Klaviermusik und Gedichte im Musikverein


Von Wassernixen und anderen Geistern


Wassernixen und andere GeisterFoto: ©shutterstock.com / Balasz Kovacs

Am Donnerstag, dem 3. Dezember verbinden mdw-Studierende romantische Poesie mit instrumentalen Balladen.

Die drei Grundarten der Poesie nach Goethe sind das Epische, das Lyrische und Dramatische – alle drei Merkmale findet man in den instrumentalen Klavier-Balladen Frédéric Chopins. Mit diesen Werken war der Komponist Vorreiter bei instrumentalen Balladen in der Musikgeschichte.


Frédéric Chopin


Ballade Nr. 1 g-Moll, op. 23

Die Klavier-Balladen Chopins beginnen mit einer epischen Einleitung und werden durch lyrische, liedhafte Elemente zu virtuosen, dramatischen Höhepunkten entwickelt, immer wieder mit teils abrupten Stimmungsschwankungen. So wandelt sich etwa in der Ballade op. 23 blitzschnell der wehmütige, schlichte Charakter des Beginns zum Zerstörerischen, Verzweifelten. "Eine seiner wildesten, eigenthümlichsten Kompositionen", schrieb Robert Schumann über dieses Werk.


Ballade Nr. 3 As-Dur, op. 47

An diesem Abend wird vor der Ballade Nr. 3 in As-Dur die literarische Ballade "Die Wassernixe vom Switez-See" von Adam Mickiewicz gelesen werden. Die Verbindung zwischen diesen zwei Schöpfungen ist spürbar: Chopin liebte seine Muttersprache und war ein genauer Kenner des Werkes von Mickiewicz. Hier gab die Wassernixe von Mickiewicz die poetische Anregung zu einem Werk, das im sanften Erzählerton ein lyrisches Motiv vorstellt, das bis zum Schluss variiert wird und schließlich in einer ekstatischen Stretta mündet.


Ballade Nr. 4 f-Moll, op. 52

Die letzte Ballade von Chopin (op. 52 in f-Moll), entstanden im Jahr 1842, gilt als eines seiner schönsten und eindrücklichsten Klavierwerke. Hier zeigen sich nochmals verfeinert alle typischen Elemente der Ballade: Wie die 1. Ballade beginnt sie zunächst mit einer Art Einleitung, sieben Takte in einem weichen, lyrisch-zurückhaltenden C-Dur. Nach einer Fermate wird die Melodie zunächst in gering variierter Form mehrmals vorgeführt, bis nach achtzig Takten das Seitenthema in B-Dur erreicht wird. Mit Elementen der Sonatensatz- und Variationsform erreicht dieses Werk schließlich seinen Höhepunkt in seiner stürmischen Coda, die dennoch völlig überraschend unterbrochen wird von acht Akkorden im pianissimo, bevor das Werk schließlich seinem dramatischen Schluss entgegenstrebt.


Maurice Ravel


Gaspard de la nuit. Trois poèmes pour piano d‘après Aloysius Bertrand

Die drei Sätze des Klavierwerks "Gaspard de la nuit" von Maurice Ravel wurden als "zu Klang geronnene Alpträume" bezeichnet – Ravel hat die obskuren und morbiden Gedanken der Gedichte besonders geschätzt. Und er überträgt den Ausdrucksgehalt der Prosagedichte Bertrands in Klänge, ähnlich wie es etwa Franz Liszt in seinen "Années de pèlerinage" vor ihm tat.
"Meine Ambition ist es, mit Noten so zu sprechen, wie es der Poet mit Wörtern tut." (Maurice Ravel)

Geht es im 1. Satz bei dicht aufeinander folgenden Arpeggien, die an perlende Regentropfen erinnern, noch um den Besuch und das Werben einer Wassernixe ("Ondine"), spürt man in "Le Gibet" ("Der Galgen") den Hauch des Todes – so wird in nur 52 Takten 153 Mal der Ton B angeschlagen: Dieser Ton symbolisiert die Glocke, die an den Mauern der Stadt läutet, während die untergehende Sonne den Leichnam des Gehängten rötet. Der letzte Satz, "Scarbo", handelt von einem boshaften Geist in Gestalt eines Zwergs, der den Dichter im Traum stört.
Das Werk gilt als eines der schwierigsten der Klavierliteratur.

Text: Jan-Jiracek von Arnim


Mitwirkende
 

  • Florian Feilmair, Klavier
     
  • Deniz Gür, Klavier
     
  • Junna Iwasaki, Klavier
     
  • Anton Gerzenberg, Klavier
     
  • Julia Rinderle, Klavier
     
  • Künstlerische Leitung & Moderation: mdw-Professor Jan Jiracek von Arnim


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Klaviermusik und Gedichte im Musikverein
3. Dezember 2015, 20.00 Uhr
Gläserner Saal im Musikverein
Musikvereinsplatz 1
1010 Wien