Interdisziplinäre Ringvorlesung Transkulturalität: Gesellschaft in Bewegung


Am Mittwoch, dem 5. April 2017 findet der 6. Termin der Interdisziplinären Ringvorlesung Transkulturalität_mdw mit dem Thema "Gesellschaft in Bewegung" statt.

Those who go those who stayFoto: Filmstill aus "Those who go those who stay" ©Ruth Beckermann Filmproduktion


Wissenschaftlicher Vortrag


Migrationsgesellschaftlich denken – globalitätsbewusst handeln – Bildungsprozesse für die Gegenwart

Durch Migrationen werden die nationalen Ordnungen der Zugehörigkeit in Bewegung gebracht. Die Abwehr dagegen ist gesellschaftlich ausgeprägt, der Wunsch an einem abstammungsorientierten und homogenen Konzept von gemeinschaftsbildender Nationalstaatlichkeit festzuhalten, hat sich zumindest in Deutschland und auch in anderen europäischen Ländern nicht erledigt. Der Begriff der Migrationsgesellschaft macht auf innere Pluralität und gesellschaftliche Zugehörigkeit aufmerksam und kennzeichnet ein Konzept, das den/die Andere/n nicht verstehen muss, um sie als Subjekte zu anzuerkennen.

Das universelle Bedürfnis nach angemessenen Lebens- und Arbeitsbedingungen, aber auch die vielfache wechselseitige, praktische Angewiesenheit der Weltbevölkerung aufeinander, verbindet geflüchtete Menschen, Menschen an den Zielorten der Flucht und etablierte Bewohner_innen der relativ privilegierten Zielorte dieser Welt. Wir sind uns weniger fremd, als oft behauptet wird. Die Auseinandersetzung mit der ungleichen Verteilung von Eigentum, Vermögen und infrastruktureller Versorgung ist ein wesentlicher Bestandteil einer globalen Bewusstseinsbildung. Der Impuls, der von Migrationsbewegungen ausgeht, ist somit weitreichender als Integrationsmaßnahmen und "Willkommenskulturen" suggerieren. Mit einer migrationsgesellschaftlichen und kritischen Bildungsarbeit verbindet sich ein politisches Projekt, das die Ordnung der pädagogischen, ökonomischen und sozialen Organisationen und der Bildungsinstitutionen theoretisch, konzeptionell und praktisch revidiert.

 

Astrid Messerschmidt

Vortragende: Astrid Messerschmidt

Erziehungswissenschaftlerin (*1965), Dr.in phil. habil., Erziehungswissenschaftlerin und Erwachsenenbildnerin; seit Sommersemester 2016 Professur für Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Geschlecht und Diversität an der Bergischen Universität Wuppertal;

Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Migrationsgesellschaftliche Bildung, Diversität und Diskriminierung, Geschlechtertheorien und geschlechterreflektierende Bildung; Antisemitismus und Rassismus in den Nachwirkungen des Nationalsozialismus

Foto: ©Bergische Universität Wuppertal


Künstlerischer Beitrag


Ruth Beckermann: Those Who Go Those Who Stay (Dokumentarfilm 2013, 75 min.)

Regen auf der Fensterscheibe, ein Feuerwehrauto, ein Kater, der unzählige Nachkommen gezeugt hat: Es ist das absichtlich absichtslose Schauen, das den Zufall zulässt, ein Erzählen und Erinnern auf Fährten, die Ruth Beckermann kreuz und quer durch Europa und rund ums Mittelmeer verfolgt.

Nigerianische Asylwerber in Sizilien, ein arabischer Musiker in Galiläa, bierselige Nationalisten in Wien, die kapitolinische Wölfin und drei verschleierte junge Frauen, die minutenlang versuchen, eine stark befahrene Straße in Alexandria zu überqueren. Fäden, Tücher und Textilien tauchen immer wieder auf wie Lesezeichen in einem Gewebe aus Reisebewegungen und Fluchtbewegungen.

"Those who go Those who stay" erzählt vom Unterwegssein in der Welt und im eigenen Lebenslauf.


Kommentar und Moderation: Andrea Ellmeier
Historikerin, seit 2009 Gender-Koordinatorin im Vizerektorat für Lehre und Frauenförderung der mdw und Aufbau der Koordinationsstelle für Frauenförderung und Gender Studies der mdw, seit 2014 deren Leiterin.


Die Veranstaltung ist bei freiem Eintritt öffentlich zugänglich.


Interdisziplinäre Ringvorlesung Transkulturalität_mdw:
Gesellschaft in Bewegung

5. April 2017, 17.00 Uhr
Fanny Hensel-Saal
Anton-von-Webern-Platz 1
1030 Wien