DAS THEATER ALS ORT DER REPRODUKTION UND TRANSFORMATION VON GESCHLECHTERNORMEN – EINE METHODOLOGISCHE HERAUSFORDERUNG FÜR DIE GESCHLECHTERFORSCHUNG?

Andrea Zimmermann

Wie angesichts der aktuellen Debatte um #metoo deutlich wird, ist es eine dringende Aufgabe der Geschlechterforschung, auch das Theater auf neue Weise in den Blick zu nehmen: Einerseits heben Analysen von Inszenierungen, Performances und Theatertexten oftmals das kritische und subversive Potential ihres Gegenstands hervor. Andererseits betonen die wenigen theaterhistorischen (Hochholdinger-Reiterer 2014) und theatersoziologischen (Kreuder/ Koban/ Voss 2017; Hänzi 2013) Arbeiten, welche die Institution des Theaters auf Weisen der Vergeschlechtlichung hin untersuchen, vor allem die Persistenz von Geschlechternormen. Forschungsarbeiten, die kulturwissenschaftliche, historische und sozialwissenschaftliche Ansätze verbinden, sind kaum vertreten (Pailer/ Schößler 2011). So ergibt sich das Desiderat, methodologisch auszuloten, wie der Zusammenhang von Produktionsprozessen in diesem Kulturbetrieb und den dabei entstehenden Performances angemessen in die Analyse eingebracht werden kann. Nur so lässt sich das Theater als Ort sowohl der Reproduktion als auch der Transformation von Geschlechternormen begreifen: Erstens werden Herausforderungen einer inter- und transdisziplinären Analyse skizziert. Zweitens wird reflektiert, wie Gender in diesem Zusammenhang als interdependente Kategorie (Walgenbach et al. 2007) gefasst werden kann. Und drittens wird gefragt, inwiefern Ansätze von art based research gewinnbringend in eine solche Analyse eingebracht werden können.

Andrea Zimmermann, Dr., Oberassistentin am Zentrum Gender Studies der Universität Basel. Promotion zur Kritik der Geschlechterordnung in zeitgenössischen Theatertexten an der Universität Zürich. Seit 2015 Dozentin für Dramaturgie am Thomas-Bernhard-Institut der Mozarteum Universität Salzburg. Forschungsschwerpunkte: feministische Kritik, Theater, Drama, Affect Studies, Theorien der Mimesis und der Performativität.