Mittwoch, 25. Juli 10.00 – 12.00

Eröffnung & Einführung

Thomas Stegemann, Elena Fitzthum & Monika Smetana

Eröffnungsvortrag: Vom Balzen und Röhren – Die Rolle der Kunst für die Partnerwahl

Elisabeth Oberzaucher

Ausgehend von der Theorie des asymmetrischen elterlichen Investments werden die biologischen Grundlagen des Partnermarktes diskutiert. Die resultierenden Konkurrenz- und Wahlverhalten führen zur Evolution von Kommunikationsstrategien, die dem Erreichen individueller Ziele dienen. Kunst, insbesondere Tanz, kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle zu. Sie dienen als Kommunikationsmittel von sowohl körperlichen als auch psychisch-intellektuellen Eigenschaften. In vielen Kulturen spielen Tanz und Musik eine zentrale Rolle bei der Partnerwahl. Aus biologischer Sicht könnten diese mit aufwendigen Ornamenten wie dem Pfauenrad verglichen werden. Dieser Vortrag versucht einen Brückenschlag zwischen den biologischen Grundlagen und den kulturellen Ausformungen von Tanz und Musik.

Prof. Dr. Elisabeth Oberzaucher studierte Zoologie und Anthropologie an den Universitäten Wien und Würzburg. Sie ist Senior Lecturer an der Universität Wien, wissenschaftliche Direktorin von Urban Human, Vizepräsidentin der International Society for Human Ethology und Mitglied der Science Busters. Sie erforscht menschliches Verhalten aus evolutionärer Sicht und beschäftigt sich mit nonverbaler Kommunikation, evolutionärer Ästhetik, und Mensch-Umwelt-Interaktion.

 

Donnerstag, 26. Juli 9.00 – 12.00

Vortrag: Von der Fahrradwerkstatt zur Musiktherapiegarage: ein Projekt aus England

Philippa Derrington

Heute ist der größte Anteil der MusiktherapeutInnen in Großbritannien an pädagogischen Einrichtungen beschäftigt (Tomlinson, Derrington & Oldfield, 2012), aber die erste Stelle in einer Sekundarschule wurde erst im Jahre 2003 eingerichtet. Als ich anfing, an dieser Schule in Cambridge zu arbeiten, bemühte ich mich darum, Zuweisungen für alle SchülerInnen zu erhalten, die zusätzliche Unterstützung und Hilfe in der Schule benötigten. Dies bedeutete, dass ich nicht nur nach Vermittlungen von Jugendlichen mit besonderen Bedürfnissen (Behinderungen) suchte, sondern auch jene mit emotionalen Schwierigkeiten mit einbezog, beispielsweise nach Scheidung der Eltern, einem Trauerfall oder mit einem auffälligen Verhalten, oft ohne für die Lehrer ersichtlichen Grund. Anhand von Videobeispielen wird die Geschichte des Garagenprojekts in dieser Sekundarschule erzählt und veranschaulicht, wie sich darin musiktherapeutische Improvisation ebenso wie eine Forschungsarbeit entwickeln konnten.

Philippa Derrington, PhD, hat mehrere Jahre als Musiktherapeutin in Schulen gearbeitet. Sie ist seit 2013 Leiterin und Senior Lecturer des MSc Music Therapy Program an der Queen Margaret University in Edinburgh, Schottland.

Musikalische Aktivität: Jodeln

Daniela Mayrlechner

Vom Juchzen – dem Ausdruck der überschwänglichen Freude – über das (drei)klingende Spiel mit Vokalen und Konsonanten hin zum ersten Jodler: ohne Notenmaterial, kraft unserer Ohren – über die lang erprobte Methode der oralen Vermittlung – geht es hinein in das Feld des Jodelns und zu so manchem „stimmlichen Höhenflug“ zwischen Kopf- und Bruststimme.

Mag.Daniela Mayrlechner erhielt ihren ersten „Musikunterricht“ in der Küche ihrer Großmutter – und zwar im Singen, Jodeln und Pfeifen. Studium der Instrumental- und Gesangspädagogik (Querflöte) mit Schwerpunkt Volksmusik und Ethnomusikologie. Lehrerin am Musikum Salzburg, Senior-Lecturer am Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Intensive künstlerische, pädagogische und wissenschaftliche Beschäftigung mit Volksmusik sowie Tätigkeit als Referentin im Rahmen diverser Aus- und Fortbildungsveranstaltungen im In- und Ausland.

