Confronting Realities. Zur Intermedialität autosoziobiografischer Erzählweisen
Symposium 16. & 17. April 2024

Autosoziobiografisches Erzählen verknüpft das Persönliche mit dem Politischen und Gesellschaftlichen und insistiert auf der Bedeutung von Klasse und Herkunft. Es hat gegenwärtig nicht nur auf dem Buchmarkt Erfolg, sondern ist auch, vor allem innerhalb der Philologien und der Soziologie, zum viel diskutierten Forschungsgegenstand avanciert. Hieran anschließend fragt das künstlerisch-wissenschaftliche Forschungsprojekt „Confronting Realities. Arbeit an filmischen Autosoziobiografien“ in seinem zweiten Symposium nach der Intermedialität autosoziobiografischer Erzählweisen in der Literatur, im Theater und im Film. In Vorträgen, Lecture Performances, Filmscreenings und -gesprächen untersucht das Symposium autosoziobiografische Erzählweisen anhand ihrer medialen Brüche und Verknüpfungen – zwischen Schrift und Fotografie, zwischen Stimme und Bild, zwischen Körper, Bühne und Leinwand. Dabei geht es stets auch um die Frage nach dem Verhältnis von wissenschaftlich-theoretischen und künstlerisch-praktischen Forschungsperspektiven: Welche Funken und Friktionen können aus ihrer Begegnung entstehen?

 

Ein Symposium des an der Filmakademie Wien angesiedelten künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungsprojekts „Confronting Realities. Arbeit an filmischen Autosoziobiografien“ (gefördert vom FWF/PEEK, AR628).

Konzeption und Organisation: Camilla Henrich, Nina Kusturica, Elena Meilicke, Claudia Walkensteiner-Preschl und Barbara Wolfram

Interessierte Zuhörer_innen sind herzlich eingeladen.

 

VERANSTALTUNGSORT
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Institut für Film und Fernsehen – Filmakademie Wien
Future Art Lab / Arthouse Kino
Anton-von-Webern-Platz 1
A – 1030 Wien

 

Programm

Dienstag, 16. April 2024

10 h Begrüßung und Einführung

10.15 – 13 h Vorträge
Katharina Sykora (Berlin): Foto/Schrift und Sprach/Film: Autosoziobiografische Abstände bei Annie Ernaux
Elena Meilicke (Berlin/Wien): „Worte waren nötig…“ Poetik und Politik des Voiceovers in filmischen Autosoziobiografien
Mirjam Groll (Hamburg): Aufgeführte Autosoziobiografie – Eine Betrachtung von Selbstauftritten im Theater der Gegenwart am Beispiel der Tanzperformance „Auto-Fiktion: Der Struggle so real” von Verena Brakonier

13 – 14:30 h Pause

14:30 – 17:30 h Screenings und Diskussion
Nina Kusturica (Wien): Labor für filmische Autosoziobiografien. Von filmischen Blicken auf Körper und Orte
Zusammen mit Ayo Aloba, Denice Bourbon, Wilbirg Brainin-Donnenberg, Laura Ettel, Senad Halilbašić, Olga Kosanović, Niklas Pollmann und Marie Zahir

17:30 – 18:30 h Pause

18:30 h Filmscreening und Gespräch
Klassenverhältnisse am Bodensee von Ariane Andereggen und Ted Gaier, CH/D 2023, 82 Min. Im Anschluss Gespräch mit Ariane Andereggen

 

Mittwoch, 17. April 2024

9.30 – 10.30 h Vortrag (via Zoom)
Hanna Prenzel (Babelsberg): Zur Verbindung von wissenschaftlichen und künstlerischen Arbeitsweisen: eine ambivalente Liebeserklärung

10.30 – 11 h Pause

11 – 14 h Lecture Performance
Barbara Wolfram (Wien): Labor für filmische Autosoziobiografien. Genealogische Perspektiven und autosoziobiografische Exploration.
Zusammen mit Robin Jentys, William Joop und Negin Rezaie

