Alumni im Fokus: Barbara Eder


Das Spektrum des Œuvre der österreichischen Regisseurin und Autorin Barbara Eder reicht vom Kurzfilm über den Dokumentarfilm bis hin zur Fernsehserie. Selbst eine Liebeskomödie sei vorstellbar – wenn diese mit schwarzem Humor und Liebesszenen gespickt ist, zu denen verzerrte E-Gitarren anstelle von Violinen spielen.


Barbara EderFoto: ©privat

Das kreative Potential der 38-jährigen Burgenländerin Barbara Eder manifestierte sich bereits in jungen Jahren. Als Kind schrieb sie Theaterstücke, als Jugendliche gründete sie eine Zeitung und eine Punkband, sie malte und drehte nebenher noch Filme. Nach der Matura war sie unsicher, welcher Beruf der Richtige sei und nach einem Auslandsjahr und kurzem Zwischenstopp an der Universität Wien, bereitete sie sich auf drei Aufnahmeprüfungen vor: Film, Malerei und Musik. "Ich dachte, wo ich durch komme, dort werde ich studieren. Doch ohne etwas lenken zu wollen, ganz von alleine, steckte ich mehr und mehr Zeit in meine Filmarbeiten", erzählt Eder.

Schließlich trat sie nur zur Regie Aufnahmeprüfung am Institut für Film und Fernsehen (Filmakademie Wien) der mdw an – und diese bestand sie auch sofort! Nach zahlreichen Kurzfilmen wurde 2011 ihr Langfilmdebüt Inside America mit dem Max Ophüls Spezialpreis der Jury ausgezeichnet. Der Spielfilm porträtiert das von Drogen und Gewalt bestimmte Leben von sechs Jugendlichen an einer High School in Brownsville, der südlichsten Stadt im US-Bundesstaat Texas, wo Eder als 17-Jährige ein Auslandsschuljahr absolvierte.


Barbara EderFoto: Beim Dreh zu "Cop Stories" ©privat

Fernseharbeiten

Die mdw Absolventin arbeitet mittlerweile auch sehr erfolgreich für das Fernsehen (zum Beispiel Wir sind Kaiser, Cop Stories und ORF-Landkrimi). Sie empfindet keinen allzu großen Unterschied zwischen den beiden Metiers Kino und Fernsehen – weder in der Stilistik noch im Anspruch, den sie an sich selbst stellt. Gerüchte, dass man beim Fernsehen weniger selbstbestimmt arbeiten könne, teilt sie nicht. Die Freiheit höre sowohl beim Kino- als auch beim Fernsehfilm dort auf, wo es um die Finanzierung geht. "Sobald Geld im Spiel ist, besteht Risiko. Risiko schürt Angst. Angst führt zu Diskussion", so Eder.

Die aktuellen Entwicklungen in der Fernsehlandschaft sieht sie sehr positiv. Video on Demand Plattformen (etwa Netflix) beeinflussen die Branche nicht zur wirtschaftlich, sondern schaffen ganz neue Sehgewohnheiten. Es tue sich ein Markt auf, der neue Formate schafft. "Es ist nicht mehr ungewöhnlich, sich eine ganze Staffel House of Cards an nur einem Wochenende anzusehen", meint Eder.

Dreh in Afghanistan

Derzeit arbeitet die Regisseurin an der Fertigstellung (geplant: Ende 2014) ihres dritten Langfilmes Thank you for Bombing. Der Film handelt von drei TV-Korrespondenten, die nach Afghanistan reisen, um von einem Krieg zu berichten, der nicht so recht beginnen will, aber schon längst im Leben der Figuren stattfindet. Ursprünglich als Dokumentarfilm geplant, traf Eder während ihrer Recherchen auf Kriegsjournalisten, deren Alltag ganz und gar nicht dem Bild des seriösen Journalisten entsprach, sondern von Drogen, Paranoia, Sex, Gewalt und Depression bestimmt war. "Dies zu filmen war unmöglich, ohne den jeweiligen Menschen dadurch zu schaden", so Eder.

Sie entschloss sich die Inhalte in einen fiktionalen Kontext zu verpacken, aber trotzdem on location in Afghanistan zu drehen. Dass das Filmteam dabei gleich am ersten Drehtag durch eine Bombe der Taliban erschüttert wurde – diese Erfahrung hätte sich Barbara Eder aber lieber erspart.

Text: Barbara Stieber


Dieser Artikel ist in der Kunsträume Ausgabe #4-2014 erschienen.