Vortrag: What more can I say?! Und vor allem wie?!

Yasmin Hafedh

Wie kann ich was sagen? Und wie funktioniert das im Jetzt? Sprache ist als Kommunikationsträger ein unmittelbares Ausdrucksmittel, an dem gefeilt werden kann, das aber auch im spontanen Zusammenspiel aus einem rauskommen kann. Die Improvisation mit der Sprache folgt einigen Regeln, die sie mit sich bringt, die aber im Poetischen auch gebrochen werden können. Rhythmik, Phonetik und Wortwahl spielen eine wichtige Rolle und sollen in diesem Vortrag beleuchtet werden.

Schon seit längerem zählt Yasmin Hafedh – so Yasmos bürgerlicher Name – zu den bekanntesten und wortgewaltigsten Texterinnen Österreichs. Egal ob Slam Poetry, Rap oder Literatur, sie kann definitiv mit Worten und Wörtern umgehen und zieht ihre Zuhörer in den Bann. Schon seit Jugendtagen kennt man die 26-Jährige von einschlägigen Sessions und Poetry Slams. Ihre Liebe zum HipHop brachte Yasmo folgerichtig in die Musikclubs in ganz Österreich und ihre Leidenschaft fürs Texten brachte sie auf die Slambühnen im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus.

 

Freitag, 27. Juli 9.00 – 12.00

Vortrag: Sarzamin man: Home is where you make it – Musiktherapie mit traumatisierten Geflüchteten

Edith Wiesmüller

Das psychotraumatologische Wissen ist mittlerweile gut abgesichert, sodass dieses zunehmend von MusiktherapeutInnen aufgenommen und auf kreative Weise umgesetzt wird. Hinzu kommt, dass in anderen Kulturen den Traumafolgestörungen häufig mit Rhythmus und Tanz begegnet wird, welche die Musiktherapie gut für sich nutzen kann: die Musik dient der Bottom up-Regulation im sicheren Spielraum mit sicheren Begegnungen zur Selbstwert- und Ressourcenstärkung und letztlich dem „Da-Sein“ für jene Menschen, deren Grenzen aufgrund von Flucht und Trauma schwer verletzt wurden. Vor diesem Hintergrund werden im Vortrag kultur- und traumasensible Aspekte und musik-traumatherapeutische Vorgehensweisen anhand von Fallszenen dargestellt.

Mag.Dr.in Edith Wiesmüller, Musiktherapeutin (ÖBM, WIM). Musiktherapeutische Tätigkeit im Psychiatrischen Zentrum Otto Wagner Spital, Wien. Lehrtätigkeit an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien in der Studienrichtung Musiktherapie. Gastdozentin am FMZ München (Curriculum Musik-Traumatherapie). Arbeitsschwerpunkt: Erwachsene mit komplexen Trauma-folgestörungen.

Musikalische Aktivität: Bodypercussion

Klänge mit dem Körper zu erzeugen, zählt wahrscheinlich zu den ältesten Ausdrucksmöglichkeiten des Menschen. Auf vielfältige Weise können damit sowohl „Sounds“ als auch Rhythmen produziert werden. Zum Einsatz kommen dabei sowohl die Arme (Hände) und Beine als auch die Stimme.

Mit Bodypercussion kann auf „unauffällige“ Weise Rhythmustraining gemacht werden, da alle Übungen sofort in Spiele und kleine Stücke verpackt sind. Sie macht Spaß, weckt den Ehrgeiz und verbessert so ganz nebenbei die musikalischen Fertigkeiten. Bodypercussion kann man alleine, in kleinen Gruppen und sogar in Großgruppen praktizieren.

Gerhard Reiter ist Percussionist und Komponist. Ausbildung in Bombay, Cairo und Havanna; CD-Produktionen und Konzerte mit unterschiedlichen Ensembles und Musikern quer durch Europa und den Mittleren Osten; Kompositionen von Bühnenmusik für Wiener Theater und Festwochenproduktionen; Wissenschaftliche Lehrfilme für die Uni Wien und den ORF; Lehrtätigkeit für das ORFF-Institut, die Musik-Universitäten Graz und  Wien; Lehrauftrag an der Bruckner-Privatuniversität Linz.