14 – 15 h Pause

15 – 16 h Abschließende Roundtable-Diskussion

Ab 16 h Ausklang auf der Terrasse der Filmakademie

Abstracts

Katharina Sykora: Foto/Schrift und Sprach/Film

Einzelvortrag

Einzelvortrag

Katharina Sykora

Foto/Schrift und Sprach/Film: Autosoziobiografische Abstände bei Annie Ernaux

Annie Ernaux hat in ihrem Projekt Écrire la vie ihr autobiografisches Schreiben in den Kontext einer autosoziologischen Analyse gestellt. Darüber hinaus experimentierte sie mit medialen Erweiterungen der Schrift. Sie verknüpfte das gedruckte und geschriebene Wort mit Fotografien aus ihrem persönlichen Leben und kombinierte im Film Annie Ernaux. Die Super8 Jahre ihren gesprochenen Kommentar mit Home Movies der eigenen Kleinfamilie. In meinem Vortrag gehe ich dem Verhältnis von Schrift und Fotografie, Sprache und Film bei Annie Ernaux nach. Im Zentrum steht die Frage nach den medialen Brüchen und Verknüpfungen, durch die Annie Ernaux einen autosoziobiografischen Pakt mit den Leser*innen und Zuschauer*innen schließt.

 

Dienstag, 16.04.2024
10:15, Arthouse Kino
Moderation: Claudia Walkensteiner-Preschl

 

Katharina Sykora (Berlin) ist promovierte Professorin emerita. Als Kunst-, Foto- und Filmwissenschaftlerin forscht und publiziert sie über Gender, Autorschaft und Intermedialität.

 

 

Elena Meilicke: „Worte waren nötig…“

Einzelvortrag

Einzelvortrag

Elena Meilicke

„Worte waren nötig…“ Poetik und Politik des Voiceovers in filmischen Autosoziobiografien

Untersucht man autosoziobiographische Erzählweisen im zeitgenössischen Essayfilm – Erzählweisen also, die das Persönliche mit dem Politischen und Gesellschaftlichen verbinden und Fragen von Klasse und Herkunft thematisieren  – so fällt auf, wie konsequent dabei ein althergebrachtes, oft diskreditiertes filmisches Verfahren zum Einsatz gebracht wird: die Voiceover-Erzählung. Mein Vortrag perspektiviert filmische Autosoziobiographien entsprechend als Erzählungen, die sich zwischen Stimme und Bild entfalten, und fragt nach der Poetik und Politik des Voiceovers in filmischen Autosoziobiographien.

 

Dienstag, 16.04.2024
11:15, Arthouse Kino
Moderation: Barbara Wolfram

 

Elena Meilicke (Berlin/Wien) ist Medien- und Kulturwissenschaftlerin. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin/PostDoc im Bereich Medienwissenschaft an der Universität der Künste Berlin und forscht darüber hinaus im künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungsprojekt „Confronting Realities. Arbeit an filmischen Autosoziobiografien“, das an der Filmakademie Wien angesiedelt ist. Ihre Dissertation „Paranoia und technisches Bild. Fallstudien zu einer Medienpathologie“ ist 2021 erschienen, aktuell arbeitet sie an einer Monographie zur Wissens-, Medien- und Kulturgeschichte der Resilienz. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind Medien und Gender, zeitgenössische Film- und Serienästhetik sowie Geschichte, Theorie und Praxis der Filmkritik. Elena Meilicke wurde mit dem Siegfried-Kracauer-Preis für Filmkritik ausgezeichnet und schreibt regelmäßig zu Film- und Medienthemen für Kunst- und Kulturzeitschriften wie „Cargo. Film/Medien/Kultur“, „Texte zur Kunst“ und „Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken“.

 

 

Miriam Groll: Aufgeführte Autosoziobiografie

Einzelvortrag

Einzelvortrag

Mirjam Groll

Aufgeführte Autosoziobiografie – Eine Betrachtung von Selbstauftritten im Theater der Gegenwart am Beispiel der Tanzperformance „Auto-Fiktion: Der Struggle so real” von Verena Brakonier

