Ende 2020 lag der Frauenanteil bei den Universitäts- und Vertragsprofessor_innen der mdw bei 33,4 Prozent (vgl. Statistik zur Geschlechterverteilung an der mdw 2020). Im Vergleich mit 2010 ist das eine Steigerung um gut 10 Prozent, und im Jahr 2020 lag der Anteil der Frauen, die zu Professorinnen berufen wurden, bei 54,5 % – es geht also aufwärts. Dennoch ist es bis zur Geschlechterparität bei den Professor_innen noch ein weiter Weg; im Rahmen der Diversitätsstrategie der mdw wurden deshalb Maßnahmen entwickelt, die diesen Prozess beschleunigen sollen.

Mit den Mentoring-Programmen Reach higher, reach beyond hat die Stabstelle Gleichstellung, Gender Studies und Diversität (GGD) gemeinsam mit der Personalentwicklung – Zentrum für Weiterbildung (ZfW) und der Forschungsförderung zwei Pilotprojekte entwickelt, die Frauen, inter* und nicht-binäre Personen bei der strategischen Entwicklung ihrer universitären Karrieren unterstützen und damit den Professorinnenanteil weiter erhöhen sollen. Der zweite Pilot – Reach higher, reach beyond. Mentoring-Programm für Künstler_innen der mdw, die eine universitäre Karriere anstreben (Frauen, inter* und nicht-binäre Personen) – beginnt im März 2022 mit einem die Mentoring-Prozesse begleitenden Kompetenztraining.

Das erste Mentoring-Programm für Prae und Post Docs der mdw (Frauen, inter* und nicht-binäre Personen) ist dagegen schon weitgehend abgeschlossen: Neun Wissenschafterinnen – aus Musikwissenschaft, musikalischer Akustik, Musikpädagogik, Musiktherapie und Filmwissenschaft/Artistic Research – haben sich im vergangenen Jahr intensiv mit ihren akademischen Karrieren auseinandergesetzt und sie im Austausch mit internationalen Mentor_innen weiterentwickelt.

Die Mentees durchliefen ein intensives Kompetenztraining, das Wissen und Bewusstsein für universitäre Strukturen, den Wert von Vernetzung und Kollaboration und Empowerment in der wissenschaftlichen Kommunikation vermittelte: „In den Modulen habe ich viel darüber gelernt, wie man sich in universitären Kontexten bewegt und wie man geschlechtsspezifische Barrieren erkennt, wie man Kontakte knüpft und zusammenarbeitet und wie wichtig die eigene Präsenz und Kommunikationsfähigkeit ist“, beschreibt die Musikwissenschafterin Elena Minetti.

Die individuellen Mentoring-Prozesse – mit renommierten Wissenschafter_innen, die in den USA, Schweden, Dänemark, Deutschland, der Schweiz und Österreich aktiv sind – , in denen die Mentees konkrete persönliche Fragestellungen, Strategien und die eigene wissenschaftliche Arbeit kritisch diskutieren konnten, bildeten einen wesentlichen Teil des Programms.

Für die Mentees überraschend entwickelte sich aber die Peer Group zum Zentrum des Programms und wurde zu einem wichtigen Anker in turbulenten und herausfordernden Zeiten: „Ich hatte nicht erwartet, in eine Gruppe mit so viel Zusammenhalt zu gelangen, in der so ein ehrlicher Austausch auf Augenhöhe möglich ist. Die Unterschiedlichkeit der Disziplinen sowie der Fragestellungen in Bezug auf Karriere im akademischen Bereich habe ich als sehr bereichernd und stärkend empfunden“, meint Barbara Wolfram, Postdoc an der Filmakademie Wien.

Die verschiedenen Elemente des Programms zielten nicht nur auf die individuelle Karriereförderung ab, sondern gerade auch auf Kooperation und Kollaboration im an Einzelkämpfer_innen orientierten Wissenschaftsbetrieb: Die kritische Diskussion struktureller Rahmenbedingungen und die eigene Positionierung darin, die Analyse von Machtmechanismen und Geschlechterverhältnissen im Wissenschaftsbetrieb und das gemeinsame Entwickeln von Handlungsstrategien waren zentral. Ein wichtiger Baustein war das Reflexionsgespräch zu Institutionenkritik. Queer-feministische, dekoloniale Perspektiven auf Wissenschaft und Forschung mit der Politikwissenschafterin María do Mar Castro Varela. Der gesamte Prozess wurde mit der Entwicklung einer individuellen Karriere-„Roadmap“ begleitet, die vorhandene Ressourcen, Entwicklungsfelder und konkrete nächste Schritte abbildet. Montserrat Pàmies-Vilà, Postdoc am Institut für Musikalische Akustik – Wiener Klangstil: „I have faced my wishes, my supports and my adversities. I have had the chance to write them down, to discuss them with others (mentees, mentors, trainers, coach …), to think about them, to use them to define my path in academia. During the process … I had to reflect a lot on how I am and how I would like to be as a scientist and university professor.“

Die zahlreichen strukturellen wie persönlichen Fragestellungen, die im Laufe des Programms angesprochen wurden, haben in jedem Fall Reflexionsprozesse in Gang gesetzt und, wie die Musikwissenschafterin Maria Fuchs meint, „arbeiten in mir gerade produktiv weiter“. Hoffen wir, dass sich diese Produktivität auch weiter positiv auf die Geschlechterverhältnisse an der mdw auswirken wird.

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