Die georgische Pianistin und mdw-Alumna Khatia Buniatishvili wird am 6. Juni beim Festakt anlässlich des 200-Jahr-Jubiläums der mdw im Großen Musikvereinssaal auftreten. Mit dem mdw-Magazin sprach Sie vorab über Kindheits- und Studienerinnerungen sowie Vergleiche mit Popstars.

Khatia Buniatishvili
Khatia Buniatishvili ©Gavin Evans

Nicht nur die mdw hat 2017 etwas zu feiern. Auch Khatia Buniatishvili wird im Juni dieses Jahres einen runden Geburtstag begehen, ihren dreißigsten. Dabei blickt die junge Ausnahmepianistin bereits auf eine überaus erfolgreiche Karriere, zahlreiche Auszeichnungen und fünf veröffentlichte Alben zurück. Ihr Orchesterdebüt als Solistin gab sie im zarten Alter von sechs Jahren, seit ihrem zehnten Lebensjahr gibt sie weltweit Konzerte. „Während dieser Zeit erfuhr ich, was wahre Disziplin bedeutet und wie ein Mensch seine Fantasiewelt in einen physisch und psychisch herausfordernden und realen Plan weiterentwickeln kann. Dieser Lebensabschnitt hat mich zu der gemacht, die ich heute bin.“ Ihre Mutter erkannte ihr Talent schon sehr früh und führte sie in die Welt der Musik ein. Dafür sei sie heute sehr dankbar. Sie zeigte ihr auch, dass neben der Musikalität ebenso Verantwortungsbewusstsein und Freiheit unabdingbar seien, um Musik machen zu können. Bei einem Wettbewerb in Tiflis lernte die Pianistin schließlich Oleg Maisenberg kennen, der sie überzeugte nach Wien zu kommen und bei ihm an der mdw zu studieren. Sie sei damals voller Enthusiasmus nach Wien gekommen und eine sehr gute Studentin gewesen, erzählt Buniatishvili. „Ich wollte so viel wie möglich aufsaugen und die Universität gab mir die Chance auf grenzenloses Wissen.“ Während dieser Zeit habe sie sich zum ersten Mal als selbstständiger und unabhängiger Mensch gefühlt. Über Oleg Maisenberg spricht sie nur Worte des Lobes: Sie habe sehr viel von ihm gelernt. Er sei ein großartiger Musiker mit unbegrenzter Fantasie und Tiefe. „Jede Stunde war ein Kunstwerk und ist tief in meinem Gedächtnis eingebettet.“

Die Wahl-Pariserin gewann 2012 den ECHO Klassik in der Sparte Nachwuchskünstlerin für ihr erstes Album Franz Liszt; 2016 gewann sie den ECHO Klassik in der Sparte Solistische Einspielung des Jahres für ihr viertes Album Kaleidoscope (mit Stücken von Mussorgsky, Ravel und Strawinsky). Das Repertoire für ihre mittlerweile fünf Alben stimme immer mit ihrem jeweiligen Lebensabschnitt und Seelenzustand überein. Sie wolle damit aufrichtig gegenüber den Komponist-Innen, dem Publikum und auch gegenüber sich selbst sein. Von MusikkritikerInnen wird Buniatishvili gerne mit Popstars wie Katy Perry oder Beyoncé verglichen. Sie selbst schenkt derartigen Vergleichen keine Beachtung. Meint in einem Nachsatz aber, es könne daran liegen, dass ein junges, nicht unbedingt Klassik-affines Publikum begonnen habe, sich für sie und dadurch in weiterer Folge auch für die klassische Musik zu interessieren. Vielleicht liegt es aber auch an ihrer expressiven und emotionsgeladenen Körpersprache auf der Bühne? „Meistens vergesse ich, dass das Publikum da ist. Ebenso vergesse ich mein Ego. Meine Energie sowie die des Publikums verbinden sich und etwas Großartiges entsteht. Ich habe das Gefühl unkörperlich zu werden.“

Khatia Buniatishvili
Khatia Buniatishvili ©Gavin Evans

Für junge MusikerInnen hat der Profi einige Ratschläge parat: Man müsse hart arbeiten, aber ebenso die Spontanität des Lebens und der Musik genießen. Man müsse andere Meinungen respektieren und die Verantwortung gegenüber den KomponistInnen, den Menschen, der Musik und der Welt spüren, aber zur gleichen Zeit frei und sich selbst treu bleiben. „Finde deine eigene Stimme und dich selbst in der Musik, der Kunst und im Leben“, so Buniatishvili. Am 6. Juni haben die mdw-Studierenden die Gelegenheit, die Pianistin live zu erleben. Der Auftritt beim Festakt des 200-Jahr-Jubiläums der mdw bedeute ihr sehr viel. Ihr Zeitplan hätte den Auftritt eigentlich nicht erlaubt, aber sie habe es möglich gemacht. „Es ist eine große Ehre.“

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