Österreichisch-alpenländische Volksmusik

von Ulrich Morgenstern

Österreichisch-alpenländische Volksmusik umfasst die ländlichen und urbanen Volksmusiktraditionen Österreichs und der angrenzenden Alpenregionen in den Nachbarländern.

Der Volksmusikdiskurs in Österreich war bis 1945 stark auf die organisierte „Volksmusikpflege“ konzentriert, was einen Anschluss an die universitäre Vergleichende Musikwissenschaft erschwerte. Zudem waren deutschnationalen bzw. nationalsozialistische Motive weithin prägend. Die vergleichsweise wenigen wissenschaftlichen Stimmen zogen mit oder mussten sich unterordnen – oder sie wurden gänzlich isoliert.

In den 1960er Jahren war es Walter Deutsch, der (in enger Zusammenarbeit mit Franz Eibner) stilkundliche, oft feldforschungsbasierte Studien in den Mittelpunkt rückte, deren Ergebnisse u.a. in den Schriften zur Volksmusik und später auch in der Reihe Corpus Musicae Popularis Austriacae (COMPA) vorgelegt werden konnten.

1975 begann das Institut eine Reihe groß angelegter Feldforschungsprojekte in allen Teilen Österreichs, oft in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Volksliedwerk. Hierbei wurden zunehmend stärker der soziale Kontext traditionellen Musizierens und auch einzelne Musikantenpersönlichkeiten in den Blick genommen.

Rudolf Pietsch verband in seinem Wirken am IVE (1981-2012) die Erforschung und Dokumentation österreichisch-alpenländischer Volksmusik, einschließlich der Wiener Instrumentalstile (siehe auch die CD-Reihe Tondokumente zur Volksmusik in Österreich mit seiner führenden Rolle als Vermittler und als aktiver Musikant. Anders als in der traditionellen „Volksmusikpflege“ beruhte seine Volksmusikarbeit nicht auf festen Vorstellungen eines „echten“ Repertoires, sondern entstammte seiner jahrzehntelangen, dialogisch ausgerichteten Feldforschungspraxis.

Die Forschungen dem Gebiet der österreichisch-alpenländischen Volksmusik sind naturgemäß eng mit den Schwerpunkten Mehrstimmigkeit sowie Volksmusikinstrumente und instrumentale Volksmusik verbunden. Zu den genannten traditionellen Forschungsschwerpunkten des IVE, wie sie besonders in den Schriften von Walter Deutsch, Gerlinde Haid und Rudolf Pietsch vertreten sind kamen in letzter Zeit verstärkt Fragen der Forschungsgeschichte sowie volkmusikalischer Erneuerungsbewegungen („Pflege“) hinzu.

Siehe neben den Schriften zur Volksmusik die Biobibliographie von Gerlinde Haid sowie die Publikationsliste Morgenstern, dort besonders:

„Ka Göd – ka Musi“ – Volksmusik als bezahlte Dienstleistung […] (2017)
Musikalische Lernorte im privaten und öffentlichen Raum […] (2016)

weiters:

Motif-centered forms and binary harmony. Two fundamental principles in European folk music and their significance for the Austrian/Alpine tradition (Symposiumsbeitrag, Tbilisi 2020, Publikation in Vorbereitung)