Auftritte auf der Theaterbühne, bei denen die Auftretenden keine fiktiven Figuren verkörpern, sondern als sie selbst auf der Bühne stehen und einzelne Stationen ihrer Biografie zum Thema der Darstellung werden, richten die Frage nach dem Verhältnis von Fiktion und Wirklichkeit von der strukturellen Ebene auch auf die inhaltliche Ebene des Gezeigten. Nicht mehr allein der Akt des Zeigens kann als wirklich oder „echt“ beschrieben werden, sondern die auftretenden Darsteller:innen in ihrer Person selbst. Die Selbstauftritte sind im Theater neben der gesprochenen Sprache meist gerahmt durch den Einsatz von Licht, Sound, Video, Bühnenbild und jedweder Art von Requisiten. Hierdurch werden Wirklichkeitsreferenzen angeboten und unterlaufen, und das Verhältnis von Prekarität und Integrität des Körpers im Selbstauftritt, der als solcher immer (an-)erkannt werden muss, wird aus- und dargestellt und in seiner Brüchigkeit ersichtlich. Welche (Theater-)Mittel die Konzeption und Rezeption der Selbstauftritte entlang von Strukturkategorien wie class und gender dabei verbürgen, autorisieren oder irritieren, soll befragt werden.

 

Dienstag, 16.04.2024
12:10, Arthouse Kino
Moderation: Camilla Henrich

 

Mirjam Groll (Hamburg) hat in Hamburg Germanistik und Philosophie studiert. Von 2014-2020 war sie Mitarbeiterin bei der Hamburger Arbeitsstelle des Goethewörterbuchs. Seit 2020 arbeitet sie an der Professur für neuere deutsche Literatur/Theaterforschung an der Universität Hamburg und promoviert zum Thema „Fiktionen des Selbst im Theater des 21. Jahrhunderts“. Sie ist Mitherausgeberin der Kulturzeitschrift Prothese Magazin.

 

 

Nina Kusturica: Labor für filmische Autosoziobiografien

Screenings und Diskussion

Screenings und Diskussion

Nina Kusturica

Labor für filmische Autosoziobiografien. Von filmischen Blicken auf Körper und Orte
Zusammen mit Ayo Aloba, Denice Bourbon, Wilbirg Brainin-Donnenberg, Laura Ettel, Senad Halilbašić, Olga Kosanović, Niklas Pollmann und Marie Zahir

Im Rahmen der Präsentation der künstlerischen Forschungsgruppe von Nina Kusturica werden filmische Skizzen, Einblicke in gedrehtes Material und Schnittentwürfe vorgeführt. Wir diskutieren unsere Filme – Kinodokumentarfilme und Experimentalfilme –, die sich derzeit in der Produktionsphase befinden, sowie filmische Miniaturen und Experimente, die im Rahmen des Labors entstanden sind. Ein gemeinsames Merkmal unserer Arbeiten ist der autosoziobiografische Kern, den die Artist Researcher auf unterschiedliche Weise erforschen, sei es durch essayistische, performative oder experimentelle Ansätze. Persönliche Elemente wie Familien, Wohnungen, Orte, Erinnerungen und Erinnerungslücken tauchen in unseren filmischen Arbeiten auf. Wir stellen uns die Frage, ob und wie die Fiktionalisierung im Dokumentarfilm Räume eröffnet, die die Wirklichkeit allein nicht hergibt.

Ein zentrales Thema unserer Arbeiten ist die Reflexion über die Kameraarbeit und das damit verbundene Machtgefälle im Moment des Filmens. Wir beschäftigen uns mit Fragen zur Sprache und ihrer Rolle bei der Definition von Identität und sozialer Klasse. Wie können wir über Herkunftsmilieus sprechen, ohne in eine negative Abrechnung zu verfallen? Wir erörtern die Verfahrensweisen bei der Dramatisierung der autosoziobiografischen Geschichte und die Herausforderung, persönliche Erlebnisse in allgemeingültige Narrative zu überführen.

Eine weitere wichtige Fragestellung betrifft die Möglichkeit der Kollektivierung und Zusammenarbeit in der künstlerischen Produktion. Wie kann eine biografische Erzählung im filmischen Prozess von einer anderen Person in ein Drehbuch verwandelt werden, ohne ihre Perspektive zu verlieren? Welche Formen der Zusammenarbeit sind möglich und wie beeinflussen diese den kreativen Prozess?

