WISSEN IN ZAHLEN

GENDER-DATENBERICHTERSTATTUNG ALS ANALYSE­METHODE UND GENDERPOLITISCHES INSTRUMENT

Bettina Stadler, Angela Wroblewski

Gesellschaftliches Wissen über Geschlechterverhältnisse wird gegenwärtig in Form von Daten und Indikatoren verhandelt, die definieren welche Problemlagen als wesentlich erkannt werden und welche unbeleuchtet bleiben (müssen). In ihren Anfängen in den 1970er Jahren positionierte sich die Frauenforschung in Abgrenzung vom quantitativen, männlich dominierten Mainstream als Analyse- und als politisches Instrument. Ziel war die Sichtbarmachung bisher nicht im männlichen Mainstream vorhandener Perspektiven und Lebenswelten von Frauen, wofür primär qualitative Zugänge geeignet erschienen. Quantitative Zugänge wurden häufig als dem Forschungsgegenstand nicht angemessen abgelehnt. Eine Wende hat die Idee des Gender Mainstreamings eingeleitet, die die Berücksichtigung einer Genderperspektive in allen Bereichen verlangt und eine deutliche Weiterentwicklung von Datengrundlagen ausgelöst hat. Mit Gender-Datenberichten werden Ungleichheitsverhältnisse zwischen Frauen und Männern aufgezeigt und die Grundlage für politische Interventionen geschaffen. Der Beitrag diskutiert am Beispiel österreichischer Universitäten Weiterentwicklungsbedarf von Gender-Datenberichten hinsichtlich folgender Fragen: Wie kann eine unreflektierte Gleichsetzung von Gleichstellung mit „hard facts“ verhindert und zu einer differenzierteren Wahrnehmung von Wissenslücken und Spannungsfeldern beigetragen werden? Wie kann eine kritisch feministische Perspektive in der Gender-Datenbericht­erstattung verankert werden, die häufig als Selbstmonitoring konzipiert ist?

Angela Wroblewski, Dr.in, ist Soziologin und forscht am IHS zu Gleichstellung und Diversität in Wissenschaft und Forschung und zur Entwicklung aussagekräftiger Indikatoren für Gleichstellung

Bettina Stadler, Dr.in, studierte Soziologie, Politikwissenschaft und Gender Studies an der Universität Wien. Sie forscht an der Donau-Universität Krems und bei der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA) zu den Themen Gender, Statistik und Arbeit