VON ÄUSSEREN UND INNEREN TORWÄCHTER*INNEN – EINE INTERSEKTIONALE PERSPEKTIVE AUF DIE NEUE WELTLITERATUR

Sandra Folie

Intersektionalität wird seit einiger Zeit auch in den Literaturwissenschaften, v.a. in der Narratologie, als Analyseinstrumentarium erprobt. Doch nicht nur für literarische Figuren, sondern auch für Autor*innen wirken verschiedene Positionen sozialer Ungleichheit zusammen, bspw. spielt es eine Rolle, welches Geschlecht ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, welche Hautfarbe sie haben, in welcher Sprache sie schreiben etc. Gerade die Vergleichende Literaturwissenschaft, die Literaturen verschiedener Sprach- und Kulturräume – Weltliteratur(en) – miteinander vergleicht, könnte von einer intersektionalen Perspektive profitieren. Es ist auch von einer neuen Weltliteratur die Rede, die sich von der alten kanonischen, von weißen Männern dominierten abgrenzen soll. Als zentrale Ungleichheitskategorien fallen Herkunft, die mit Hautfarbe bzw. race/Ethnizität einhergeht, und Gender ins Auge. Anhand von einflussreichen Akteur*innen des globalen Literaturmarkts, den titelgebenden äußeren Torwächter*innen (Verlage, Kritik, Preise), die wiederum bestimmte Denkweisen bzw. innere Torwächter*innen (re)produzieren, werde ich der Frage nachgehen, inwiefern Euro- und Androzentrismus in der neuen Weltliteratur noch präsent sind und ob die neue im Umkehrschluss zur alten – von weißen Männern dominierten – Weltliteratur verstärkt als Medium nicht-weißer Frauen auftritt.

Sandra Folie, MA MA, Studium der Deutschen Philologie, Theater-, Film- und Medienwissenschaft und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der Universität Wien; seit 2016 DOC-Stipendiatin der ÖAW an der Abt. für Vergleichende Literaturwissenschaft; Mitglied der Vienna Doctoral Academy Theory and Methodology in the Humanities; Dissertationsprojekt „Beyond Ethnic Chick Lit. Labels zeitgenössischer ‚Frauenliteratur’ im transnationalen Vergleich“