Online-Hearings für Professuren, digitale Zulassungsprüfungen und Blended Learning – die Lehre an der mdw hat durch die weltweite Covid-19-Pandemie einen Digitalisierungsschub erfahren und hat durch das Audio-Video-Zentrum (AV-Zentrum) des Zentralen Informatikdienstes (ZID) der mdw einen starken Partner in der Not an seiner Seite.

© Stephan Polzer

„Die Anforderungen einer Universität für Musik und darstellende Kunst sind andere, als die einer Universität, bei der es vorrangig um die Übertragung von Sprache und Powerpoint-Folien geht“, erklärt Tonmeister Florian Rabl, Mitarbeiter des AV-Zentrums, die Herausforderungen der digitalen Lehre an der mdw. „Die Priorität der gängigen Programme wie Zoom, Webex oder Skype lag anfänglich in der Sprach- und Bildübertragung, daher mussten wir ergänzende Systeme entwickeln, um den hohen Anforderungen an die Übertragung von Musik an unserer Kunstuniversität gerecht zu werden.“ Bei der Verbesserung der Übertragungsmöglichkeiten konnte das Team des AV-Zentrums auf die für das Streaming bereits bestehende Server- und Netzwerkinfrastruktur, die dafür notwendige AV-Ausstattung sowie das entsprechende Know-how der Kolleg_innen rund um Tonmeister Ulrich Wagner aufbauen.

Man kann mit der Kamera gezielt auf bestimmte Bereiche fokussieren, aufnehmen und wieder abspielen. Das ist in der Präsenz so nicht möglich.

Thomas Lang, Leiter AV-Zentrum

Die Qualität der Ausbildung an der mdw basiert wesentlich auf individueller Betreuung, professioneller Praxiserfahrung und unmittelbarer Interaktion in der Präsenzlehre und stellt somit höchste Anforderungen an multimediale Übertragungen. „Eine hochwertige Übertragung in Echtzeit ist derzeit praktisch nur interuniversitär über die schnellen, breitbandigen Verbindungen des Austrian Academic Computer Network, kurz ACOnet, und Systemen wie LoLa (Low-Latency Audio-Video Streaming System) möglich“, dämpft Thomas Lang, Leiter des AV-Zentrums an der mdw, überzogene Erwartungen. „Grundsätzlich ist die für die musikalische Beurteilung notwendige hohe Übertragungsqualität abhängig von der technischen Infrastruktur der Nutzer_innen. Deswegen haben wir versucht, in diesem Bereich zu optimieren und Maßnahmen zu setzen.“

In erster Linie galt es, die Situation für die Studierenden durch ergänzende AV‑Ausstattung zu verbessern sowie Lehrende, die einer Risikogruppe angehören, zu schützen. „Durch die Ausstattung der Unterrichtszimmer mit hochwertigen Kameras und Audio-Komponenten, ist es den Studierenden nun auch möglich, an die mdw zu kommen und von dort aus den künstlerischen Einzelunterricht mittels Zoom in Hi-Fi Mode wahrzunehmen“, erklärt Florian Rabl. „Dass man den Einzelunterricht überträgt, ist sicherlich ein Kompromiss aus der aktuellen Situation, das eröffnet aber auch neue Möglichkeiten für den Unterricht.“ Diese neuen Möglichkeiten könnten den Präsenzunterricht hilfreich ergänzen – die Reproduzierbarkeit einer Situation beispielsweise bietet nicht nur neue didaktische Wege für Lehrende, sondern stellt zudem ein Selbstanalyse-Tool für Studierende dar.

Alle meine Kolleginnen und Kollegen sind ausgebildete Tonmeisterinnen und Tonmeister. Auf diesem umfangreichen Wissen konnten wir gut aufbauen.

Florian Rabl, AV-Zentrum

Die hochwertige Ausstattung der Vorlesungsräume für Seminare und Vorträge im künstlerischen und wissenschaftlichen Bereich sowie die vom AV-Team selbst entwickelten AV-Workstations zeichnen sich durch einfache Bedienbarkeit und Kompatibilität der dafür notwendigen technischen Systeme aus. „Man kann zwischen verschiedenen Kameraeinstellungen, der Präsentation am Laptop sowie zwischen der Gruppe im Raum und den Online-Teilnehmer_innen switchen. Zudem ermöglichen die neuen Workstations das Streamen und Aufzeichnen per Knopfdruck. Anschließend kann man die Aufnahme direkt und perfekt portioniert auf Moodle hochladen“, berichtet Katharina Pfennigstorf vom Institut für Kulturmanagement und Gender Studies (IKM), von den Möglichkeiten im Hybridunterricht, einer Mischform aus Präsenz- und Online-Unterricht. „Es ist unglaublich, was das AV-Zentrum hier geleistet hat. Nicht nur einmal musste ich Externen Namen nennen, wer für die Entwicklung dieser Technik verantwortlich ist.“ Auch in Zukunft möchte das Institut die neuen Tools zum Einsatz bringen. „Wir wollen im Kulturmanagement-Lehrgang nicht im digitalen Prä-Corona-Steinzeitalter bleiben. Dafür funktioniert es zu gut und die Studierenden schätzen es viel zu sehr.“

