art Lab sehr gern, weil ich über den ganzen Campus schauen kann und es ziemlich gemütlich finde, dort einen Kaffee zu trinken. Im Sommer ist es aber überall an der Uni fein. Im Winter wiederum ist es wunderbar, abends aus den Proberäumen oder den Studios zu kommen und die Ruhe des Innenhofs zu genießen.
Lieblingsort in Wien: Der grüne Prater ist ganz oben mit dabei.
Was ich gerne gleich zu Beginn des Studiums gewusst hätte: Wie man ordentlich Noten liest (lacht).

© Stephan Polzer

Wenn ich komponiere, dann mache ich eigentlich etwas ganz anderes.
Wenn ich auf einer Bühne stehe, dann arbeite ich meistens.
Themen, die mich derzeit sehr beschäftigen, sind: Pandemie, Klimakrise, Marginalisierung von Frauen, People of Color und der LGBTQI+ Community, Verschwörungsnarrative und Wissenschaftsfeindlichkeit, Geschlechterrollen, patriarchale Machtstrukturen, (meine) Privilegien, Spannungsfeld Kunst, Kultur und Handwerk, Lebens- und Denkrealitäten, das Universum, Granluarsynthese, gefärbtes Rauschen, Babykleidung.
Mein größter Erfolg bisher ist für mich: Es ist komisch, das als „Erfolg“ zu werten, aber es ist schön, dass ich noch am Leben bin. Ach so, und superkitschig wäre: mein Sohn natürlich (lacht).

Was ist für dich das Besondere auf der Bühne bzw. an diesem Moment vor Publikum, den man so in der Form eigentlich nicht einfangen kann?

Dominik Förtsch (DF): Wie in der Fragestellung schon beschrieben, kann ich diesen Moment nicht wirklich wiedergeben. Ich kann versuchen zu beschreiben, was mich daran interessiert. In letzter Instanz ist jeder (künstlerische) Austausch, jede Performance, jedes Konzert ja nichts anderes als einfach nur die gemeinsam gelebte Lebenszeit. Und im besten Fall versuchen wir, uns in dieser gemeinsam gelebten Lebenszeit zu öffnen und vielleicht eine Annäherung an eine andere, neue, interessantere, verzaubernde, spielerische, tröstende, eigene Form von Wahrheit oder Wahrhaftigkeit zu finden. Das jedenfalls finde ich schön zu versuchen.

Hast du dich schon mit dem Thema Vergänglichkeit auseinandergesetzt und wenn ja, wie?

DF: Ich setze mich damit irgendwie immer auseinander. Das Thema Vergänglichkeit, in seiner existenziellsten Form durch den Tod, ist für mich allgemein und auch persönlich ein wichtiges. Als Schauspieler oder Performer, aber auch als Musiker sind alle Momente flüchtig. Einmal erklungene Musik wird nie wieder so erklingen wie zuvor, auch nicht durch die Aufnahme. Als Komponist habe ich wenigstens eine Art Idee oder Produkt, das theoretisch überdauert und weiterleben darf. Ganz konkret bin ich aber sehr an den Spieler_innen interessiert. Weniger an meiner Musik. Vielmehr möchte ich durch kleine Einsprengsel, Anweisungen, Irritationen oder Spielregeln die Künstler_innen dazu aufrufen, sich selbst auszudrücken. Das kann natürlich auch danebengehen (lacht).

© Stephan Polzer
Inwiefern spielt das Ephemere (der Kunst) in deinem Leben eine Rolle? Beeinflusst dich das z. B. beim Komponieren?

DF: „Alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht“ (Mephisto, Faust I.).
Was bedeutet es zu leben? Was bedeutet es, im Hier und Jetzt an diesem Ort als diese Person mit diesem Aussehen in dieser Gesellschaft mit dieser Geschichte zu leben? Jede Wahrnehmung ist nur ein Bruchteil der Realität; ein Wort, eine Geste, ein Geruch kann deine Existenz auf den Kopf stellen. Warum überhaupt leben? Im Wissen, dass wir unsere Umwelt zerstören, uns gegenseitig ausbeuten und töten für den Profit und Reichtum wenig(st)er. Wie leben, ohne sich daran zu beteiligen? Ist das möglich? Ich finde es immer unglaublich verrückt, wenn ich über das Universum nachdenke, und frage mich, wieso wir nicht alle ständig schreiend herumrennen, wenn wir doch eine Idee davon haben, was hinter den Sternen liegt. In letzter Instanz ist nichts von Wert. Alles, was bleibt, ist das Erlebte. Ich habe das Glück, in einer reichen, privilegierten Gesellschaft leben zu dürfen, und darf mich mit solchen Fragestellungen beschäftigen. Ich glaube, wir tragen eine ziemlich große Verantwortung: uns politisch, künstlerisch, kulturell, menschlich mit Dingen auseinanderzusetzen, Diskussionen zu starten, Denkanstöße zu geben, und – vielleicht naiv und utopisch, aber dem Universum ziemlich egal – in unseren Möglichkeiten danach zu streben, die Welt zu einem glücklicheren Ort für alles, was hier lebt, zu machen!

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