(NICHT-)MAINSTREAM-KÖRPERMODIFIKATIONEN – EINE ALTERNATIVE FORM, UM (UN-)WISSEN UND DIVERSITÄT SICHT- UND FÜHLBAR ZU MACHEN

Julia Ganterer

Zeitgenössische westliche Kulturen betrachten bestimmte Praktiken am Körper wie das Schminken des Gesichts, das Lackieren der Fingernägel oder die Ab- oder Zunahme von Gewicht als Selbstverständlichkeit. Frisuren, modische Kleidung und Diäten sind Werkzeuge, die helfen sollen, den eigenen Körper zu optimieren und zu perfektionieren. Doch werden nicht alle Veränderungen von der Gesellschaft akzeptiert. Bestimmte Körpermodifikationen, wie etwa den Körper mit durch die Haut gebohrten Metallteilen, eingebrannten Mustern oder gedehnten Ohrlöchern widersprächen den geltenden Schönheitsidealen und Körpernormen, da sie den Körper nicht modellierten, sondern verunstalteten. Solche Eingriffe werden von der Mehrheitsgesellschaft als Selbstverletzung oder Verstümmelung wahrgenommen, da sie aus dem normativen Rahmen dessen fallen. Diese Körperpraktiken führen zu kontroversen Debatten, polarisierenden Meinungen und ambivalenten Sichtweisen auf das Phänomen der Körpermodifikation. Dies hat zur Folge, dass bestimmte Körperpraktiken als Nicht-Mainstream bezeichnet werden. In diesem Beitrag wird jedoch davon ausgegangen, dass ein Differenzierungs- und Wissensgenerierungsprozess erst durch ein Unterscheidungsmerkmal entsteht, indem Diversität sichtbar wird. Die soziale Konstruiertheit der Diversität wird hier aufgezeigt.

Julia Ganterer, MA, promoviert zum Thema „Körpermodifikationen und leibliche Erfahrungen in der Adoleszenz. Eine feministisch-phänomenologisch orientierte Studie zu Inter-Subjektivierungsprozessen“ an der AAU Klagenfurt. Forschungsschwerpunkte: Gender Studies, Jugendsoziologie, Leibphänomenologie, Body Modification