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Auch Markus Hadulla vom Institut Konzertfach Klavier sieht Potenziale der neuen Technologien im Distance Learning: „Wir könnten zukünftig etwa mit kurzen digitalen Kontrolleinheiten spontaner auf die individuellen Ansprüche der Studierenden reagieren.“ Diese und viele weitere innovative Möglichkeiten der Digitalisierung greift die mdw in ihrer Digitalisierungsstrategie auf und will somit die Chancen für Kunst, Lehre und Forschung nutzen.

Auch wenn Online-Unterricht unter dem Strich aufwendiger sein kann, lerne ich die Vorteile des Online-Unterrichts schätzen und kann mir künftig Kombinationen vorstellen.

Marlene Lacherstorfer, Institut für Musik und Bewegungspädagogik/Rhytmik sowie Musikphysiologie

© Stephan Polzer

Dass die Digitalisierung sowohl Potenziale als auch Grenzen hat, weiß Wilfried Aigner vom Institut für musikpädagogische Forschung, Musikdidaktik und Elementares Musizieren: „Man kann sehr viel vom Distance Learning mitnehmen, aber wie es ist, vor dreißig Kindern zu stehen und mit ihnen zu kommunizieren, können Lehramtsstudierende nicht digital lernen. Eine Chance sehe ich im Ausprobieren von neuen Wegen der Lehre und in dem bedeutenden Kompetenzzuwachs bei allen Beteiligten.“

Das nötige Know-how wird durch den Support der Mitarbeiter_innen des AV-Zentrums vermittelt sowie durch umfangreiche Schulungen der Personalentwicklung, die bereits zu Beginn des ersten Lockdowns mit einem entsprechenden Angebot im Umgang mit den neuen Rahmenbedingungen reagiert hat. „Techniktraining, organisierter kollegialer Austausch, Angebote zum Kompetenzerwerb sowie verschiedene Services sollen Lehrpersonal und Studierende der mdw unterstützen“, erklärt Dagny Schreiner, Leiterin der Personalentwicklung – Zentrum für Weiterbildung.

Das AV-Zentrum ist sehr bemüht, uns dabei zu unterstützen live zu zoomen, und diese Möglichkeit in den Unterricht zu implementieren.

Andrea Pfestorf-Janke, Anton Bruckner Institut für Chor- und Ensemblebegleitung sowie Tonsatz in der Musikpädagogik

Das Learning-Management-System Moodle sowie das Prüfungsmanagement an der mdw wurden vom Zentralen Informatikdienst der mdw ebenfalls stark ausgebaut. „Derzeit arbeiten wir an einer Erleichterung in der Erstellung von Moodle-Kursen, die zukünftig aus mdw-Online heraus ermöglicht werden soll“, berichtet Arno Traninger vom Zentralen Informatikdienst der mdw. Für die kontaktlose Durchführung der Zulassungsprüfungen konnte in kurzer Zeit eine Lösung gefunden werden, die auch für die Zukunft genutzt werden kann. Die mdwBox, das Online-Storagesystem der mdw, ermöglicht den Bewerber_innen das Hochladen der Bewerbungsvideos, auf die die Prüfungskommission Zugriff erhält. „Vor allem die ersten Runden haben hier das Interesse geweckt. Die Bewerber_innen müssen nicht extra für eine Prüfung anreisen.“

Die gute Zusammenarbeit zwischen dem AV- Zentrum und den anderen Fachabteilungen des ZID sowie die effiziente Kommunikation mit den Lehrenden und dem Rektorat sieht Thomas Lang als Erfolgsfaktor für die Umsetzung der laufenden Projekte sowie die stete Evaluierung der Maßnahmen. „Nach wie vor bessern wir ständig nach. Es ist ,work in progress‘ und auch Forschungsarbeit, die wir hier leisten“, beschreibt Florian Rabl den Prozess der Digitalisierung. „Die Erkenntnisse, die wir daraus gewinnen, nützen auch der Pädagogik und der Didaktik.“ Für ihn bedeutet Blended Learning nicht nur die Verbindung von Präsenz und Distance Learning, sondern auch die optimale Verschränkung von Tools und Methoden. „Wir haben die Basis gelegt und sind nun gespannt, wie es weitergeht.“

© Florian Rabl
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