Dagmar Brunow: Home Movies archivieren. Über queere Lesbarkeit, Affekte und Ambivalenzen der Sichtbarkeit
Intersektionale Perspektiven auf Gender und Gefühl / Filmwissenschaft
Im Wintersemester 2024/25 veranstaltet die mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien gemeinsam mit der Kunsthochschule Mainz, dem Studienprogramm Q+ an der JGU Mainz, der Universität Bremen und der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg erstmals eine internationale Ringvorlesung. Es sind Beiträge zur Genderforschung versammelt, die einen Fokus auf Gefühl, Affekt und Emotion legen - u.a. von Insa Härtel, Brigitte Bargetz, Kea Wienand und Ulrike Hanstein.
Die Ringvorlesung mit dem Schwerpunkt Gender (seit dem WiSe 2021/22 etabliert) geht aus einer Kooperation des Studienprogramms Q+ der JGU Mainz und der Kunsthochschule Mainz hervor. Anliegen ist es, einen Einblick in die wissenschaftlichen Arbeiten von Lehrenden unterschiedlicher Disziplinen zu geben, die sich mit der Kategorie Gender auseinandersetzen. Im kommenden Winter wollen wir die Diskussion vertiefen und neue wissenschaftliche Impulse setzen.
Alle Interessierten sind herzlich willkommen!
Die Veranstaltung findet online statt.
Organisisert von mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien gemeinsam mit der Kunsthochschule Mainz, dem Studienprogramm Q+ an der JGU Mainz, der Universität Bremen und der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Programm
Wie lässt sich queeres Wissen über Home Movies im Archiv produzieren, bewahren und vermitteln? In all ihrer Performativität sind Home Movies auch Momentaufnahmen queeren Lebens, und damit auch Spuren von Geschichte, Körperlichkeit, Begehren und Emotionen. Doch dieses Wissen, das in den seltensten Fällen im Filmmaterial explizit sichtbar oder hörbar wird, wird üblicherweise nur in einem kleinen Kreis beim gemeinsamen Anschauen produziert – wenn überhaupt. Wie lassen sich diese affizierten Spuren sammeln, bewahren und lesbar machen? Unter welchen Bedingungen lassen sie sich ins kulturelle Gedächtnis einschreiben? Anhand von internationalen Beispielen, z.B. dem Lesbian Home Movie Project (LHMP) und dem Swedish Archive for Queer Moving Images (SAQMI), entwickelt der Beitrag eine Ethik der archivarischen Care-Arbeit. Im Zentrum stehen dabei die Ambivalenzen der Sichtbarkeit des Archivierens in Hinblick auf Metadaten und Zugangsgestaltung.
Dagmar Brunow ist Professorin für Filmwissenschaften an der Linnéuniversität in Växjö (Schweden). Forschungsschwerpunkte: Dokumentar- und Essayfilm, kulturelles Gedächtnis, Zugangsgestaltung zu Filmarchiven, alternative Videopraxis sowie feministische und queere Filmkultur. Ihr Forschungsprojekt „The Lost Heritage“ (2021-24) stellt eine Laborsituation zwischen Filmarchiven zur nachhaltigen Rettung des Filmerbes her. Bücher: Remediating Transcultural Memory. Documentary Filmmaking as Archival Intervention (2015), Stuart Hall. Aktivismus, Pop & Politik (Hg., Mainz: Ventil 2015) und Queer Cinema (Hg. mit Simon Dickel, Mainz: Ventil 2018). Zuvor Literaturübersetzerin, davor Buchhändlerin.