Wir werden die verschiedenen Arbeitsweisen und Begegnungen innerhalb unserer Lab-Gruppe reflektieren, einschließlich der Arbeit mit unterschiedlichen Filmmaterialien wie Super-8-Filmen und digitalen Formaten sowie der verschiedenen Drehmethoden, die wir anwenden. Unsere Präsentation bietet einen Einblick in die Vielfalt und Komplexität der autosoziobiografischen Filmproduktion. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit dem Publikum über die Themen, Fragen und Herausforderungen zu reflektieren, die unsere Arbeit prägen.

 

Dienstag, 16.04.2024
14:30, Arthouse Kino

 

Nina Kusturica (Wien) ist Film- und Theaterregisseurin. Ihre Kinofilme Ciao Chérie (Spielfilm 2017), Little Alien (Dokumentarfilm 2009), Auswege (Spielfilm 2003), sowie ihre Dokumentarfilme und Kurzfilme hatten vielbeachtete internationale Filmfestival-Teilnahmen und Auszeichnungen. Am Theater inszenierte sie Bibi Sara Kali (2021) im Werk X Petersplatz Wien, Rule of Thumb (2019) im Kosmos Theater und Erschlagt die Armen! (2018) im Werk X Wien. Sie forscht als Artistic Investigator am künstlerischen Forschungsprojekt „Confronting Realities“, arbeitet an filmischen Autosoziobiografien“ in der Klasse für Medien- und Filmwissenschaft an der Filmakademie Wien und lehrt regelmäßig zu Film, Regie und Filmschauspiel an verschiedenen Universitäten. Ihre Texte werden in Zeitschriften und Fachpublikationen veröffentlicht und ihre Arbeiten finden Eingang in einschlägige Literatur zum Film. Im Rahmen der eigenen Filmproduktion Nina Kusturica Projects produzierte sie zahlreiche Kinofilme. Nina Kusturica hat an der Universität für Musik und darstellende Kunst – Filmakademie Wien, Regie und Schnitt studiert. Sie wurde in Mostar geboren, wuchs in Sarajevo auf und lebt seit 1992 in Wien. www.ninakusturica.com

 

Ayo Aloba ist ein multidisziplinärer Künstler, der das Medium der Musik, der digitalen Collage und der Bühnenperformance nutzt, um von der afrikanischen Identität und der kulturellen Liminalität zu erzählen. Er ist aufgewachsen in Nigeria, Wien und Tschechien. Ayo Aloba studierte am Rose Bruford College of Theatre & Performance in London und arbeitet seitdem als Film- und Theater- Schauspieler sowie als Sprecher.
Er gründete im Jahr 2020 sein eigenes Musiklabel Pariwo Records, das BPoC-Künstler*innen eine Plattform bietet, ihre kreative Stimme und Identität auszudrücken.

 

Wilbirg Brainin-Donnenberg ist Filmemacherin, Leiterin des drehbuchFORUM Wien, Geschäftsführerin des drehbuchVERBAND Austria, Filmkuratorin und Publizistin.
Studium der Psychologie und Soziologie in Wien, Salzburg und Paris. 1993-2004 bei sixpackfilm, ab 2004 freie Kuratorin nationale und internationale Filmreihen. Gründungs- und Vorstandsmitglied von FC GLORIA – Feminismus Vernetzung Film. Kuratorin der FC GLORIA Kinosalons und der Werkstattgespräche mit Filmpionierinnen (gemeinsam mit Julia Pühringer). Initiatorin des Drehbuchwettbewerbs If she can see it, she can be it – Drehbuchwettbewerb zu Frauen*figuren jenseits der Klischees.
Publikationen zu internationalem Avantgardekino und Gender Topics, u.a Co-Herausgabe des Buchs “Gustav Deutsch” (Filmmuseum Synema Publikationen, 2009, gemeinsam mit Michael Löbenstein). Zuletzt: “I turn over the pictures of my voice in my head*. Sprache als Akt der Befreiung in feministischen Avantgardefilmen und Videos von Eija-Liisa Ahtila, VALIE EXPORT, Kerstin Honeit, Sabine Marte und Anne-Charlotte Robertson” (Wien, Böhlau 2020).
Absolventin der Friedl Kubelka Schule für unabhängigen Film (2016-2018). Ihre Kurzfilme “Brief an eine Tochter” (2019), “As time goes by” (2021) und “Dirndlschuld” (2021) wurden auf zahlreichen internationalen Filmfestivals gezeigt, “Dirndlschuld” feierte im Berlinale Shorts Wettbewerb die int. Premiere und wurde zum Österreichischen Filmpreis 2023 in der Kategorie Bester Kurzfilm nominiert.
Ausgezeichnet mit dem Österreichischen Kunstpreis in der Sparte Film 2023. Lebt in Wien.