Publikationen: „Tabla“, „Bodypercussion 1“, „Bodypercussion 2“, „Percussion – Eine Einführung“, „BASIC BEATS“, „Praxis Rahmentrommel“, „Stomping Stuff“, Redakteur der deutschen Musik-Fachzeitschrift „Drums & Percussion“, seit 2001: Redakteur des MIP-Journals (MV Helbling)

Vortrag: Gemeinschaftliche Kreativität unter der empirischen Lupe

Werner Goebl

Musizieren im Ensemble erfordert hochpräzise zeitliche Koordination zwischen den Spielenden. Auf der einen Seite versuchen Musizierende künstlerisch einzigartig zu klingen, auf der anderen Seite muss ihr Spiel im Ensemble für die anderen vorhersagbar bleiben. In diesem Vortrag berichte ich über ein aktuelles empirisches Forschungsprojekt, das versucht, jene kognitiven Mechanismen zu erforschen, die in gemeinschaftlicher Aufführung von komponierter Musik sowie in Ensembleimprovisation zum Einsatz kommen. Mit speziellen technischen Geräten wie einem Motion-Capture-System und Eye-Tracking-Brillen verfolgen wir das Verhalten der Musizierenden während des Spiels (besonders in Situationen, die erhöhter Koordination der Spielenden bedürfen) und studieren den Einfluss der visuellen Kommunikation in kreativer gemeinschaftlicher Aufführung.

Der Musikforscher Ass.-Prof. Dr. Werner Goebl ist Assoziierter Professor am Institut für Musikalische Akustik – Wiener Klangstil (IWK) an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw). Studium der systematischen Musikwissenschaft und Psychologie in Wien, Promotion in Graz mit einer umfassenden empirischen Arbeit zu relativem Timing im Klavierspiel. Über sechs Jahre arbeitete er in den computerwissenschaftlichen Teams von Gerhard Widmer am Österreichischen Forschungsinstitut für Artificial Intelligence in Wien und am Department für Computational Perception an der Johannes Kepler Universität Linz, sowie an der Königlich Technischen Hochschule (KTH) Stockholm. Ausgezeichnet mit einem Erwin-Schrödinger-Auslandsstipendium des Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) ging er für zweieinhalb Jahre an die McGill Universität Montreal, um bei Caroline Palmer kinematische und propriozeptive Zusammenhänge im Klavierspiel mit Hilfe von Motion-Capture-Technologie zu erforschen. Ende 2009 wechselte er an die mdw, wo er seine empirischen Arbeiten zu Ensemblesynchronisation und Bewegungsforschung vertiefte und zuletzt darüber habilitierte. Parallel zu seinem wissenschaftlichen Werdegang studierte er Klavier am Mozarteum in Salzburg und an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, wo er mit Auszeichnung in Klavierkammermusik (Avedis Kouyoumdjian) abschloss. Er konzertiert öffentlich in regelmäßigen Abständen als Kammermusiker und Liedbegleiter (zuletzt in der Alti Hall in Kyoto, Japan).

 

Samstag, 28. Juli 9.30 – 13.00

Vortrag: Where is play? Suchbewegungen zur musiktherapeutischen Improvisation

Eckhard Weymann

Die Musiktherapie ist eine spielbasierte Therapieform, die mit der Improvisation einen intermediären „Tummelplatz“, eine interaktive Zwischenwelt in der Behandlung installiert.

Was ist der Status dieses Handelns, wovon wird es motiviert, was versprechen wir uns davon? Und welche Kompetenzen befähigen uns und unsere PatientInnen zu diesem Spielen?

Verinnerlichte Erfahrungen und implizites Wissen verbinden sich mit musikalischen Formen. Das „kinästhetische Unbewusste“ (Leikert) könnte der „Ort“ sein, zu dem wir gelangen, wenn wir uns auf eine dynamische Spielverfassung einlassen.

Prof. Dr. Eckhard Weymann ist Diplom-Musiktherapeut (DMtG), Diplom-Musiklehrer und Supervisor (DGSv). Seit 1986 lehrt er am Institut für Musiktherapie der Hochschule für Musik und Theater (HfMT) in Hamburg. Institutsleitung seit 2013. In den Jahren 2005-2013 Professur für Theorie und Praxis der Musiktherapie und Studiengangsleitung an der FH Frankfurt am Main. Mitbegründer der Morphologischen Musiktherapie. Lehr- und Forschungsschwerpunkte: Theoriebildung der Musiktherapie, morphologische Musiktherapie, Improvisation, Ethik.

 


 

Die Teilnahme an der gesamten Sommerakademie wird gemäß der Fortbildungsordnung der DMtG mit 20 Fortbildungspunkten akkreditiert.