Presse
Neuigkeiten an der mdwMenschenrechtstag 2022
Musikausbildung im Kontext von Neoliberalismus und Klassismus
Vortrag von Christina Scharff, ao. Professorin für Gender, Medien und Kultur am King’s College London
Anlässlich des Jahrestags der Deklaration der Menschenrechte veranstaltet die mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien am 13. Dezember 2022 einen Vortragsabend zum Thema Musikausbildung im Kontext von Neoliberalismus und Klassismus.
Inhalt
Neoliberalismus wird häufig als eine wirtschaftliche Konstruktion verstanden, die mit der Betonung freier Märkte, privater Eigentumsrechte und des Freihandels einhergeht. Wie Soziolog_innen und politische Theoretiker_innen gezeigt haben, ist er jedoch auch ein soziales und subjektives Phänomen.
Im Kontext der Musikhochschulbildung bedeutet die Hinwendung zum Neoliberalismus nicht nur ein Streben nach hohen Zufriedenheitswerten bei den Studierenden oder einen Wettbewerb mit anderen Universitäten um gute Ranking-Platzierungen. Entscheidend ist, dass damit auch unternehmerische Subjekte geschaffen werden: Musiker_innen und Künstler_innen, die ermutigt werden, Geschäftssinn zu entwickeln, die wissen, wie man sich selbst vermarktet, und die in der Lage sind, ihre künstlerischen Bestrebungen nach unternehmerischen Grundsätzen zu führen.
Wer gilt als Unternehmer_in, und wer ist in der Lage, mit zunehmend prekären Arbeitsbedingungen umzugehen? Wie können wir darüber hinaus auf Fragen von Klasse, insbesondere auf die Exklusion, die entstehen kann, wenn Musiker_innen dazu angehalten werden, ihre kreative Karriere wie ein Unternehmen zu betreiben, eingehen?
Seit 2018 gestaltet die mdw auf Initiative der Rektorin anlässlich des Jahrestags der Deklaration der Menschenrechte eine Abendveranstaltung zu einer spezifischen Themenstellung. Als internationale Universität mit Studierenden aus über 70 Nationen ist es erklärtes Ziel der mdw, Transkulturalität und eine gelebte Kultur der Gleichbehandlung im Alltag zu verankern. Demokratie, die Freiheit der Kunst, der Wissenschaft und der Lehre sind als leitende Grundsätze im mdw-Leitbild eingeschrieben.
Programm
- Begrüßung: Ulrike Sych, Rektorin
- Impulsvortrag: Christina Scharff, King’s College London
- Moderation: Rosa Reitsamer, mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
- Anschließend Publikumsdiskussion
Der Vortrag wird in englischer Sprache gehalten, das folgende Gespräch in deutscher Sprache.
mdwMediathek
Die Aufzeichnung der Veranstaltung ist in der mdwMediathek abrufbar.
Über die Teilnehmerinnen
Christina Scharff
Christina Scharff
Dr.in Christina Scharff ist Reader (außerordentliche Professorin) für Gender, Medien und Kultur am King's College London. Sie ist Autorin und Mitherausgeberin mehrerer Bücher, darunter „Gender, Subjectivity, and Cultural Work: The Classical Music Profession“ (Routledge, 2018). Basierend auf qualitativer und quantitativer Forschung untersucht dieses Buch das Arbeitsleben von Musikerinnen im klassischen Musikbereich in der Frühphase ihrer Karriere und trägt zu unserem Verständnis der subjektiven Erfahrungen von prekärer Arbeit, Ungleichheiten in der Kultur- und Kreativwirtschaft und der Art und Weise, wie unternehmerische Selbstverwirklichung gelebt wird, bei. Dr.in Scharffs Arbeit über Konstruktionen des „idealen Musikers“ im klassischen Musikbereich erschien in „The Classical Music Industry“ (herausgegeben von C. Dromey und J. Haferkorn, Routledge, 2018). Weitere relevante Veröffentlichungen zum Berufsfeld der klassischen Musik sind (mit Anna Bull) „Classical music as genre: Hierarchies of value within freelance classical musicians' discourses” (European Journal of Cultural Studies, 2021) und „McDonald's music versus serious music: how production and consumption practices help to reproduce class inequality in the classical music profession” (Cultural Sociology, 2017). Anna Bull, Laudan Nooshin und Christina Scharff sind Herausgeberinnen von “Voice for Change in the Classical Music Profession” (erscheint demnächst bei Oxford University Press).
Dr.in Scharff hat einen BA in Soziologie und Politik von der University of York (UK), einen MSc in Kultur und Gesellschaft und einen PhD in Gender Studies, beide von der London School of Economics. Seit 2010 arbeitet sie in der Abteilung für Kultur, Medien und Kreativwirtschaft am King's College London.
© Christina Scharff, King’s College London
Rosa Reitsamer
Rosa Reitsamer
Studium der Soziologie an der Universität Wien. Sie promovierte mit einer Studie über die Karrieren und Arbeitsbedingungen von DJs an der Universität für angewandte Kunst Wien und habilitierte sich an der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien mit Forschungen zu „Popular Music Histories and Heritage Formations in Austria“. Sie ist seit 2019 Professorin für Musiksoziologie und leitet seit 2020 das Institut für Musiksoziologie der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. 2021 wurde ihr der Gabriele Possanner Staatspreis für Geschlechterforschung vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung verliehen. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen Musik- und Geschlechtersoziologie, Popularmusik- und Jugendkulturforschung, Soziologie der höheren Musikausbildung und der Musikarbeitsmärkte.
© Institut für Musiksoziologie
Idee: Rosa Reitsamer, Andrea Ellmeier, Julia Kordina, Ulrike Mayer
Aktueller Tipp: Folge 15 des mdwPodcast: „Eine Klasse für sich – Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft“
Der Podcast entstand im Rahmen eines Workshops im Juni 2022 an der mdw, durchgeführt von Francis Seek, Kulturanthropolog*in und Antidiskriminierungstrainer*in zum Thema „Eine Klasse für sich – Bildungsungleichheiten & Kunstuniversitäten“. Der Workshop ist Teil des inter- und transuniversitären Kooperationsprojekts „Zur Vielfalt ermutigen: Entwicklung einer prozessorientierten sozial inklusiven Informations- und Kommunikationsplattform für künstlerische Studien“ der Akademie der bildenden Künste Wien. Die Stabstelle Gleichstellung, Gender Studies und Diversität und das Büro der Rektorin sind Schnittstelle des Projektes an der mdw.
Vortrag Christina Scharff: Musikausbildung im Kontext von Neoliberalismus und Klassismus
Dienstag 13. Dezember 18.00 bis 19.30 Uhr
mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Fanny Hensel-Saal
Anton-von-Webern-Platz 1
1030 Wien