 

Denice Bourbon ist lesbisch/queere Performerin, Autorin (Cheers!: Stories of a Fabulous Queer Femme in Action), Musikerin, Moderatorin und Podcasterin (Now, Back to Me!). Sie hat 2017 Comedy Club pccc mitbegründet und zeigt seither, dass politisch korrekt und lustig einander nicht ausschließen.
Denice Bourbon lebt seit 2002 in Wien und verwendet Humor und Unterhaltung als aktivistisches Werkzeug, um auf politische Themen aufmerksam zu machen.

 

Laura Ettel ist Künstlerin, Kamerafrau und Forscherin. Sie studierte Film- und Medienwissenschaften und wurde an der Filmakademie Wien und an der Akademie der bildenden Künste in Wien ausgebildet. Sie arbeitet kollaborativ an interdisziplinären Projekten im Spannungsfeld zwischen Film, Performance und bildender Kunst und befasst sich als Forschende mit Archiven und Medienkunst. In ihrer fotografischen Praxis erforscht sie physische Manifestationen von Licht und Körper in Zeit und Raum und das performative Potenzial dieses Zusammenstoßes.
Zusätzlich zu ihrer künstlerischen Forschungspraxis arbeitet sie als Pädagogin im Bereich Film und Medien für verschiedene Institutionen in Österreich. Ihre Arbeiten werden auf internationalen Festivals und in Ausstellungskontexten regelmässig präsentiert. http://www.lauraettel.com/

 

Senad Halilbašić, geboren 1988 in Tuzla (Bosnien und Herzegowina), ist Drehbuchautor und Dramaturg. Er promovierte in Theaterwissenschaft an der Universität Wien und war ebendort sowie an der FU Berlin in Lehre und Forschung tätig. Zu seinen Arbeiten als Drehbuchautor zählen die Spielfilme “Me, We” von David Clay Diaz sowie “7500” von Patrick Vollrath. Für letzteren gewann er den Österreichischen Filmpreis für das beste Drehbuch. Als Autor arbeitete er für die mehrfach ausgezeichneten Sky-Serien “Souls” (Gewinner bei CannesSeries 2022 für das beste Drehbuch) und “Der Pass – Staffel 3” (Romy 2023, Beste Serie). Er ist Dramaturg beim Stoffentwicklungsprogramm “Diverse Geschichten” sowie seit 2023 Consulting Writer beim European Writers Club. 2023 absolvierte er das European Showrunner Training.

 

Olga Kosanović ist eine in Wien lebende Regisseurin und Lehrende. Ihre filmische Ausbildung schloss sie 2020 an der HFBK Hamburg bei Angela Schanelec ab. Mit ihren Kurzfilmen lief sie auf zahlreichen internationalen Festivals und wurde unter anderem mit dem österreichischen Filmpreis, dem Nachwuchsfilmpreis der Kurzfilmtage Oberhausen und der Diagonale sowie dem Preis für den besten mittellangen Film des Filmfestivals Max Ophüls ausgezeichnet. https://www.olgakosanovic.com/

 

Niklas Pollmann (*1993 in Holzminden, Deutschland) arbeitete von 2012 bis 2015 neben Abitur und einem Studium der Medienwissenschaften in Weimar als freischaffender Filmkritiker u.A. für filmstarts.de und critic.de und näherte sich so dem Medium Film und insbesondere seiner Dramaturgie kritisch bis wissenschaftlich. Seit 2015 studiert er Drehbuch (Buch & Dramaturgie) an der Filmakademie Wien unter Prof. Götz Spielmann und Regie als Modul unter Prof. Michael Haneke. Die Verschränkung narrativer und medienwissenschaftlicher Elemente ist in seinen Arbeiten dabei ein dringendes Anliegen geblieben und die reziproke Form-Inhalt-Genese ein Forschungsschwerpunkt. Sein Debütkurzfilm „Hurenkind & Schusterjunge“ wurde u.A. auf der Diagonale in Graz, in Montréal, Riga und dem interfilm festival Berlin gezeigt. Auf seinem Blog amwegesrand.com setzt er sich neben seinem Filmschaffen essayistisch mit dem Medium Film und dessen dramatischen, audiovisuellen und gesellschaftlichen Funktionsweisen auseinander.

