Der WebernKammerchor auf US-Tournee


"Sit back, relax and enjoy your ride"


Kammerchor KonzertFoto: Aufführung von Anton Bruckners "Os Iusti" mit den 130 SängerInnen aus Mississippi im "Auguste Ford Center for the performing Arts" ©Andrea Pfestorf-Janke

Der WebernKammerchor der mdw folgte mit seinem Projekt "Choral Bridges" dem mdw-Call für internationale Projekte und ging auf große Amerika-Tournee.


Für den WebernKammerchor der mdw und Johannes Hiemetsberger gab es im Februar 2016 keine Semesterferien – und das aus gutem Grund: die Realisierung des eigenen "American Dream" erfolgte auf ganz außergewöhnliche Art und Weise: Sit back, relax and enjoy jour ride – diese Einladung des Busfahrers Bernard am Flughafen Memphis sollte zum Motto für die gesamte Reise werden.


Ole Miss


Die 12tägige Tournee führte das Ensemble an drei verschiedene große Universitäten: Zuerst stand der Gegenbesuch bei der Ole Miss, der University of Mississippi auf dem Programm – der dortige Concert Choir unter der Leitung von Donald Trott war bereits im Sommer 2014 beim WebernKammerchor zu Gast gewesen. Zum ersten Mal konnten die Studierenden hier erleben, wie eine der großen, privaten Campus-Universitäten funktioniert. Neben den unglaublichen Sportanlagen (die Ole Miss ist für ihr Football-Team berühmt und hat unter anderem ein Stadion für über 60.000 ZuschauerInnen auf ihrem Gelände) beeindruckte vor allem das Auguste Ford Center for the performing Arts (der Konzertsaal der Ole Miss) mit über 1.000 Sitzplätzen.

Ein ganz besonderer Auftakt war, neben dem eigenen Programm, die gemeinsame Aufführung von Anton Bruckners Os Iusti mit den 130 Sängerinnen und Sängern aus Mississippi.

Johannes Hiemetsberger arbeitete an der Ole Miss mit acht eingeladenen College Chören und hielt einen Workshop über The Austrian Way of Doing am Choral Department der Universität. Zudem hinterließ ein wunderbares Konzert in der St. John's Episcopal Church in Memphis, Tennesse, bei dem das Publikum auch singen durfte, ein begeistertes Publikum.


University of Illinois


Zweiter Haltepunkt: die University of Illinois (UoI) in Urbana, Illinois. Johannes Hiemetsberger arbeitete dort mit den Chorleitungsstudierende von Andrew Megill an Johann Sebastian Bachs Motette Jesu, meine Freude. Ein großes Chor-Orchester-Konzert gemeinsam mit dem University Concert Choir der UoI stand ebenfalls auf dem Programm. Ein wichtiger Fokus war, die beiden unterschiedlichen Ensembles zu einem großen Chor zusammenzuschmieden, das Ergebnis begeisterte einen vollen Saal zu Standing Ovations.


Kammerchor KonzertFoto: Konzert in der McKinley Presbyterian Church auf dem Campus der University of Illinois ©Andrea Pfestorf-Janke

Die UoI fungiert im Projekt Choral Bridges als strategischer Partner der mdw, deshalb war dieser Aufenthalt besonders geprägt von gemeinsamen Aktionen der Studierenden beider Fakultäten – auch bereits in Hinblick auf Mai 2017, wenn ein Gegenbesuch der Studierenden von Andrew Megill die Zusammenarbeit vertiefen wird. Auch hier wieder beeindruckte ein riesiges universitätseigenes Veranstaltungshaus, das Krannert Center for the performing Arts mit seinem Konzertsaal, einem Theater und diversen kleineren Aufführungsorten.


North Western University


Der Endpunkt der Reise war – räumlich gesehen – Chicago. Unsere Studierenden wurden vom BCE Ensemble der North Western University in Evanston, Illinois an der Bienen School of Music herzlich willkommen geheißen. Besonders beeindruckend war der dortige neue Konzertsaal mit einer gläsernen Rückwand, die den Blick auf dem Lake Michigan und die Skyline von Chicago freigibt sowie das Kurzkonzert des Ensembles unter der Leitung von Donald Nally, das einen Teil seines ACDA-Programmes für die Gäste aus Wien vortrug.


Kammerchor WorkshopFoto: Dirigier-Workshop von Alois Glaßner mit Studierenden von Donald Nally ©Andrea Pfestorf-Janke

Am nächsten Tag fungierte der WebernKammerchor als Studiochor für einen Dirigier-Workshop von Alois Glaßner, der den Studierenden von Donald Nally viele wertvolle Impulse mit auf den Weg gab.


American Choral Directors Association (ACDA)


Nach einem Abstecher zum Carthage College in Southern Wisconsin – wo das Ensemble ein Konzert für Studierende der Musikpädagogik gab – näherte sich der künstlerische Höhepunkt der Reise: Der WebernKammerchor war eingeladen, bei der diesjährigen Konferenz der American Choral Directors Association (ACDA) ein Konzert zu geben.

Der Auftritt vor ca. 500 amerikanischen Chorleiterinnen und Chorleitern wurde mit großem Beifall und Standing Ovations belohnt. Auf dem Programm standen für die US-Chorszene eher "exotische" Werke von Webern, Brahms, Ligeti und Länger sowie alpenländische Volkslieder.

Am folgenden Tag verabschiedete sich der Chor von der ACDA-Konferenz, Chicago und vielen der neu gewonnenen Freunde als Studiochor für Alois Glaßners Workshop Interpreting and understanding Romantic German Choral Repertoire mit Franz Schuberts Heilig, heilig, heilig – und dem Bewusstsein, etwas ganz Besonderes erlebt zu haben: Austausch mit einer Kultur, die man zu kennen glaubt und die doch in vielen Punkten anders ist als gedacht. Ein künstlerisches Erlebnis, das so nicht wiederkommt – und welches Glück es bedeutet, als Gruppe auf höchstem Niveau musizieren zu können.


Text: Andrea Pfestorf-Janke

Der Artikel erscheint in der Kunsträume Ausgabe #2-2016.