Vom 16. bis 18. Oktober 2025 feiert das Institut für Kulturmanagement und Gender Studies (IKM) sein 50-jähriges Bestehen. Grund genug, die Korken knallen zu lassen, über die Anfänge dieses Instituts zu erzählen, Entwicklungen zu reflektieren und Zukunftsperspektiven zu entwerfen.
Wie alles begann …
Als 1975 das IKM als „Institut für kulturelles Management, künstlerische Betriebsführung und Öffentlichkeitsarbeit“ an der damaligen Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien ins Leben gerufen wurde, war es nicht nur das erste seiner Art im deutschsprachigen Raum, sondern eines der ersten akademischen Institute für Kulturmanagement in Europa. Die Initiative ging maßgeblich von Ernst Haeusserman und Marcel Prawy aus, die der Ansicht waren, dass eine Ausbildung für „kulturelles Management“ notwendig sei. Ernst Haeussermans Engagement beruhte auf seinem „Unbehagen darüber, dass Menschen, die an Schalthebeln künstlerischer Institutionen sitzen, entweder reine Künstler sind und von den notwendigen Managereigenschaften nichts oder wenig besitzen oder reine Manager sind, auswechselbar mit Managern industriell-kommerzieller Unternehmungen“, wie er es selbst treffend formulierte.
Gründungsfiguren des IKM
Ernst Haeusserman (1916–1984) war, wie man heute sagen würde, ein Allrounder: Er war Schauspieler, Theaterdirektor, Professor an der Filmakademie Wien, Leitungsmitglied der Salzburger Festspiele und eben ein Vordenker des Kulturmanagements. Er war der Ansicht, dass die zunehmende Ökonomisierung der Kunstwelt ein neues Berufsbild erforderte und umgekehrt sahen Manager_innen in der Kunstwelt ein willkommenes Betätigungsfeld: jenes der Kulturmanagerin bzw. des Kulturmanagers. Haeusserman hatte einen Sinn für diesen vermeintlichen Bedarf und wusste, kulturpolitisches Denken mit organisatorischer und betriebswirtschaftlicher Kompetenz geschickt zu verbinden. Unter seiner Leitung wurde (und wird bis heute) das Institut als ein Ort gedacht, an dem Theorie und Praxis, Management und Kunst, Reflexion und Gestaltung in Verbindung gebracht werden sollten. Zeitzeug_innen berichten, dass Haeusserman seine Kulturmanagementagenden oft in einem seiner Stammcafés mithilfe seines roten Telefons erledigt haben soll. Das rote Telefon kann synonym für seine Vorstellung von Kulturmanagement interpretiert werden und ist 2025 aktueller denn je: Um Kunst und Kultur zu vermitteln, bedarf es kritischer, kommunikativer Personen – nicht nur Manager_innen, sondern Vermittler_innen zwischen Kunst, Institution(en) und Öffentlichkeit.
Marcel Prawy (1911–2003), Boomern und älteren Generationen in Österreich als Opernexperte, Chefdramaturg der Wiener Staatsoper und Kultfigur des ORF bis heute lebendig in Erinnerung, war ein leidenschaftlicher Kulturvermittler. Mit seinem unverwechselbaren Stil, seiner Vorliebe für Plastiksackerl, die er für sein ausgeklügeltes Noten-Ordnungssystem hamsterte, und seiner Fähigkeit, komplexe musikalische Phänomene zu erklären, erreichte er unterschiedlichste Publikumsgruppen. Als Dramaturg und als Dozent an der damals noch Hochschule für Musik und darstellende Kunst war er ein brillanter Erzähler und Opernkenner, der seine Erfahrungen und sein Wissen aus der Musikwelt und den Medien in die Lehre einbrachte und mit seinem Sinn für Humor Generationen von Studierenden inspirierte. Prawys Präsenz und seine Expertise machten ihn zu einer Institution der Kulturvermittlung in Wien.
Das von Haeusserman und Prawy gegründete Institut war von Anfang an ein Experimentierfeld, ein Ort des kritischen Denkens, in dem viel diskutiert (und geraucht) wurde. Vor allem durch den von den beiden initiierten Lehrgang für Kulturmanagement (1976) erlangte das Institut europaweit an Bedeutung.
IKM heute
Das IKM, heute das Institut für Kulturmanagement und Gender Studies, das seit 2024 von Dagmar Abfalter, Professorin für Kulturmanagement, geleitet wird und aktuell weitere Professuren in Gender Studies, Kulturbetriebslehre und Kulturwissenschaft umfasst, ist zu einem transdisziplinären Ort gewachsen. Mit dem postgradualen Lehrgang für Kulturmanagement, der Etablierung der Gender Studies an der mdw, der Implementierung des International Research Center – Gender and Performativity sowie der transversalen Forschungsschwerpunkte im Bereich der Kulturwissenschaften, Cultural Institutions Studies, Kulturbetriebslehre, Kulturpolitik und dem (auslaufenden) Universitätslehrgang für angewandte Dramaturgie legt das IKM seinen Fokus auf Kunst, Kultur und Forschung in gesellschaftspolitischen und praxisrelevanten Diskursen. Besonders in den letzten Jahrzehnten hat es sich als ein Institut etabliert, das die Theorie der Kulturbetriebslehre und Kulturwissenschaften sowie die gesellschaftliche Dimension von Kunst und Kultur im globalisierten Kontext erforscht und kulturpolitische Fragen zu Ungleichheiten und Machtkritik in den Blick nimmt. Auch in Zukunft wird das IKM gesellschaftskritische Perspektiven auf die Kunst- und Kulturlandschaft werfen, neue Forschungsfelder eröffnen und innovative Lehrformate weiterentwickeln.

Das Team des IKM ist sich bewusst, dass die kommenden Jahre große Herausforderungen mit sich bringen werden, vor allem im Hinblick auf digitale Transformation, soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Abhängigkeiten und die Rolle der Kunst in einer globalisierten und krisengebeutelten Welt. In diesem Sinne: Stellen wir uns den Antworten, liefern wir Fragen und feiern Sie mit uns!
reConnect mdw – Alumni Festival
Sa, 11. – So, 19. 10.
Workshops, Diskussionen, Konzerte, Backstage-Führungen u. v. m.
50 Jahre IKM – ein Fest!
Im Rahmen des Alumni Festivals wird anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums des Instituts für Kulturmanagement und 20 Jahre Gender Studies von Do, 16. bis Sa, 18. 10., eine facettenreiche Veranstaltungsreihe am mdw-Campus geboten: Buchpräsentationen, Film-Screenings und Party-Programm beleuchten die Entwicklung der Fachbereiche Kulturmanagement und Gender Studies an der mdw, Wegbegleiter_innen innen werden gewürdigt und es wird gemeinsam gefeiert.