 

Marie Zahir wurde in Wien geboren und studierte am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen Performance-Art und Bildgestaltung an der Kunsthochschule für Medien Köln, KHM. Als Bildgestalterin arbeitete sie unter anderem mit folgenden Regisseur*innen zusammen: Carolin Schmitz, Birgit Schulz, Nina Kusturica, Stefan Ramirez Perez, Katharina Mückstein, Johanna Sunder- Plassman & Tama Tobias-Macht. 2018 gewann sie mit ihrem Diplomflm “Wie ich mich verlor” den Wettbewerb für Bildgestalterinnen im Bereich Spielflm auf dem IFFF – Internationalen Frauenflmfestival Köln/Dortmund. Die von ihr gedrehten Filme werden u.a. bei Visions du Réel Nyon, Camerimage, AnnArbor und Max- Ophüls-Preis, Internationale Kurzflmtage Oberhausen gezeigt. Sie lebt in Köln und Wien. https://www.mariezahir.com/

Filmscreening: Klassenverhältnisse am Bodensee von Ariane Andereggen und Ted Gaier

Filmscreening und Gespräch

Filmscreening und Gespräch

Klassenverhältnisse am Bodensee. Ein Videoessay von Ariane Andereggen und Ted Gaier

Im Anschluss Gespräch mit Ariana Andereggen

Die Autorin kehrt an den Bodensee zurück. Sie rekonstruiert eine gemeinsame Erinnerung über die ehemals industrialisierte Bodenseeregion, die auch maßgeblich durch Migration aufgebaut wurde – und in den letzten Jahren vor allem Leute anzieht, die nicht gerne Steuern zahlen. Zwischen vorstädtischem, dörflichem Leben und künstlerischer Sonderzone hinterfragt die Autorin, gemeinsam mit Klassenkamerad:innen, ihrer Familie und ehemaligen Lehrern, die Selbstverständnisse derer, die dort zwischen den 70er und 90er Jahren aufwuchsen. Dieses, „es war halt so“. Halt, wie war das? Es sprechen die Prägungen, die Oberflächen, der Nebel. Ohne Talking Heads, oft in bildlichen Allegorien, in Super 8, VHS-Schnipseln, in Blickwinkeln jenseits des denkmalgeschützten Selbstbildes dieser Region, wird Klassismus begreifbar.

CH / D 2023, 82 Min.

 

Konzept / Regie / Schnitt: Ariane Andereggen
Kamera: Andereggen & Ted Gaier
Drehbuch: Andereggen & Ted Gaier
Musik / Sounddesign: Ted Gaier

 

Mit freundlicher Unterstützung der Kulturstiftung Kanton Thurgau / Fachausschuss für Film und Medienkunst Basel

 

Dienstag, 16.04.2024
18:30, Arthouse Kino
Moderation: Elena Meilicke

 

Ariane Andereggen (Basel) ist aufgewachsen am Bodensee in einer nicht-akademischen Familie. Als Schauspielerin, Regisseurin und Videokünstlerin arbeitet sie in extradisziplinären und transnationalen Arbeitszusammenhängen im Bereich Performing Arts und war als Gastdozentin an den Hochschule der Künste in Bern, Zürich und Luzern tätig. Selbst studierte sie Schauspielerei an der HKB in Bern und machte ihren Master in Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung HfG in Karlsruhe. Seit den 90ern produziert sie Video- und Audiokunst, zeichnet und schreibt Konzepte und Sprachformate, in denen es um Habitus und brüchige Un-Selbstverständnisse im Kunst- und Kulturbetrieb geht. Ihre Praxis sind künstlerische Recherche, aktivistische Archivarbeit und punksozialisierte Formate wie Filmessays, Zeichen-Scripts, Wandzeitungen und performte Gegenerzählungen. Seit 2019 ist sie Teil der ATRATO-COLLABORATIONS und wurde mit einer Aktion für multidirektionale Erinnerungskultur von Más Arte Más Acción aus Bogotá 2022 an die documenta15 eingeladen. Zur Zeit ist sie auch als Gastschauspielerin am Maxim Gorki Theater in Berlin in Inszenierungen u.a. von Anta Helena Recke zu sehen und war am Projekt DIE KRÄNKUNGEN DER MENSCHHEIT beteiligt. In ihrer Soloperformance AGE ON STAGE / Am Rande des Rollenfeldes 2020-2023 geht es um die diskriminierende Verschränkung von Alter und Gender bei Schauspieler*innen, die auch entlang der Brüche in der eigenen Berufsbiografie die klassenbedingten Ausschlüsse im Kulturbetrieb benennt.

