Spiraldynamik: eine sinnvolle Ergänzung des Gesangsunterrichtes?

 

Obwohl „Spiraldynamik“, anders als beispielsweise Feldenkrais, in Musikerkreisen noch wenig bekannt ist, scheint diese Technik zur Körperkoordination doch ein überzeugendes Begleitangebot zum Gesangsunterricht zu sein. Die Entscheidung, „Spiraldynamik“ näher zu untersuchen, wurde durch die Veranstaltungsreihe „Musik und Muskeln“  (Ltg. Univ.-Prof. Walter Wretschitsch) motiviert, welche seit 2008 an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien stattfindet: viele Studierende im Fach Gesang bezeichneten den im Rahmen der Veranstaltung angebotenen Kurs zum Thema „Spiraldynamik“ als förderlich für ihr Singen.

 

Das Konzept „Spiraldynamik“, vor etwa 30 Jahren vom Schweizer Arzt Dr. Christian Larsen und der französischen Physiotherapeutin Yolande Deswarte entwickelt, begreift Bewegungen des Körpers nicht als isolierte Einzelvorgänge, sondern betrachtet sie als Teil des physiologischen Körpergesamtzusammenhanges. Herwig Korbel beschreibt die Vorgehensweise der „Spiraldynamik“ bezogen auf die Gesangsausbildung folgendermaßen: „Bei Sängern gilt der Wirbelsäule mit den Polen Becken und Kopf das Hauptaugenmerk. Becken und Kopf drehen sich spiegelsymmetrisch so ein, dass die Wirbelsäule von den Enden her in die Länge gezogen wird. Steuert man die Aufrichtung der Wirbelsäule von den Polen her, dann werden entlang des Rumpfes und der Wirbelsäule alle beteiligten Muskeln in ihrem komplexen Zusammenspiel richtig angesteuert. Das eigentliche Zentrum der Wirbelsäulenaufrichtung ist das Hüftgelenk. Um dieses dreht sich das Becken im Idealfall so, dass das Kreuzbein der Wirbelsäule eine annähernd horizontale Basis bietet; dieses Fundament ist die Voraussetzung dafür, dass die Wirbelsäule ein leicht geschwungenes S darstellt. Dieses leicht geschwungene S ermöglicht eine offen Flanke, einen sich nach vorne und oben öffnenden Brustkorb. Die Halswirbelsäule ist gut aufgerichtet und wird vom Kopf unter Zugspannung gebracht: So kommt es zu einer stabilen Verbindung der Resonanzräume von Kopf und Rumpf.“ (vgl. Abb. 1-4).

 

 

 

Literatur

Betz, Ulrich; Heel, Christian; Hüter-Becker, Antje: Lehrbuch zum neuen Denkmodell der Physiotherapie. Bewegungssystem. Stuttgart: Thieme, 2002.

Larsen, Christian: Spiraldynamik, die zwölf Grade der Freiheit. 1. Aufl. Petersberg: Verl. Via Nova, 1995.

LARSEN, Christian, Spiraldynamik, dreidimensionale Atemtherapie, in: Zeitschrift für Physiotherapeuten 53 (2001), Nr. 7, S. 1163-1182.

Larsen, Christian: Spiraldynamik: Spannendes und Entspannendes zum Thema Beckenboden. In: Krankengymnastik 52 (2000), Nr. 11, S. 1842–1868.

 

 

 

 

 

Arbeitsgruppe

 

  • Bakk. Herwig Korbel:  Masseur, seit 2005 Lehrkraft für Spiraldynamik, langjährige Erfahrung bei der Betreuung von BerufsmusikerInnen, Seminare im Rahmen  der Ausbildung von Pilatestrainern, Tätigkeit an der Academy of Living Movement.
  • Mag. Katharina Raffelsberger: Dozentin für Gesang,ehemals Studierende an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, im Rahmen ihrer Diplomarbeit Mitarbeit an der vorliegenden Studie
  • Univ.-Prof. Mag. Dr. Julia Bauer-Huppmann: Studienleitung 

 

Publikation

 

Bauer-Huppmann, Julia, Raffelsberger, Katharina, Korbel, Herwig, Techniken zur Bewegungskoordination im Gesangsunterricht: Fallstudie Spiraldynamik, in: Vox humana (Hrsgb. KS Sibrand Basa), Jahrgang 6, Heft 2, Nürnberg, Oktober 2010, S.33-37.