Möglichst grenzenlos sollte die isa21 – Internationale Sommerakademie der mdw vom 14. bis 29. August unter dem Jahresthema „unlimited“ über die Bühne gehen. Das Versprechen konnte dank hybrider Aufstellung und eines umfassenden Präventionskonzepts weitestgehend eingelöst werden.

Endlich war es wieder richtig zu spüren, das berühmte „isa-Feeling“: Beim Preisträger_innenkonzert am 28. 8. im den behördlichen Auflagen entsprechend maximal gefüllten Schloss Reichenau an der Rax entzündete der künstlerische Leiter Johannes Meissl die Kerzen auf der Torte zum 30-jährigen Jubiläum der isa. Das Festivalpublikum, die preisgekrönten jungen Solist_innen und Ensembles der isa, die Kameraleute des AV-Teams, die Preisstifter_innen und Kooperationspartner_innen und das gesamte isa-Team waren bester Stimmung. Neben der Freude über die hohe künstlerische Qualität der Darbietungen war dabei auch die Erleichterung über zwei gelungene Wochen mit Kursen, Workshops und Veranstaltungen im Präsenzbetrieb ohne einen einzigen positiven Covid-19-Fall spürbar.

Ritter Dene, Voss – Winderlich, Rose, Tuppy, isa21 © Stephan Polzer
Zahlreiche Premieren

Mit der Inszenierung von Thomas Bernhards Ritter, Dene, Voss, einer Kooperation mit dem Max Reinhardt Seminar, wurde die isa21 am 14. 8. eröffnet. Die Vordiplom-Inszenierung der Regiestudentin Azelia Opak erlebte ihre Premiere vor Publikum, womit auch der Gerhardthof in Reichenau als Veranstaltungsraum eingeweiht wurde. Beim Welcome-Konzert am 15. 8. im Literatursalon Schloss Wartholz wurde das Jahresthema „unlimited“ aus musikalischen, diskursiven und filmischen Blickwinkeln beleuchtet. Im Talk mit der Moderatorin Arabella Fenyves sprach Rektorin Ulrike Sych über die Magie der Semmering-Rax-Region und die Herausforderungen für die mdw in Zeiten der Pandemie. Johannes Meissl erläuterte die Hintergründe des Jahresthemas, das, zunächst auch aus einer „Trotz der Pandemie“-Haltung heraus entstanden, Impulse nicht nur für das Überwinden und Überschreiten von Grenzen in geografischer, gesellschaftlicher oder politischer Hinsicht, sondern auch für das Erweitern der persönlichen und kreativen Potenziale geben sollte. Yasmo öffnete mit ihrer Poetry-Slam-Show sehr persönlich und authentisch die Perspektive hin zu gesellschaftskritischen Themen. Der Abend war zugleich auch Startschuss für mehrere Tage mit digitalen Unterrichts- und Streaming-Angeboten bei der isa21. Das AV-Team der mdw hatte in Reichenau ein komplettes Studio eingerichtet, aus dem live übertragen wurde – in der ersten Woche im Literatursalon Schloss Wartholz und in der zweiten Woche im Schloss Reichenau. Einen Schwerpunkt der ersten Woche bildete die Kooperation mit Exilarte – Zentrum für verfolgte Musik der mdw unter der Leitung von Gerold Gruber mit einem Konzert am 16. 8., einem mehrtägigen Workshop und daraus entstandenen Konzertbeiträgen, die großartige Musik ins Repertoire der Konzerte des isaFestivals brachten.

Ein besonderer Höhepunkt war die Begegnung mit Alfred Brendel. In einer öffentlichen Masterclass und einem Lecture Recital mit dem Selini Quartet gab der 90-Jährige sein umfangreiches Wissen über Beethovens späte Werke weiter und faszinierte mit seinen fundierten Ausführungen und seiner funkelnden geistigen Wachheit.

Öffentliche Masterclass mit Alfred Brendel und dem Selini Quartet © Stephan Polzer A public masterclass with Alfred Brendel and the Selini Quartet © Stephan Polzer
Sehnsucht nach Beisammensein

Krisensicher sollte die isa21 funktionieren, daher wurden an den Kursstandorten der Meisterkurse in Reichenau, Payerbach und Semmering zahlreiche Unterrichtsräume auch digital ausgestattet. So konnten Teilnehmende, die nicht aus Asien oder Amerika anreisen konnten, rein digital aus der Ferne dabei sein und den Unterricht bei namhaften Lehrenden wie Ulf Wallin, Andrea Lieberknecht, Dag Jensen, Sharon Kam, Julius Berger, Margit Klaushofer und Bo Skovhus, um nur einige zu nennen, erhalten. Digital von Amerika, Frankreich, Israel und Deutschland aus konnten Shmuel Ashkenasi, Boris Berman, Emmanuelle Bertrand, Hatto Beyerle und Hagai Shaham mit den isa-Teilnehmenden arbeiten.

Die Sehnsucht nach Teilnahme vor Ort war jedoch groß, und mithilfe regelmäßiger flächendeckender Testungen aller Beteiligten sowie unter disziplinierter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen konnten in etwa 70 Prozent der sonstigen Kurs-Auslastung im Präsenzbetrieb ermöglicht werden. Auch isaOutreach, als Musikvermittlungsprogramm wichtiger Bestandteil im interdisziplinären Spartenkanon der isa, konnte stattfinden und brachte Jung und Alt, Musikstudierende und Reichenauer Bevölkerung auf kreativen Wegen zusammen.

Ein- und Ausblicke

Mit der erstmaligen hybriden Durchführung hat sich die isa einer logistischen Herausforderung gestellt, und sie konnte mit der gelungenen Umsetzung ihrem Anspruch, immer auch „Experimentierwerkstatt“ sein zu wollen, gerecht werden. Labor für die Zukunft zu sein und sich immer wieder neu zu erfinden – ganz in diesem Sinne lässt sich auch das Jahresthema für die kommende isa im August 2022 lesen. „Always anew“, immer wieder aufs Neue also, adressiert gesellschaftliche Themen wie Resilienz, die Fähigkeit zum Neubeginn nach Krisen oder Rückschlägen und grundsätzliche Fragen von Wandel und Erneuerung in Kunst und Forschung genauso wie das notwendige Wiederholen und Üben in jeder künstlerischen Tätigkeit, die Interpretation existierender Werke als Re-Kreation und Neuerfindung oder auch überhaupt die Konzeption des Lebens als freudvoll gesehene Übung. Es will positiv in eine gesamtgesellschaftliche Zukunft blicken, die hoffentlich dann eine post-pandemische sein wird!

Arabella Fenyves & Gerold Gruber © Stephan Polzer

 

Save the Date:
isa22 – Internationale Sommerakademie der mdw
18. bis 28. August 2022, isa-music.org

Best of isa21 in der mdwMediathek

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