Schlachthof
Sławomir Mrożek
Diplominszenierung von Ira Süssenbach
Es spielen |
Mariam Avaliani Nico Dorigatti Max Lamperti |
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Regie & Bühnenfassung | Ira Süssenbach | |
Bühne | Noémi Borcsányi-Andits | |
Kostüm | Elena Kreuzberger | |
Licht | Ralf Sternberg | |
Ton |
David Lipp |
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Regieassistenz & Dramaturgie | Luis Löwenstein | |
Inspizienz | Jakob Wernisch | |
Fotos | Victoria Nazarova | |
Grafik & Plakat | Maria Mamaeva, Lucas Süssenbach | |
Maske | Lena Damm |
© Maria Mamaeva
Termine
Premiere: 26. November 2022, 19:00 Uhr
Weitere Vorstellungen:
28. November 2022, 19:00 Uhr
29. November 2022, 19:00 Uhr, mit anschließendem Publikumsgespräch (Beginn ca. 21:15 Uhr)
30. November 2022, 19:00 Uhr
Dauer: ca. 2 Stunden, 1 Pause
Aufführungsort
Neue Studiobühne im Max Reinhardt Seminar
Penzinger Straße 9 | 1140 Wien
Kartenreservierung unter
mrs@mdw.ac.at / 01 71155 2802
Vielen Dank für die Unterstützung!
Die Diplominszenierung von Ira Süssenbach ist eine Auseinandersetzung mit der Familie als Wiege der seelischen Unfreiheit und ihren Folgen. In zunächst gemütlicher Atmosphäre entspinnt sich nach und nach eine groteske Abhandlung der Frage, was Kunst und Kultur noch bewirken können, wenn in unmittelbarer Nähe das Schlachten schon begonnen hat.
Als die Mutter eines jungen Musikers nachhause kommt und vernimmt, dass sich in das gewohnte Geigenspiel der unerhörte Klang einer Flöte mischt, sieht sie ihre größte Furcht bestätigt. Sie hatte doch das Instrument als ihren Statthalter auf dem Sitz seines Geschlechts installiert, seinen Trieb in züchtiges Spiel kanalisiert, und dennoch scheint er nun, ihrer jahrelangen Fürsorge zum Trotz, zum Mann heranzuwachsen. Es gilt, die erblühenden Regungen augenblicklich mit allen Mitteln der Mutterliebe zu ersticken. Eine wundersame Verwandlung ermöglicht dem zum Genie avancierten Geiger schließlich den Auszug aus dem mütterlichen Hause, nicht aber die Austreibung der Mutter aus seinem Kopf. Im Dienst der Direktorin der Philharmonie scheinen ihm keine Grenzen gesetzt, doch ohne die innere Freiheit erlangt zu haben, vermag selbst die vollendete Kunst nicht, die begehrte Erfüllung zu bringen, weshalb er sich in einem radikalen Akt der Entsublimierung dem Schlachten hingibt – bekräftigt von der Direktorin der Philharmonie, die nur zu bereitwillig ihren Kulturtempel in einen Schlachthof verwandelt.
Sławomir Mrożek entwirft in diesem zur Zeit des sowjetischen Totalitarismus entstandenen Stück ein Bild der Familie als Keimzelle autoritärer Herrschaft. Was als friedliche Boulevardkomödie beginnt - ein sexuell frustrierter, alternder Knabe, eine aufgeweckte Lebedame und eine herrische Mutter, die ihre Besitzansprüche auf bestimmte anatomische Regionen mit Zähnen und Klauen zu verteidigen bereit ist - degeneriert vor den Augen des Publikums zu einem Spektakel faschistischer Massenhypnose. Da steht auf einmal die Direktorin der beschaulichen Kleinstadtphilharmonie auf der Bühne und kündigt ein großes Welttheater der Entleibung an.
© Victoria Nazarova