Traditionen des Klavierspiels

 

 

 

Das Symposium Traditionen des Klavierspiels ist von der Idee getragen, nach der Möglichkeit - oder Unmöglichkeit - einer Ausprägung von "Schulen" zu fragen, welche sich auf dem Gebiet verschiedener Nationalstaaten herausgebildet haben könnten und eine bestimmte Tradition im Klavierspiel verfolgen. Wurden in den letzten Jahren die "Klaviertraditionen" Polens, Frankreichs, Ungarns und Russlands thematisiert, so steht nun von 4. April 2014 bis 6. April 2014 "Deutschland" im Mittelpunkt künstlerischen und wissenschaftlichen Diskurses. Gerade Deutschland steht exemplarisch dafür, dass es auf Grund der Einwirkung unterschiedlichster Faktoren verfehlt wäre, von nur einer "Tradition" oder "Schule" zu sprechen. Und dies, obwohl der Begriff der "Deutschen Kultur" markant konnotiert ist und die deutsche Musikkultur über Jahrhunderte hinweg im europäischen Kontext von größtem Einfluss war.


Noch unter der Resonanz Johann Sebastian Bachs und dabei gleichzeitig in der Abgrenzung davon bestimmten Carl Philipp Emanuel Bach, Friedrich Wilhelm Marpurg und Daniel Gottlob Türk den Begriff der "Clavierschule" im endenden 18. Jahrhundert. Die gegenseitige Beeinflussung von Literatur, Malerei und Musik formte das Konzept der "Deutschen Romantik". Ein Ideal, das in Robert Schumann und Johannes Brahms personifiziert ist. Das im 19. Jahrhundert gelebte Phänomen "Deutscher Kultur" war auch für das heutige Österreich gültig - daher ist es uns ein Anliegen, diesen später durch Nationalstaatenbildung bzw. durch den Zusammenbruch monarchistischer Strukturen nach außen hin einer Trennung unterzogenen Kulturbegriff nach seiner Durchlässigkeit abzutasten: Nicht nur nach Parallelitäten oder Unterschieden zwischen Schumann und Brahms zu fragen, sondern nach ebensolchen zwischen der Deutschen Romantik und dem Wiener Biedermeier. Im 20. Jahrhundert war Berlin das künstlerische Zentrum für die verschiedenen Ausprägungen "Neuer Sachlichkeit", nach 1946 fungierten die "Internationalen Ferienkurse in Darmstadt" als Initial für die europäische komponierende Avantgarde. Allen voran gilt es hier, das Klavierwerk Karlheinz Stockhausens zu beleuchten.  

 

 

Das Symposium unternimmt den Versuch, in hochkarätig besetzten Konzerten, Vorträgen und einem Meisterkurs unterschiedliche stilistische Momente in ihren jeweiligen historischen Kontext zu stellen und die künstlerischen, historischen wie pädagogischen Aspekte dieses facettenreichen Themas zu beleuchten.