CONDITIO HUMANA? – VULNERABILITÄT ALS INKLUSION ERMÖGLICHENDE PERSPEKTIVE

Arno Plass

Inklusion als sozialpolitische Forderung möchte die Rahmenbedingungen für das gesellschaftliche Miteinander neu setzen. Die Herausforderung dabei ist es, sowohl auf Ebene der politisch Verantwortlichen wie auch in der Gemeinschaft die mitunter widersprüchlichen Forderungen zu berücksichtigen, so dass dort wo Einschlüsse gelingen, keine Ausschlüsse produziert werden. Inklusion steht vor der Frage, wie mit Pluralität umgegangen werden kann. Die Postulierung einer Anthropologie der Vulnerabilität kann hier nützlich sein und neue Perspektiven zur Gestaltung des Miteinanders forcieren. Diese Anthropologie setzt die Verletzlichkeit des Individuums als verbindende Grundbedingung. Diese Kondition argumentiere ich vor dem Pluralitätsgedanken und der Handlungstheorie Hannah Arendts, die Gesellschaft radikal vor dem Hintergrund unserer individuellen Verschiedenheiten denkt (Arendt 2016) und Handeln als spontanen Ausdruck definiert (Arendt 2007). Ein weiterer Aspekt findet sich bei Judith Butlers, die das Individuum zu einer rationalen Handlung aufgrund mangelhafter Selbstkenntnis als unfähig einschätzt und dementsprechend unser Handeln als inhärent verletzlich einstuft (Butler 2007). Die Theoretikerinnen zeigen die Unversöhnlichkeit gegenwärtiger gesellschaftlicher Strukturen und stellen klar, dass das Miteinander auf eine andere Basis gestellt werden muss, die Inklusion erst ermöglicht.

Arno Plass, MA in Gender Studies, BA in Philosophie. Phd Anwärter Interdisciplinary Legal Studies; arbeitet in der sozialpsychiatrischen Rehabilitation und als körperzentrierter Coach in freier Praxis, Lehraufträge an österreichischen Universitäten.