Nachruf Renate Kramer-Preisenhammer

Wir trauern um em. o. Univ.-Prof.in Renate Kramer-Preisenhammer

Ein Nachruf von Barbara Moser, Absolventin der Vorbereitungsklasse 1975-82, mit herzlichem Dank an unsere Frau Professor, der wir, ihre vielen Schülerinnen und Schüler, es zu danken haben, dass sie uns, trotz aller Strenge und der nötigen Ermahnung zum ernsthaften Arbeiten, die Liebe zur Musik und zum aktiven Musizieren mitgegeben hat.

Geboren in Bergreichenstein im Böhmerwald am 7. Juli 1922, reiste die erst 17-jährige Renate Preisenhammer 1939 allein nach Wien, um auf Anraten eines aufmerksamen Deutschlehrers ein Klavierstudium an der damaligen Reichshochschule für Musik (später umbenannt in Akademie, dann Hochschule, heute mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) bei Josef Dichler zu absolvieren. Um sich das Studium zu finanzieren, begann sie früh privat zu unterrichten und konnte so wertvolle Erfahrungen sammeln.

Beide ihrer Brüder kamen aus dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr zurück, den Eltern gab man, wie so vielen Sudetendeutschen, 1945 exakt zwei Stunden Zeit, um mit je einem Koffer Tschechien zu verlassen. Sie kamen in ein Lager nach Bayern, in der Folge holte Renate ihre Eltern zu sich nach Wien, wo der Vater aber bald starb.

Nach ihren Studienabschlüssen in den Jahren 1945 (Staatsprüfung in Pädagogik) und 1949 (Reifeprüfung im Konzertfach) folgte eine rege Konzerttätigkeit im europäischen Raum sowohl als Solistin als auch im Klavierduo mit Erika Dichler-Sedlacek und mit Kammermusikpartnern diverser Instrumente, gut dokumentiert auf vielen Rundfunkaufnahmen, vorrangig entstanden in Deutschland. Gemeinsam mit ihrem ehemaligen Lehrer Josef Dichler gab sie die Klavierschule „Die Einführung in das polyphone Spiel“ heraus.

Ende der 1940er Jahre lernte Renate Preisenhammer Herbert Kramer kennen, einen später gefragten Akustik- und Schallschutzexperten, mit dem sie von 1949 bis zu dessen Tod 2000 verheiratet war.

1960 wurde Renate Kramer-Preisenhammer als Nachfolgerin der legendären Marianne Lauda an die Akademie für Musik und darstellende Kunst Wien berufen. Diese Vorbereitungsklasse, die zum Ziel die Ausbildung der Kinder bis zum Übertritt in die Studienrichtung Konzertfach mit damals 15 Jahren hatte, ist eine besonders verantwortungsvolle Aufgabe, da es darum geht, von Anfang an ein gutes Fundament, technisch wie musikalisch zu legen, auf dem dann Jahr für Jahr weiter und sicher aufgebaut wird.

Unsere Lehrerin hat sich von Anfang an um Kooperationen mit beispielsweise dem Verlagshaus Doblinger in der Dorotheergasse bemüht, in deren Barocksaal dann viele Schülerkonzerte mit der vorrangigen Aufführung von Werken österreichischer zeitgenössischer Komponisten stattgefunden haben.

Auf ihre Initiative hin konnte das Burgenland dazu gewonnen werden, sogenannte Kulturzentren zu etablieren, in deren Rahmen junge Talente aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland Auftrittsmöglichkeiten erhielten, wie etwa in Mattersburg und auch beim „Liszt-Fenster“ vor dem Landesmuseum in Eisenstadt.

Renate Kramer-Preisenhammer hat sich immer sehr um ein gutes Klima innerhalb ihrer Kinder- und Jugendklasse bemüht, sodass frühzeitig der Gedanke in uns implementiert wurde, dass wir Kolleg_innen und nicht Konkurrent_innen sind. – Das ist schon unter erwachsenen Studierenden nicht leicht, aber mit den mitunter recht ehrgeizigen Eltern umso schwieriger. Nach jedem Klassenabend waren wir gemeinsam feiern, beim Smutny in der Elisabethstraße und ich werde nie die beneidende Fassungslosigkeit einer Kollegin aus einer anderen Klasse vergessen, die mir das gar nicht recht glauben wollte.

Mit dem Studienjahr 1982/83 wechselte Renate Kramer-Preisenhammer von der Jugendausbildung komplett zur Pädagogischen Abteilung, wo sie als ordentliche Hochschulprofessorin bis zu ihrer Emeritierung 1990 wirkte.

Viele Ehrungen für ihre herausragenden Leistungen haben sich im Laufe der Jahrzehnte ergeben, darunter 1983 die Ehrenmitgliedschaft der Mozartgemeinde Wien, 1985 der Kulturpreis und 2007 die Ehrenmedaille des Burgenlandes und 2008 die Goldene Erinnerungsmedaille der mdw. 2012 folgte die Ehrenmitgliedschaft des Liszt-Vereins in Raiding. Neben ihrer Tätigkeit als Professorin wurde Kramer-Preisenhammer auch wiederholt in Wettbewerbsjurys, sowohl national als auch international, wie beispielsweise zum Liszt-Wettbewerb in Lucca, eingeladen.

Bis zuletzt pendelte sie halbjährlich zwischen ihren beiden Wohnsitzen Bad Sauerbrunn und Kufstein und organisierte sich alles, was der Alltag verlangt, selbst. Am 9. Jänner 2023 ist Renate Kramer-Preisenhammer im 101. Lebensjahr in Kufstein verstorben.