Ulrike Hanstein: Carolee und ich: Anhänglichkeit und Archivarbeit
Intersektionale Perspektiven auf Gender und Gefühl – Kunst- und Medienwissenschaft
Im Wintersemester 2024/25 veranstaltet die mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien gemeinsam mit der Kunsthochschule Mainz, dem Studienprogramm Q+ an der JGU Mainz, der Universität Bremen und der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg erstmals eine internationale Ringvorlesung. Es sind Beiträge zur Genderforschung versammelt, die einen Fokus auf Gefühl, Affekt und Emotion legen - u.a. von Insa Härtel, Brigitte Bargetz, Kea Wienand und Ulrike Hanstein.
Die Ringvorlesung mit dem Schwerpunkt Gender (seit dem WiSe 2021/22 etabliert) geht aus einer Kooperation des Studienprogramms Q+ der JGU Mainz und der Kunsthochschule Mainz hervor. Anliegen ist es, einen Einblick in die wissenschaftlichen Arbeiten von Lehrenden unterschiedlicher Disziplinen zu geben, die sich mit der Kategorie Gender auseinandersetzen. Im kommenden Winter wollen wir die Diskussion vertiefen und neue wissenschaftliche Impulse setzen.
Interessierte aller Disziplinen sind herzlich zur Teilnahme eingeladen.
Die Ringvorlesung findet online statt.
Organisiert von mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien gemeinsam mit der Kunsthochschule Mainz, dem Studienprogramm Q+ an der JGU Mainz, der Universität Bremen und der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Programm
Die amerikanische Künstlerin Carolee Schneemann habe ich nie kennengelernt. ‚Carolee und ich‘ – das beschreibt meine leidenschaftliche Verbindung als Fan. In den letzten zwölf Jahren habe ich immer wieder in Archiven arbeitsbezogene Dokumente und persönliche Texte der Künstlerin recherchiert. In meinem Vortrag möchte ich den Zusammenhang zwischen Gender, Gefühlen sowie Ausrichtungen und Gründen des Handelns betrachten. Einerseits soll es um geteilte Gefühle, künstlerische Arbeitsprozesse und feministische Netzwerke gehen, die im Raum der Papiere in Schreibweisen und Texten überliefert sind. Andererseits möchte ich über die Rolle von Vertrautheit und imaginierter Nähe sprechen, die meine Archivrecherchen zu Fanarbeit werden lassen. Welche Wünsche, Empfindungen, Überzeugungen und Objekte der Emotion bilden sich beim Blättern und Lesen, Berühren und Beschreiben, Verknüpfen und Deuten von Archivmaterial? Mein Vortrag erkundet Berührungen und Übertragungen zwischen Texten und Körpern. Die leitende Frage ist, wie die Erlebnisqualitäten, verändernden Intensitäten und repräsentationalen Strukturen von Gefühlen Erfahrungen und Erkenntnisse in Forschungsprozessen formen.
Ulrike Hanstein ist Professorin für Kunst- und Medienwissenschaft an der Kunstuniversität Linz und leitet das VALIE EXPORT Center Linz _ Forschungszentrum für Medien- und Performancekunst. Nach dem Studium der Angewandten Theaterwissenschaft in Gießen promovierte sie an der Freien Universität Berlin. Sie hat in Weimar, Jena, Wien, Leipzig, Köln und Linz gelehrt. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind feministische Film- und Videopraktiken, Performance Art, Konzepte des Dokumentarischen, Theorien der Gegenwartskunst, Künstlerinnen-Archive sowie Modelle und Methoden der Mediengeschichtsschreibung.