Konzipieren, Arrangieren, Produzieren und Performen unter der Leitung eines international renommierten Künstlers: Diese Gelegenheit nutzen aktuell Studierende des Instituts für Popularmusik der mdw.

Am Anfang stand, wie so oft, der Zufall. Bei einem Jeff-Buckley-Tribute im Jahr 2012 stand ein gewisser Steve Sidwell am Pult des niederländischen Metropole Orkest und dirigierte Arrangements aus der Feder von Gerd Hermann Ortler, Lehrender am Institut für Popularmusik der mdw. Man lernte einander kennen und schätzen, und schnell war klar: Als international renommierter und höchst erfolgreicher Komponist, Arrangeur, Produzent und Dirigent war Steve Sidwell wie geschaffen für eine Zusammenarbeit mit dem Institut.

Steve Sidwell
Steve Sidwell ©zur Verfügung gestellt

Die Liste seiner musikalischen Leistungen und Kollaborationen ist scheinbar endlos – neben dem Gewinn eines Grammys in der Kategorie „Best Musical Theatre Album“ für das Carole-King-Musical Beautiful arrangierte er für Stars wie Shirley Bassey und Robbie Williams, war musikalischer Leiter der Abschlusszeremonie der Olympischen Sommerspiele in London 2012 und koproduzierte die Musik des Queen-Kinofilms Bohemian Rhapsody.

„In der Musikindustrie lernst du viele Leute kennen – und du nützt jede Gelegenheit, öfter mit Menschen zusammenzuarbeiten, die dich inspirieren und mit denen du harmonierst“, beschreibt Steve Sidwell seine Beweggründe für die Zusage zum Projekt Beatles: Reimagined. „Es ist spannend, die Studierenden kennenzulernen und mit ihnen zu arbeiten. Aber genauso wichtig war mir der Kontakt zu Gerd. Ich lerne von ihm genauso, wie ich von den Studierenden lerne – und sie hoffentlich auch von mir.“

Zusätzlich zur musikalischen und künstlerischen Expertise stellt die Zusammenarbeit mit Steve Sidwell für die Studierenden eine Chance dar, den konkreten Arbeitsprozess im Business der Unterhaltungsmusik kennenzulernen. Das Projekt bietet die Möglichkeit, alle Erfordernisse von der ersten Arrangement-Idee bis zum Applaus nach dem letzten Ton der Aufführung hautnah zu erfahren. In enger Zusammenarbeit arrangieren die Studierenden in Kleingruppen bekannte Songs und versteckte Perlen aus dem Beatles-Repertoire für Big Band und Streicher, und zwar jeweils maßgeschneidert für einen „performing artist“ – ganz so, wie das bei einer Auftragsarbeit der Fall wäre. Dabei haben sie die Möglichkeit, Instrumental- und Effektspuren sowie Clicktracks für die Aufführung vorzuproduzieren.

Zu einer realitätsnahen Arbeitssituation trägt außerdem bei, dass einige der Stücke in Tonlage und Stil auf die Stimme der südafrikanischen Sängerin Tertia Botha zugeschnitten werden müssen, die gerade beim Musical Bodyguard in Wien auftritt und als Gaststar für das Projekt gewonnen werden konnte.

„Du schreibst und arrangierst, und dein Stück funktioniert wirklich gut und die Tonart passt – und dann triffst du die Künstlerin bzw. den Künstler und musst einsehen: Sie oder er wird das so nicht singen können. Du musst die Tonart wechseln. Und plötzlich passen deine Stimmführungen nicht mehr, und die Dynamik verändert sich …“, so beschreibt Steve Sidwell im Gespräch das tägliche Geschäft als Arrangeur für Sänger_innen, wie zum Beispiel als musikalischer Direktor der ersten beiden Staffeln von The Voice UK der BBC. „Ich versuche, eine realistische Situation für die Studierenden zu simulieren.“

Campus Fest 2018
Campus Fest 2018 ©Stephan Polzer

Den eigenen kreativen Prozess im Arbeitsalltag gezielt und ökonomisch vorteilhaft nützen zu können – das bezeichnet Steve Sidwell als eine seiner wichtigsten Botschaften: „Es ist ein hartes Geschäft. Wir lernen in unserer Ausbildung, gut zu spielen oder gut zu komponieren und zu arrangieren; aber es ist wieder etwas anderes, diese Skills in der echten Welt umzusetzen. Wenn du mit wenig Geld auskommst oder reiche Eltern oder Sponsoren hast, ist das noch halb so wild: Dann kannst du dich kreativ verwirklichen. Aber wenn du Karriere machen möchtest, wenn du eine Familie ernähren möchtest, dann musst du die Fähigkeit entwickeln, zur Zufriedenheit anderer Leute zu arbeiten. Das ist eine Kunst für sich.“

Einen spannenden Aspekt des Projektes stellt die Arbeit in Kleingruppen dar. Komponieren, Arrangieren und Produzieren sind Tätigkeiten, die gerade Studierende häufig allein in Angriff nehmen – im späteren Arbeitsleben ist das Einzelkämpfer_innentum jedoch eher selten anzutreffen. So können die Teilnehmer_innen als wertvolle Erfahrung erleben wie es sich anfühlt, der eigenen Kreativität ein Quäntchen Kompromissbereitschaft beizumengen – immer mit dem gemeinsamen Ziel vor Augen.

Und dieses gemeinsame Ziel kann sich sehen und hören lassen: Den Abschluss der hochkarätigen Kooperation bildet ein Konzert unter dem Titel CUBE: Beatles neu interpretiert am Di, 21. Mai, 19.30 Uhr im MuTh, dem Konzertsaal der Wiener Sängerknaben am Augartenspitz. Eine edle Location für die Vollendung eines spannenden Projekts – und nach dem langen und intensiven Lern- und Arbeitsprozess endlich genügend Raum für tolle Musik!

 

Veranstaltungshinweis

CUBE: Beatles neu interpretiert
21. Mai 2019, 19.30 Uhr

Im Studienjahr 18/19 greift CUBE als Ausgangspunkt und Inspirationsquelle für die künstlerische Auseinandersetzung die Musik der „Beatles“ auf. Die Songs dieser legendären Popband haben auch fünfzig Jahre nach „Yellow Submarine“ nichts an ihrer Magie eingebüßt. Ein imposanter Klangkörper, bestehend aus Big Band, Streichorchester, Vokalist_innen und Solist_innen, wird die neu entstandenen Arrangements im MuTh zum Leben erwecken.

MuTh
Am Augartenspitz 1
1020 Wien

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