Stephanie Höllinger: Das emotionale Geschlecht: Vernunft, Gefühl und Weiblichkeit
Intersektionale Perspektiven auf Gender und Gefühl – Katholische Theologie
Im Wintersemester 2024/25 veranstaltet die mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien gemeinsam mit der Kunsthochschule Mainz, dem Studienprogramm Q+ an der JGU Mainz, der Universität Bremen und der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg erstmals eine internationale Ringvorlesung. Es sind Beiträge zur Genderforschung versammelt, die einen Fokus auf Gefühl, Affekt und Emotion legen - u.a. von Insa Härtel, Brigitte Bargetz, Kea Wienand und Ulrike Hanstein.
Die Ringvorlesung mit dem Schwerpunkt Gender (seit dem WiSe 2021/22 etabliert) geht aus einer Kooperation des Studienprogramms Q+ der JGU Mainz und der Kunsthochschule Mainz hervor. Anliegen ist es, einen Einblick in die wissenschaftlichen Arbeiten von Lehrenden unterschiedlicher Disziplinen zu geben, die sich mit der Kategorie Gender auseinandersetzen. Im kommenden Winter wollen wir die Diskussion vertiefen und neue wissenschaftliche Impulse setzen.
Interessierte aller Disziplinen sind herzlich zur Teilnahme eingeladen.
Die Ringvorlesung findet online statt.
Organisiert von mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien gemeinsam mit der Kunsthochschule Mainz, dem Studienprogramm Q+ an der JGU Mainz, der Universität Bremen und der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Programm
Bereits seit einigen Jahrzehnten ringen Forscher_innen verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen um eine neue Verhältnisbestimmung von Vernunft und Gefühl. Dennoch gelten Emotionen der breiteren (Alltags-)Auffassung nach oft weiterhin als Gegenpol, ja mitunter Störfaktor unserer Vernunft. Als a- bzw. irrationale Regungen hemmen sie – so nimmt man gemeinhin an – immer wieder rationale Abwägungen. Mit diesem dichotomen Verständnis von Vernunft und Gefühl verbinden sich im 19. Jahrhundert schließlich auch geschlechtsspezifische Zuschreibungen. Noch 1907 heißt es etwa in Meyers Großem Konversations-Lexikon: „[B]eim Weib behaupten Gefühl und Gemüt, beim Manne Intelligenz und Denken die Oberhand“. Doch wie steht es um diese Zuschreibungen heute – vor allem im Kontext katholischen Denkens? Wie und warum hält sich diese unheilvolle Verbindung von Gefühl und Weiblichkeit hartnäckig in kirchlichen Verlautbarungen? Worauf soll eine solche Dichotomisierung abzielen? Und inwiefern will die damit einhergehende (katholische) Idealisierung des „emotionalen Geschlechts“ umgekehrt ein alternatives Männlichkeitsbild prägen? Diesen und ähnlichen Fragen möchte sich der Vortrag widmen.
Stephanie Höllinger (*1989) arbeitet seit 2018 als wissenschaftliche Mitarbeiterin (PostDoc) am Lehrstuhl für Moraltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Neben ihrer Forschung zu Fragen der Sexualmoral und Beziehungsethik beschäftigt sie sich im Rahmen ihres Habilitationsprojektes mit der Gestalt, Funktion und Bedeutung von Emotionen für die theologisch-ethische Reflexion.