Feldforschungsschätze zur Musik von Minderheiten. Ausgewählte Feldaufnahmen von Ursula Hemetek, Rudolf Pietsch, Marko Kölbl, und Hande Sağlam (eds.), (Tondokumente zur Volksmusik in Österreich Vol. 8)

Die vorliegende CD ist eine Gabe zum 60. Geburtstag der international geschätzten Ethnomusikologin Ursula Hemetek, Leiterin des Instituts für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie (IVE) an der mdw und designierte Generalsekretärin des International Council for Traditional Music (ICTM), in dessen Rahmen sie jahrelang die Study Group on Music and Minorities leitete. Mit dem Tonträger würdigen die HerausgeberInnen Hemeteks große Verdienste um die Musik der Minderheiten-Forschung in Österreich. Hemetek gilt als die Initiatorin der wissenschaftlichen Beschäftigung mit den Erscheinungsformen und Funktionen der Musik bei autochthonen und eingewanderten Minderheiten in Österreich. Sie bemühte sich auch stets um den Abbau von fremdenfeindlichen Vorurteilen, indem sie im Sinne einer Applied Ethnomusicolgy ihre Gewährsleute durch Musikveranstaltungen der (Mehrheits-)Öffentlichkeit vorstellte.

Die CD präsentiert nun „Schätze“ aus Hemeteks Sammlungen, die am IVE archiviert sind: 18 Tonaufnahmen, ausgewählt von Hemeteks SchülerInnen und WeggefährtInnen Marko Kölbl (burgenlandkroatische Musik), Christiane Fennesz-Juhasz (Romamusik), Philip V. Bohlman (jüdische Musik), Sofija Bajrektarević (bosnische Musik) und Hande Sağlam (türkische Musik). Das umfangreiche Booklet mit zahlreichen musikalischen Transkriptionen und Abbildungen informiert auf Deutsch und Englisch über die Besonderheiten und Kontexte der Tonaufnahmen. Viele entstanden „im Feld“ – etwa auf Hochzeiten oder Konzertveranstaltungen –, andere in explorativer Absicht bei den Gewährsleuten zu Hause oder am Institut. Für die meisten Aufnahmen zeichnete Hemetek selbst verantwortlich.

In der Tat enthält die CD, die über ihren dokumentarischen Wert hinaus ein Hörvergnügen bietet, wahre Perlen der Volks- und Popularmusik von Minderheiten in Österreich. Hinreißend tragen SängerInnen aus Stinjaki/Stinatz (Burgenland) das balladeske Liebeslied Oral jesam oral vor, berührend erhebt Rusza Nikolić- Lakatos ihre Stimme zur Romahymne Gelem, gelem, überschäumend und mitreißend erklingen jüdische Klezmerweisen und bosnische Sevdalinke durch ehemalige Kriegsflüchtlinge, die in Wien eine neue Heimat fanden. Meisterlich entfaltet der aus der Türkei eingewanderte Bağlama-Virtuose Mansur Bildik einen Taksim und stimmt sodann in das auch auf dem Balkan weit verbreitete Lied vom Schreiber aus Üsküdar ein. So reiht sich auf dieser bemerkenswerten CD eine Perle an die andere.

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