Kea Wienand: Künstlerische Strategien dekolonialer Erinnerungsarbeit
Intersektionale Perspektiven auf Gender und Gefühl – Kunstwissenschaft
Im Wintersemester 2024/25 veranstaltet die mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien gemeinsam mit der Kunsthochschule Mainz, dem Studienprogramm Q+ an der JGU Mainz, der Universität Bremen und der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg erstmals eine internationale Ringvorlesung. Es sind Beiträge zur Genderforschung versammelt, die einen Fokus auf Gefühl, Affekt und Emotion legen – u.a. von Insa Härtel, Brigitte Bargetz, Kea Wienand und Ulrike Hanstein.
Die Ringvorlesung mit dem Schwerpunkt Gender (seit dem WiSe 2021/22 etabliert) geht aus einer Kooperation des Studienprogramms Q+ der JGU Mainz und der Kunsthochschule Mainz hervor. Anliegen ist es, einen Einblick in die wissenschaftlichen Arbeiten von Lehrenden unterschiedlicher Disziplinen zu geben, die sich mit der Kategorie Gender auseinandersetzen. Im kommenden Winter wollen wir die Diskussion vertiefen und neue wissenschaftliche Impulse setzen.
Interessierte aller Disziplinen sind herzlich zur Teilnahme eingeladen.
Die Ringvorlesung findet online statt.
Organisiert von mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien gemeinsam mit der Kunsthochschule Mainz, dem Studienprogramm Q+ an der JGU Mainz, der Universität Bremen und der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Programm
In meinem Vortrag bespreche ich das Fotobuch „Das Erbe“ der deutschen Künstlerin Anne Schönharting. Schönharting hat sich in dieser 2020 veröffentlichten Publikation erklärtermaßen kritisch mit der kolonialen Sammlung ihrer eigenen Familie auseinandergesetzt. In meiner Lektüre ihrer künstlerischen Strategien gehe ich der Frage nach, inwiefern es der Künstlerin gelingt, eine dekoloniale Erinnerung zu entwerfen. Bedeutend für Schönhartings Auseinandersetzung mit den Fotografien, Jagdtrophäen bzw. Tierpräparaten und anderen Objekten ist die Reflektion der Rolle, die dieser familiäre Besitz und dessen Repräsentation im halböffentlichen Raum des eigenen Zuhauses für die unterschiedlichen Mitglieder von Schönhartings Familie spielte. Zu diskutieren ist weiterhin, wie das Fotobuch die verschiedenen Dimensionen kolonialer Gewalt, die in den familiären Erzählungen über diese Objekte fast nicht vorkommen, verhandelt und an die Betrachtenden vermittelt. Zusammenbringen möchte ich meine repräsentationskritische und psychoanalytisch inspirierte Lektüre mit affekttheoretischen Ansätzen, um weitergehend über Möglichkeiten und Grenzen künstlerischer dekolonialer Erinnerungsarbeit nachzudenken – wohlwissend, dass meine Perspektive dabei eine begrenzte ist.
Kea Wienand, Kunstwissenschaftlerin, Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Seit 2013 Redakteurin der Online-Zeitschrift FKW // Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur. Schwerpunkte in Forschung und Lehre: post-/dekoloniale und queerfeministische Theorien, Kunst des 19.–21. Jahrhunderts, Erinnerungskulturen. Jüngste Publikation: Artistically Juxtaposed (Hi)stories: Hiwa K’s View from Above as a Multidirectional Memory Practice, in: Catherine Bublatzky u.a. (Hg.): Entangled Histories of Art and Migration, Bristol: INTELLECT (erscheint voraussichtl. 2024).