Eugène Michelangeli wurde in Frankreich geboren. Er begann sein Cembalostudium bereits als Kind in der Musikschule von Dieppe, wo er 1995 die Médaille d’or erhielt. Danach setzte er sein Studium am Conservatoire National de Région de Boulogne-Billancourt fort und erlangte 1998 den ersten Preis für Cembalo und Generalbass. 2002 schloss Eugène Michelangeli sein Studium bei Gordon Murray an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien mit dem Magister Artium ab.
Neben seiner Tätigkeit an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien führt Eugène Michelangeli ein national wie international intensives Konzertleben.
Er trat u. a. als Kammermusiker bei den Salzburger Festspielen, den Wiener Festwochen, der Styriarte in Graz, dem Italia Mia Festival in Wien sowie auch als Solist bei den Thüringen Bachwochen auf. Als Mitglied des European Union Baroque Orchestra spielte er als Solist und Continuo-Spieler unter der Leitung von Paul Goodwin, Roy Goodman und Lars Ulrik Mortensen u.a. in Amsterdam (Concertgebouw), Stuttgart (Liederhalle), London, Brussel, Hannover und Riga. Er ist Gast bei verschiedenen Opernproduktionen (u. a. Festival d’Ambronay, Oper Bonn, Wiener Festwochen, Haydn Festspiele Eisenstadt, Theater an der Wien, Teatro Real Madrid).

michelangeli@mdw.ac.at


Antonio Draghis Sepolcro-Vertonungen für die Kaiserinwitwe Eleonora Gonzaga II.

Am Gründonnerstag, dem 18. April 1669, erklingt in der Wiener Hofburg das einteilige Oratorium L'Humanità redenta. Die Aufführung findet beim Heiligen Grab in der Kapelle der Kaiserinwitwe Eleonora II. statt, Text und Musik sind von Antonio Draghi, Vizekapellmeister ihrer Hofmusik. Im selben Jahr wird er noch zu ihrem Kapellmeister ernannt. Es folgen jährlich ähnliche Vertonungen Draghis zu diesem spezifischen Anlass, sog. Sepolcri, bis zu seinem Wechsel zum Hofkapellmeister 1682, wo er die Vertonung ähnlicher Werke für den Karfreitag in der Hofburkapelle übernehmen wird. 11 Partituren aus der Schlafkammerbibliothek Leopolds I. gewähren uns Einblick in diesen spezifischen Auftrag Eleonora. Neben diesen Handschriften sind auch Libretti (Einzel- sowie Sammeldrucke) zu den entsprechenden Aufführungen überliefert.
Zahlreiche Publikationen sowie eine wachsende Anzahl an Aufführungen und Einspielungen haben in den letzten Jahrzehnten die bemerkenswerte Stellung der Musik am Wiener Hof unter Leopold I. greifbarer gemacht. Eine Dissertation über Antonio Draghis Sepolcro-Vertonungen für Eleonora Gonzaga II. könnte einen weiteren Beitrag zu dieser zunehmenden Wahrnehmung leisten, mit besonderem Augenmerk auf das Wiener Spezifikum Sepolcro.