Weiße Raben: Caroline Pichler und die frühe österreichische Erinnerungsproduktion an die Antinapoleonischen Kriege

Karen Hagemann

 

1846 schrieben die Oesterreichischen Blätter für Literatur und Kunst in einer Rezension zu Caroline Pichlers vierbändigen Denkwürdigkeiten aus meinem Leben, die 1844, ein Jahr nach ihrem Tod von dem befreundeten Hofbibliothekar Ferdinand Wolf herausgegeben wurden, „Memoiren von Österreichern sind so selten, wie weiße Raben“. Noch seltener waren zu dieser Zeit Autobiographien von Frauen, die die Zeit der Napoleonischen Kriege erinnerten, was der Rezensent ebenfalls kommentierte. Lediglich als Autorinnen von Zeitromanen und historischen Romanen zu den Antinapoleonischen Kriegen hatten Frauen eine etwas größere und im Laufe des 19. Jahrhunderts wachsende Bedeutung. Eine dieser Schriftstellerinnen war Caroline Pichler, die in Wien auch als Saloniere stadtbekannt war, und in ihrem Haus Musiker, Künstler, Schriftsteller und Politiker empfing. Der Beitrag wird anhand von Pichler und anderen Autorinnen und Autoren die literarische Erinnerungsproduktion zu den Antinapoleonischen Kriege in Österreich in den Blick nehmen und mit der in anderen Staaten des Deutschen Bundes in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vergleichen.

 

Karen Hagemann ist James G. Kenan Distinguished Professor of History und Adjunct Professor of the Curriculum in Peace, War and Defense an der University of North Carolina at Chapel Hill, USA. Sie hat breit zur modernen deutschen, europäischen und transatlantischen Geschichte, der Geschichte von Militär und Krieg sowie der Kultur- und Geschlechtergeschichte publiziert. Ihre letzte Monographie Revisiting Prussia’s Wars Against Napoleon: History, Culture and Memory (Cambridge University Press, 2015), gewann 2016 den Hans Rosenberg Preis für das beste Buch in mitteleuropäischer Geschichte der amerikanischen Central European History Society. Auf Deutsch erschien Umkämpftes Gedächtnis: Die Antinapoleonischen Kriege in der deutschen Erinnerung (Schöningh, 2019). Sie ist zudem Hauptherausgeberin des Oxford Handbook of Gender, War and the Western World since 1600 (Oxford University Press, 2020). Zum Thema des Beitrages hat sie zudem u.a. die folgenden Bände mit herausgegeben: Soldiers, Citizens and Civilians: Experiences and Perceptions of the French Wars, 1790–1820, hg. mit, Alan Forrest and Jane Rendall (Palgrave Macmillan, 2009); War Memories: The Revolutionary and Napoleonic Wars in Modern European Culture, hg. mit Alan Forrest and Etienne François (Palgrave Macmillan, 2012); War, Demobilization and Memory: The Legacy of War in the Era of Atlantic Revolutions, hg. mit Alan Forrest and Michael Rowe (Palgrave Macmillan, 2016).

 

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