Hanna Prenzel: Zur Verbindung von wissenschaftlichen und künstlerischen Arbeitsweisen

Einzelvortrag

Einzelvortrag

Hanna Prenzel

Zur Verbindung von wissenschaftlichen und künstlerischen Arbeitsweisen: eine ambivalente Liebeserklärung (Live-Übertragung via Zoom)

In welchem Verhältnis stehen wissenschaftlich-theoretische und filmisch-praktische Logiken in einem Promotionsprojekt, das sich per se zwischen so genannter „Theorie“ und „Praxis“ bewegt? Welche Erkenntnisgewinne werden durch die gewählten künstlerisch-filmischen Methoden generiert? Und wie werden diese – direkt oder indirekt – im wissenschaftlichen Denken und Arbeiten verarbeitet? In meinem Beitrag werde ich mich anhand meines Promotionsprojekts „Kollektives Filmemachen: zwischen Widerstand und Widerspruch“ (Arbeitstitel) mit Prozesshaftigkeit, Fallstricken und Fragezeichen bei der Verbindung von wissenschaftlichen und künstlerischen Arbeitsweisen befassen. In meinem Promotionsprojekt schlage ich einen historischen Bogen zu Kollektivfilmen der 1970er Jahre und analysiere die filmische Verarbeitung feministischer Kämpfe um Anerkennung und Arbeitsrechte. Diese Auseinandersetzung bildet den Ausgangspunkt, um das aktuelle Begehren nach feministischer Kollektivarbeit und ihre Widersprüche im Netzwerkkapitalismus filmisch zu untersuchen.

 

Mittwoch, 17.04.2024
09:30, Arthouse Kino
Moderation: Elena Meilicke

 

Hanna Prenzel (Babelsberg) arbeitet künstlerisch forschend als Filmemacherin und Wissenschaftlerin. Sie promoviert mit einem wissenschaftlich-künstlerischen Projekt zu Formen kollektiver Filmarbeit und feministischen Arbeitskämpfen an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, wo sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe „Filmische Diskurse des Mangels: Zur Darstellung von Prekarität und Exklusion im europäischen Spiel- und Dokumentarfilm“ (2019–2023) arbeitete.

 

Barbara Wolfram: Labor für filmische Autosoziobiografien I-III

Lecture Performance

Lecture Performance

Barbara Wolfram

Labor für filmische Autosoziobiografien Wolfram I-III. Genealogische Perspektiven und autosoziobiografische Exploration
Zusammen mit Robin Jentys, William Joop und Negin Rezaie

In ihrer Lecture Performance möchte Barbara Wolfram die verschiedenen Prozesse und Ergebnisse der drei filmischen Labore für Autosoziobiografie (LAFA I-III) vorstellen und erläutern, einige Überlegungen zu filmischer Autosoziobiografie als Genre teilen sowie in einem Gespräch mit drei Artist Researchern die Labore und erste Ergebnisse reflektieren.

Die Fragen, die sich die künstlerisch Forschenden in dem Gespräch stellen, gehen über die Methode und Anwendung der autosoziobiografischen Exploration, zur gemeinsamen Arbeit, den Erkenntnissen und Erlebnissen der drei Labore.

