MARGINALISIERTE AKTEUR_INNEN UND SCHEINBAR „UNWICHTIGE WISSENSARTEN“

Katrin Ackerl Konstantin, Andreas Hudelist, Rosalia Kopeinig

„Künstlerische Forschung“ (Borgdorff 2015) kann in Bezug auf die darstellenden Künste „zum Labor für eine forschende Auseinandersetzung mit Fragestellungen“ werden, „die in anderen Thematisierungen nicht möglich ist“ (Bandura 2015, 24). Ein solches Labor ist das Performanceformat schau.Räume. Der Schwerpunkt des Performanceformats schau.Räume, das sich mit künstlerischer Forschung beschäftigt und partizipativ ausgerichtet ist, sind marginalisierte, tabuisierte soziale Themen. Die Forschungslabore sind dabei leerstehende Geschäftsräume, in denen Wissenschaftler_innen, Künstler_innen und NGOs zusammenarbeiten und deren Arbeiten gezeigt sowie reflektiert werden. Dabei wird der Leerstand einer Leerstelle gleichgesetzt, die durch performative Intervention befüllt wird, also dessen Leere interimistisch einer Fülle weicht. Durch Schaffung dieser Räume, in denen Darbietungen, Reflexionen und Diskussionen stattfinden, wird in Bestehendes eingegriffen und Normierungen werden hinterfragt. Im Jahr 2017 fand in Kooperation mit der Grupo d’Arte (Cusco, Peru) eine Veranstaltung zum Thema Diskriminierung statt. Darin wurden mittels Tanz- und Theateraufführungen aktuelle Bezüge zu struktureller Gewalt an Frauen und Intersektionalität präsentiert, diskutiert, sowie Biographieworkshops angeboten. Nach der Aufführungswoche in Cusco/ Peru, fand die Veranstaltung in Villach/ Österreich statt. Hier wurden durch die Begegnung von unterschiedlichen kulturellen Prägungen zum Thema Gewalt und Gender ein transkultureller Raum geschaffen, ein Ort des Übergangs, eine „Transtopie“ (Yildiz 2013, 187), wo „marginalisierte Akteur_innen“, und scheinbar „unwichtige Wissensarten“ (ebd.) in den Mittelpunkt rücken und einander begegnen. In diesem Sinne wurde dieses Wissen jener „Experten des Alltags“ (Dreysse/Malzacher 2007) sichtbar und besprechbar gemacht. Nach Regina Klein (2008, 61) wird in der Begegnung „immer wieder aufs Neue entschieden, wie sie abläuft“ und lädt ein, „Kultur erinnernd“ zu verstehen und auszuhandeln.

Katrin Ackerl Konstantin, Mag.a (*1970), Schauspielerin, Regisseurin, Künstlerische Leiterin und Kulturpsychologin. Seit 2002 Regiearbeiten, Publikationen und Lehrtätigkeit im Bereich Partizipation, Performativität und Performance in Österreich, Tschechische Republik, Dänemark, Malta, Mexico, Peru und Arabien

Rosalia Kopeinig, Mag.a, ist Psychologin und Mitbegründerin von schau.Räume, der Plattform Migration Villach, des Carinthian International Club und der International School Carinthia. Ihr Schwerpunkt liegt seit 2008 im Bereich Migration und Biografiearbeit. Auf diesem Gebiet gestaltet sie zahlreiche internationale Projekte, Workshops und Präsentationen

Andreas Hudelist, MMag., studierte Deutsche Philologie sowie Medien- und Kommunikationswissenschaften in Klagenfurt und Belgrad. Seine Forschungsschwerpunkte sind Ästhetik, Cultural Studies und kulturwissenschaftliche Gedächtnisforschung