Andrea Ellmeier, Doris Ingrisch, Birgit Huebener
Mit der virtuellen Plattform spiel|mach|t|raum. frauen* an der mdw 1817-2017 möchten wir eine im Jahr 2011 anlässlich von 100 Jahre Frauentag realisierte Ausstellung gleichen Namens einer größeren Öffentlichkeit zugänglich machen, damit sich diese musik-, theater- und filmhistorischen Erkundungen in die Geschichte von Musik* Theater*Film einschreiben mögen. Es ist ein work-in-progress-Projekt, d.h. wir werden daran weiterarbeiten, nicht alles ist fix und fertig und die Inhalte sollen kontinuierlich erweitert werden, die Plattform also weiterwachsen, damit sie ein großer, prächtiger mdw-Frauen*-Wissensressourcen-baum wird. Wir, das sind die Stabstelle Gleichstellung, Gender Studies und Diversität – Andrea Ellmeier, Birgit Huebener, die Gender-Studies-Professur am Institut für Kulturmanagement und Gender Studies (IKM) – Doris Ingrisch, Ela Posch und das Archiv der mdw – Lynne Heller, Erwin Strouhal sowie die Autor_innen der Inhalte – Andrea Amort, Sabine Böck, Marie-Agnes Dittrich, Andrea Ellmeier, Susanne Gföller, Ingeborg Harer, Lynne Heller, Herta Hirmke-Toth, Annegret Huber, Doris Ingrisch, Karin Macher, Anita Mayer-Hirzberger, Andreas Peterl, Carole Dawn Reinhart, Cornelia Szabó-Knotik.
Was war nun der Beitrag von weiblichen Menschen – Studierenden, Lehrenden, Verwaltungsangehörigen – zu dieser 200-jährigen-Geschichte der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und ihrer Vorläuferinstitutionen? Diese Frage war bislang selten gestellt worden. Sie motivierte im Jahr 2011 das Archiv der mdw zu einer Ausstellungsproduktion einzuladen, der viele – darunter auch Teile der heutigen Redaktion der vorliegenden virtuellen Plattform – Kolleg_innen nachkamen. Die Kolleginnen und der Kollege, die bereits 2011 als Autor_innen zur Ausstellung beigetragen haben, hatten ihre Inhalte nach ihren Forschungsinteressen ausgewählt. Auf diese Weise ergab sich ein Spektrum an Themen, von den ersten Professorinnen der mdw bis zur Frage der Geschlechter- und Entlohnungsverhältnisse in Orchestern. Die Autor_innen haben für Veröffentlichung auf der Website ihre Inhalte nochmals kritisch durchgesehen, eventuell etwas ergänzt, vor allem mit wissenschaftlichen Nachweisen versehen. Herzlichen Dank an dieser Stelle an alle Autor_innen der Artikel, dass sie die Redaktion so motiviert unterstützt haben.
Der Name der virtuellen Plattform spiel|mach|t|raum geht auf eine Ausstellung zum 100. Internationalen Frauentag im Jahr 2011 zurück. Er soll ausdrücken, dass Spiel in Musik*Theater*Film, dass spielen einen Raum braucht und dass es eine Frage von Macht ist, ob es einen solchen Raum auch für Künstlerinnen gibt. Spiel macht Raum, Raum macht Spiel. Spiel macht einen Raum auf, Spiele finden in einem Raum statt, ein Raum fängt an und hört auf, wer darf ihn betreten, welche Voraussetzungen gibt es dafür? Spiel erzeugt aber auch imaginäre Räume – das sind Träume, an deren Umsetzung gearbeitet werden kann.
Die virtuelle Plattform spiel|mach|t|raum.
frauen*
an der mdw 1817-2017,
wird anlässlich
von 200 Jahren mdw, am Internationalen Frauentag, dem 8. März 2017,
vorgestellt. Sie ist eine Wissensplattform, in der die Ausstellung
des Jahres 2011 dokumentiert und
weitergeschrieben wird. Sämtliche Texte der Ausstellungsautor_innen
erscheinen teils gekürzt, teils erweitert auf dieser Website. Die
virtuelle Plattform spiel|mach|t|raum ist
der Wissensspeicher für die Frauen*geschichte der mdw, ist zugleich
auch der Wissensspeicher für die jeweilige Jahres-Inspiratorin des
realen Saales spiel|mach|t|raum.
Hier
– in dieser virtuellen Plattform – sind weiterführende
Informationen über ausgewählte historische Lehrerinnen/Professorinnen bzw. –Studentinnen der mdw abrufbar.
Nicht nur die virtuelle Plattform spiel|mach|t|raum. frauen* an der mdw 1817-2017 www.mdw.ac.at/spielmachtraum trägt diesen Namen. Auch der neue Saal des Zentrums für Weiterbildung (S 0225) trägt den Konzeptnamen spiel|mach|t|raum. Warum? Viele Menschen, die an der mdw arbeiten oder studieren, werden in diesen Saal des Zentrums für Weiterbildung kommen. Der Konzeptname spiel|mach|t|raum soll jährlich einer anderen Frau* aus der Geschichte der mdw – ob bekannte Lehrerin/Professorin oder weitgehend unbekannte, durch Engagement aufgefallene Studentin – gewidmet sein, wir nennen sie Inspiratorin und Wegbegleiterin des jeweiligen Studienjahres.