Sie wollen Einblick in ihre künstlerisch-forschende Prozesse geben und gemeinsam erste Ergebnisse vorstellen. In einer genealogischen Perspektive haben sie Orte, Zeiten, Körper, soziale Klassen, Räume, Objekte, Sexualität und Alter, welche in Verbindung mit ihren Müttern/ Vätern/ Geschwistern und ihrer selbst stehen, erforscht, in Bezug gestellt, verwoben und durch künstlerische und wissenschaftliche Explorations-, Translations-, Reflexions- und Re-Iterationsmethoden durchleuchtet. Durch die Verbindung von performativen, schriftlichen, musikalischen, zeichnerischen und filmischen autosoziobiografischen Elementen fragen sie nach einer filmischen autosoziobiografischen Übersetzung und Darstellung dieser Relationen.

Die Lecture Performance bietet einen Einblick in die im Labor verwendeten Recherchemethoden und stellt diese in Bezug zu den Arbeiten, Erkenntnissen und künstlerischen Translationen des Labors. Es werden autosoziobiografische künstlerische Artefakte, wie filmische Miniaturen, Texte, Zeichnungen, Gedichte und musikalische Notizen gezeigt und reflektiert. Überlegungen zu Kurzfilmformaten werden ebenso vorgestellt und diskutiert sowie in theoretische Überlegungen eingebettet.

 

Mittwoch, 17.04.2024
11:00, Arthouse Kino

 

Barbara Wolfram (Wien) ist Regisseurin, Autorin und Wissenschaftlerin. Derzeit ist sie künstlerisch-wissenschaftlicher PostDoc an der Filmakademie Wien, wo sie auch ihr Doktorat über Gender & Diversität im österreichischen Spielfilm abgeschlossen hat. Davor hat sie einen Master in Psychologie an der Universität Wien abgelegt. Sie co-leitet mit Paulus Wagner das künstlerisch-wissenschaftliche Drittmittelprojekt “Building Bridges in Polarized Societies” an der Filmakademie Wien, welches zu gesellschaftlicher Polarisation, Arbeit, sozialer Klasse und Politik im Film arbeitet. Im PEEK Projekt forscht Wolfram mit einer genealogischen Perspektive an Autosoziobiografien, sozialen Normen und deren filmischen Übersetzungen. Wolfram hat internationale Forschungs-, Lehr- und Studienaufenthalte an der École des Hautes Études en Sciences Sociales, Paris, an der ENS Louis Lumière, Paris, an der HDK Valand Academy der Universität Göteborg/Schweden und an der Guildhall School of Music and Drama, London, durchgeführt. Neben ihrer künstlerischen und wissenschaftlichen Arbeit podcastet Wolfram mit Bianca J. Rauch zu divers-feministischen Filmlesen in deren Podcast “Ned Wuascht – wir geh`n fisch`n”. www.barbarawolfram.com

 

Negin Rezaie ist eine bildende und darstellende Künstlerin, Kuratorin, Künstlerin/Forscherin und Aktivistin. Nachdem sie 2015 aus dem Iran nach Österreich fliehen musste, arbeitet sie an einer Vielzahl von künstlerischen, musealen und musikalischen Projekten. Sie realisiert eigene Projekte in unterschiedlichen Konstellationen. Seit 2021 ist sie in der Performanceklasse an der Akademie der bildenden Künste Wien. www.neginrezaie.at

Robin Jentys wurde in Wien geboren und studierte zunächst Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Romanistik an der Universität Wien und spielte am Wiener Burgtheater, bevor er 2014 sein Schauspielstudium an der Filmuniversität Babelsberg “Konrad Wolf” in Potsdam begann. Seine ersten Stationen waren das Staatsschauspiel Dresden, das Volkstheater Wien, das Berliner Ensemble und das Hans Otto Theater Potsdam. In der Spielzeit 2018/19 wurde er fest an das Theater Trier engagiert. In der gleichen Spielzeit wurde er mit der Produktion “DAS GROSSE HEFT” (Regie: Ulrich Rasche) zum 56. Berliner Theatertreffen eingeladen. Seitdem arbeitet er als freischaffender Schauspieler für Film und Theater. Jentys lebt in Berlin und Wien.

William Joop pendelt, seit er 2010 seine Heimatinsel Neukaledonien verlassen hat, zwischen seiner Heimat Frankreich und der Stadt, die sein Herz zu seiner Heimat gemacht hat: Wien. Nach einem Bachelor-Abschluss in Theaterwissenschaften in Paris studiert er nun Bühnenbild an der Akademie der bildenden Künste Wien und denkt über das Theater der Zukunft nach…