LEGAL LITERACY ALS EMANZIPATIONSSTRATEGIE FÜR (RECHTLICH) MARGINALISIERTE GESELLSCHAFTSGRUPPEN

Nina Eckstein

Ein- und Ausschlüsse im Recht sind nicht zuletzt eng verbunden mit Wissen bzw. Nichtwissen über entsprechende Rechte sowie Zugang oder Nicht-Zugang dazu. Besonders sozial und ökonomisch benachteiligte Gesellschaftsgruppen (Armutsbetroffene, Menschen mit Behinderung, Migrant_innen, Frauen u.a.) sehen sich oftmals mit einer Vielzahl an Hürden und Ausschlüssen diesbezüglich konfrontiert. Legal Literacy (=Rechtlicher Alphabetismus) ist ein aus dem angloamerikanischen Rechtsraum stammender Ansatz, der die adressat_innengerechte Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten, um die eigenen Rechte zu verstehen und in weiterer Folge nutzbar machen zu können, in den Fokus rückt. Emanzipation und gesellschaftliche Partizipation stehen hierbei in engem Zusammenhang, genauso wie eine entsprechende Demokratie- und Menschenrechtskultur. Die Überwindung des sog. Justice Gap sowie das gezielte Empowerment von marginalisierten Gesellschaftsgruppen, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht auf Recht als Ressource zurückgreifen können, stellen eine grundlegende Zielsetzung von Legal Literacy-Ansätzen dar. Um diesen Justice Gap zu überwinden, bedarf es jenes (praktischen) Wissens, das gerade marginalisierte Personen dazu befähigt, Rechtsprobleme (z.B. im Zusammenhang mit Wohnen, Arbeit, Soziales etc.) aus ihrer Sicht zufriedenstellend bearbeiten und Gefühle der Ohnmacht und Ausgrenzung gegenüber dem Rechtsstaat so überwinden zu können.

Nina Eckstein, Mag.a MA, studierte Rechtswissenschaften an der Universität Wien sowie Soziale Arbeit in Wien und St. Pölten. Sie ist hauptberuflich wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Legal Gender Studies an der JKU Linz und nebenberuflich Lehrende an der FH Campus Wien und FH St. Pölten. Zu ihren Forschungsinteressen zählen Diskriminierung und Behinderung, Menschenrechte, Zugang zum Recht (und Soziale Arbeit), Genderkonstruktionen im Recht