Violinkurs mit Prof. Jaap SCHRÖDER


„Interpretation Alter Musik
... Telemann, Bach ... (Solo, Duo, Trio)"
19. – 21. Jänner 2006


Vom 19. bis 21. Januar 2006 fand, gemeinsam veranstaltet von der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und der ESTA-Österreich, ein Violinkurs mit dem hervorragenden Künstler und Pädagogen Prof. Jaap Schröder statt. Er ist als Pionier auf dem Gebiet der historischen Aufführungspraxis zu sehen und so war das Seminar der Interpretation „Alter Musik“ gewidmet, die Teilnahme war mit „altem“ oder „neuem“ Instrument bzw. Bogen möglich.

Zwanzig junge Instrumentalisten nutzten die Chance aktiv teilzunehmen und auch eine große Zuhörerschaft durfte von dem enormen Wissen und Erfahrungsschatz des Geigers profitieren. Zu Beginn der für alle Teilnehmer unvergesslichen Tage stand ein hochinteressanter dreistündiger Vortrag. Dokumentiert mit vielen eindrucksvollen Tonbeispielen von Fontana über Bach, Haydn, Mozart bis zu Schubert (Schröder kann auf etwa 150 Aufnahmen zurückblicken), berichtete Jaap Schröder über seine „persönliche Reise durch die Musikgeschichte“. Man erfuhr über seine erste Beschäftigung mit historischen Instrumenten in den frühen 60er Jahren, die künstlerischen Höhepunkte seiner Karriere sowie über sein ständiges, unermüdliches Suchen nach der Nähe zum Komponisten.

Während des Kurses wurden so wichtige Themen wie Tempo, Akkordspiel, Stimmführung, Intonation, Stimmungen, Vibrato, Artikulation, Fingersätze mit Gebrauch von leeren Saiten, Bogenstriche bei Bach und vieles mehr behandelt. Wir erlebten den rhetorischen Reichtum der Barockmusik, die Transparenz der historischen Instrumente, die Bedeutung des Bogens, die Entspanntheit des Musizierens sowie das Fließen der Musik.
Jaap Schröder hatte eine Vielzahl von historischen Bögen verschiedenster Art nach Wien mitgebracht und jeder Student durfte damit seine praktischen Erfahrungen machen. Die Zuhörer konnten sogleich deutliche Unterschiede, einen transparenten, „sprechenden“ und zugleich intensiven Klang erleben. Die natürliche Artikulation in Barock und Klassik gegenüber dem „endlosen Legato“ der Romantik wurde uns anschaulich vor Augen geführt und Schröders schöner Vergleich von Kerzenlicht (konzentriert und intensiv, jedoch nicht weitstrahlend) und elektrischem Licht (großflächiger, jedoch lebloser) wurde nachvollziehbar.

Es gäbe so vieles zu berichten, aber vielleicht sprechen Jaap Schröders eigene Worte eine viel bessere Sprache:
„Es gibt einen Zusammenhang zwischen Musik und Stille.“
„Lassen Sie die Musik fließen.“
„Musik geht durch, auch in den Pausen.“
„Je schwärzer die Noten, desto leichter sollte die Ausführung sein.“
„Weniger Mühe bringt einen besseren Effekt.“
„Lieber Saitenwechsel als Lagenwechsel.“
„Die vorletzte Note muss immer leicht sein.“
„Die Strichrichtung hat etwas zu tun mit der Musik.“
„Der kurze Bogen ist wie ein kleiner Sportwagen.“
„Ich kann es nicht beweisen, wir wissen es nicht.“

Wir durften in diesen Tagen eine herausragende, warmherzige Persönlichkeit erleben. Alle Ausführungen waren von Klarheit, Begeisterung, Bescheidenheit, Toleranz, Humor und Liebe zur Musik geprägt. Wir danken Jaap Schröder von Herzen!

(Univ.-Prof. Mag. Ulrike Danhofer)