Gestartet wird mit der einzigen Frau unter den vielen Gründern der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien – mit Franziska Arnstein, geb. Itzig, durch Hilde Spiels Roman bekannt unter dem Namen Fanny von Arnstein (1758-1818). Jährlich werden die Namen der Inspiratorinnen/Begleiterinnen des Studienjahres in nicht chronologischer Reihenfolge wechseln, darunter erste Professorinnen wie auch bemerkenswerte Conservatoristinnen, d.h. Schülerinnen resp. Studentinnen, an deren Werdegang und Aktivitäten wichtige gesellschaftliche Aspekte im Sinne der Gender und Queer Studies sichtbar werden. Durch dieses ungewöhnliche Konzept erregt der Saal Aufmerksamkeit und die Teilnehmer_innen der Angebote des Zentrums für Weiterbildung lernen immer wieder Neues aus der Frauen*geschichte der mdw kennen. Dieses dynamische Konzept macht auf diese Weise bislang unbekannte Frauen* aus der Geschichte der Universität bekannter und trägt dazu bei, dass die Institution mdw durch mehr Wissen über ihre eigene Geschichte reflektierter, klarer und wissender in die Zukunft sehen und gehen kann.
Im Folgenden die ersten sechs Studienjahres-Begleiterinnen, die der Saal spiel|mach|t|raum gewidmet sein wird. Die ersten beiden Frauen sind fix, die weiteren Namen folgen in alphabetischer, noch nicht festgelegter Reihenfolge.
spiel|mach|t|raum 2017/2018_Franziska Vögele Itzig | Fanny von Arnstein 1758-1818
Initiatorin und Salonière
spiel|mach|t|raum 2018/2019_Anna Fröhlich 1793-1880
erste Professorin für Gesang (1818-1854)
spiel|mach|t|raum_Erna Kremer 1896-1942
Pianistin, Dienstenthebung an der mdw im März 1938, 1942 nach Maly Trostinec deportiert und ermordet
spiel|mach|t|raum_Gertrude Bodenwieser 1890-1959
unterrichtete 1920-1938 Tanz an der (damaligen) Staatsakademie für Musik und darstellende Kuns, flüchtete vor dem NS-Regime nach Kolumbien
spiel|mach|t|raum_Rosa Lutz 1867-ca.1905 Marie von Grünzweig 1866-1938 und Olga von Hueber 1869-1956
Gründerinnen des Vereins der Wiener Musiklehrerinnen (1888)
spiel|mach|t|raum_Edith Steinbauer 1901-1996
erste Hauptfach-Professorin für Violine (1950-1971)
Alle Texte der virtuellen Plattform spiel|mach|t|raum sind in geschlechterbewusster Sprache formuliert, verwendet werden zum einen der Unterstrich (Künstler_innen) wie auch andererseits die Doppelnennung (Künstlerinnen und Künstler). Im Titel der virtuellen Plattform „spielmachtraum. frauen* an der mdw 1817-2017“ haben wir den Begriff Frauen mit einem Sternchen(*) versehen, um damit jeglichen Formen von Gender-Identitäten Raum zu geben.
Die Webdesigner_innen und Künstler_innen alien productions – Martin Breindl, Norbert Math und Andrea Sodomka – haben uns vorgeschlagen, den Farbkreis als Symbol für die virtuelle Plattform spiel|mach|t|raum zu verwenden.
Zur Idee des Farbkreises als nicht-hierarchisches Gestaltungsmodell:
In Kunst und Wissenschaft gab und gibt es zahlreiche Farbsysteme.
Astronomen, Physiker, Maler und Musiker entwickelten seit dem Altertum Theorien zu den Relationen zwischen Farbe, Klang und Wissenschaft.
Beginnend mit Pythagoras mit seiner Theorie der Beziehungen zwischen den Planetenpositionen und der Tonleiter, und Aristoteles, der die Farbmischungen des Lichtes im Tagesverlauf beschrieb, über Athanasius Kirchners „Ars magna lucis et umbrae“, aus dem Jahr 1646 und Isaac Newton's Spektralfarbenkreis aus dem Jahre 1704, und Johann Wolfgang von Goethes „Zur Farbenlehre“, aus dem Jahr 1810, bis zum 20.Jahrhundert mit Alexander Skrjabins Farbenklaviatur mit Farbkreis, aus dem Jahr 1916, und dem 12-teiligen Farbkreis des Schweizer Malers Johannes Itten, aus dem Jahr 1961, ziehen sich die Kreise. Aktuelle Farbsysteme verwenden diese Theorien auch zur Umrechnung in internetbasierte Farbcodes.
Alle diese Farbsysteme haben eines gemeinsam: Sie stellen ein nicht-hierarchisches System dar.
Aus diesen Überlegungen entwickelten wir die grundlegende Gestaltungsform : Eine zufallsgenerierte Farbzuteilung. Die Farben sind durch ihre Lage definiert, nicht durch ihre Wertigkeit.
alien productions 2017
Die Auswahl der Hintergrundfarben der Artikel ist NICHT bewusst gewählt, sondern wurde zufällig aus dem Farbenspektrum generiert, d.h. es hat keine Bedeutung, welche Farbe einem Artikel zugeordnet ist, gleichwohl werden viele Leser_innen dies vermuten. Mit der vorliegenden Offenlegung möchten wir betonen, dass es uns ein zentrales Anliegen war, sämtliche Hierarchien und feste Zuschreibungen zu unterlaufen, diese nicht wirksam werden zu lassen. Interessant ist aber und daran möchten wir gerne erinnern, dass historisch gesehen „fast alles“ unterschiedlich auftreten kann. So sind die heute geradezu klassischen Mädchen- und Buben-Farben, da rosa, dort blau, erst ab den 1950er Jahren zu einer gesellschaftlichen Konvention geworden.
Durch einen stündlichen Wechsel der Anordnung der Artikel-Karten, die an ein Rad erinnernd gegen den Uhrzeigersinn von rechts unten nach links oben wandern, ist immer ein anderer Artikel an erster Stelle. Die Reihenfolge ist auch beliebig und folgt keiner inneren Logik.