Die isa, internationale Sommerakademie der mdw, findet heuer erstmals am mdw-Campus am Anton-von-Webern-Platz statt – und bietet Studierenden dank der neuen Raumsituation nicht zuletzt mehr Möglichkeiten zum kreativen Austausch.
Die schmucken Villen, die grünen Wälder, die prächtigen Berge: Es hat seine Gründe, warum der Semmering seit jeher zu Urlaub und Sommerfrische verlockt. Auch Johannes Meissl, Geiger, Dirigent und Vizerektor der mdw, hat etliche Sommer in der Gegend verbracht – allerdings in dienstlicher Mission. 20 Jahre lang hat er die isa, die Internationale Sommerakademie der mdw, in der malerischen Landschaft geleitet, ist zwischen Kursstandorten in Reichenau, Payerbach oder auch Mürzzuschlag hin- und hergependelt. Doch damit ist nun Schluss: Die Kaderschmiede für junge Talente, ursprünglich im Jahr 1991 vom damaligen Rektor Michael Frischenschlager aus der Taufe gehoben, wird heuer erstmals in der Großstadt veranstaltet – und zwar am mdw-Campus am Anton-von-Webern-Platz.

Im Zeitalter der Klimakrise hat dies nicht zuletzt auch mit Ressourcenschonung zu tun: Die isa will künftig die Kriterien eines Green Events erfüllen und hat sich deshalb eine effizientere Verkehrslogistik verordnet. Ein gewichtiger Grund für den Umzug sind aber freilich auch die Entwicklungen am Campus in Wien-Landstraße: Im Laufe der Vorjahre ist das Areal Schritt für Schritt ausgebaut worden und besticht heute durch hochmoderne Unterrichtsräume und Konzertsäle. Und noch ein Umstand spricht für die Übersiedelung. Der neue, kompakte Austragungsort begünstigt mit seinen kurzen Wegen den Austausch unter den Teilnehmenden der isa. Am mdw-Campus kann für zwei Sommerwochen ein stimulierender, kreativer Ballungsraum mit kommunizierenden Gefäßen entstehen. Meissl: „Die isa ist keineswegs eine reine Ansammlung von Masterclasses, sondern eine spartenübergreifende Veranstaltungsreihe. Da ist es ein großes Plus, wenn man das an einem Ort veranstalten kann.“ Ziel sei ja nicht nur, dass sich rund 200 internationale Studierende mittels Meisterklassen in ihrem Hauptfach verbessern. Dem Nachwuchs sollen zudem neue Horizonte erschlossen werden – in Veranstaltungen, aber auch im persönlichen Austausch. Aus der isa haben sich „langanhaltende künstlerische Partnerschaften und Freundschaften entwickelt“, erzählt Meissl. Dieser Dynamik kann es nur förderlich sein, wenn die Kursräume möglichst nah beieinanderliegen.
Herzstück der Sommerakademie, die im Vorjahr wegen des Umzugs pausierte und heuer in Wien programmatisch mit dem Motto Music City Lab startet, bleiben freilich ihre Masterclasses: Für die zwei Kurswochen vom 21. Juli bis 3. August konnten Lehrende wie die Cellistin Emmanuelle Bertrand, Pianist Christopher Hinterhuber, Sopranistin Laura Aikin oder Fagottistin Sophie Dervaux gewonnen werden. Wobei: Das Angebot wendet sich heuer nicht nur an aufstrebende Vokal- und Instrumentaltalente. In diesem Jahr werden auch Masterclasses zu den Themen Community Music sowie Filmmusik-Komposition und -Produktion abgehalten.

Ergänzt werden die Masterclasses um einen bunten Mix an Workshops: Sie sollen den Studierenden Ausblicke über den Tellerrand ihres Hauptfachs bieten und stehen in vielen Fällen allen isa-Teilnehmenden offen – ob sie nun im Hauptfach Klavier, Blas-, Streichinstrument oder Gesang studieren. Da kann man etwa in die Grundlagen der Jazzimprovisation hineinschnuppern, im 200. Geburtsjahr von Johann Strauß Walzerschritte erkunden, aber auch berufliches Know-how erwerben: Wie etwa verhelfen einem Entspannungstechniken zu einer besseren Performance? Lässt sich KI zur Selbstvermarktung nutzen? Und wie spreche ich am besten zu einem Publikum von der Bühne? Ein weiterer Workshop rückt die Barockoboe ins Zentrum, ein anderer bringt Synthesizer zum Fiepen und Ziepen. Meissl: „Das Programm der isa kann nicht erschöpfend, aber sehr breit sein. Durch diese Fülle soll es Inspiration vermitteln, Impulse setzen und die Menschen vernetzen. Darin sehen wir unsere Raison d’Être.“
Zu dieser Vielfalt gehört auch eine wissenschaftliche Summer School: Passend zum neuen Austragungsort, setzt sich die isaResearch (früher isaScience) mit der „dynamischen Beziehung zwischen Klang, urbanem Raum und Politik“ auseinander und wird von 21. bis 23. Juli rund 20 Nachwuchsforschende auf dem Campus begrüßen. Belebende Klänge bringen während der zwei isa-Wochen natürlich auch die jungen Teilnehmenden ein: Nicht nur soll sich an den beiden Freitagen der gesamte Campus in einen Aufführungsort verwandeln, sagt Meissl. Darüber hinaus strahlt die Sommerakademie mit einer Fülle an Konzerten in die Stadt hinein: Das isaFestival wird unter anderem im Schubert-Haus, im Palais Pálffy, der Ursulinenkirche und auch Off-Locations wie etwa der Schieberkammer stattfinden und gemeinsame Sache mit dem Kultursommer Wien machen. Überhaupt möchte die isa in der Hauptstadt Fahne zeigen – und sich hier künftig noch stärker vernetzen.
In einer Hinsicht ist man allerdings um die Vermeidung von allzu viel Klang-Aufkommen bemüht: Wenn es um den letzten Abend geht. „Nach dem Schlusskonzert werden wir am Campus, solange wir es können, eine Party machen“, sagt Meissl. Aber: „Ewig wird es nicht dauern, wir wollen nicht die Nachbarn stören.“