Verdis Falstaff


Giuseppe Verdis letztes Bühnenwerk gilt als abschließendes Meisterwerk und letzte Quintessenz seines umfangreichen Opernschaffens


Falstaff

Am 15. März 2016 findet die Premiere von Falstaff in der Inszenierung von Leonard Prinsloo am Schlosstheater Schönbrunn statt. Unter der musikalischen Leitung von Christoph U. Meier spielt das Webern Sinfonieorchester. Weitere Aufführungen folgen am 16., 18. und 19. März.


Vollendung und Neubeginn

Der Eindruck eines künstlerischen Rückblicks wird durch eine Reihe augenzwinkernder Selbstzitate Verdis unterstützt, wie etwa Quicklys "Povera donna", das in Wort und Ton der großen Scena am Ende des ersten Aktes von "La Traviata" entlehnt ist.

Die trostlosen Hornfiguren in Fords Monolog begleiteten schon die Nöte eines anderen vermeintlich betrogenen Ehemanns, sie entstammen fast notengetreu der Klage König Philipps aus "Don Carlos".


Über die Musik

Die Musik des "Falstaff" markiert aber in ihrer komprimierten Kürze und Konzentration auf das Wesentlichste auch eine deutliche Abkehr vom allgemeinen Kompositionsstil des späten 19. Jahrhunderts, der sowohl im Musiktheater, etwa der Grand Opéra oder dem Wagnerschen Musikdrama, als auch in der Sinfonik vom Prinzip der Ausweitung in Form, Orchestrierung und Harmonik geprägt war.

Verdis Sparsamkeit und Prägnanz weisen vielmehr ins 20. Jahrhundert und beeinflussten etwa Giacomo Puccini ("Gianni Schicchi") und Richard Strauss ("Ariadne auf Naxos", "Intermezzo") nachhaltig.


Über den Gesang

Auch im Operngesang geht Verdi neue Wege, indem er verstärkt Elastizität und deklamatorischen Feinschliff von seinen Sängern verlangt, die zu seinem Leidwesen nur mit lauter Stimme zu singen gewohnt sind. Das erklärt auch seine Besetzung des Ford, der heute üblicherweise mit einem Dramatischen Bariton besetzt wird, mit dem berühmtesten Buffosänger seiner Zeit, Antonio Pini-Corsi.

Gleichzeitig fordert Verdi aber ausdrücklich einen anderen Gesangsstil als für die älteren komischen Opern wie etwa Donizettis "Don Pasquale". Damit löst er sich von der italienischen Buffo-Tradition, die noch vom virtuosen Koloraturgesang geprägt war und erschließt empfindsamere Ausdrucksbereiche, wie sie der neuen Gattung "Lyrische Komödie" entsprechen, die von "Falstaff" (1893) bis zu Puccinis "La Rondine" (1917) und "Arabella" (1933) von Richard Strauss reicht.


Über die Uraufführung

Einem Brief Verdis entnehmen wir den Wunsch, die Uraufführung auf seinem Landgut Sant'Agata stattfinden zu lassen, da ihm die Scala für den filigranen Charakter des Werkes zu groß erscheint. Anders als in seinen früheren, großdimensionierten Werken zeigt sich im "Falstaff" erstmals eine Annäherung an das Genre Kammeroper.

Diese Gattung war nach ihren Anfängen im aristokratischen Hoftheater des Barock durch das auf äußeren Glanz bedachte Repräsentationsbedürfnis eines erstarkenden Bürgertums im Laufe des 19. Jahrhunderts verdrängt worden und erlebte im 20. Jahrhundert unter anderem durch Beiträge von Strawinsky und Hindemith eine neue Blütezeit.

Auch Ermanno Wolf-Ferraris "Die vier Grobiane" und "Albert Herring" von Sir Benjamin Britten hätten also ohne den Urahnen Sir John nie das Licht der Opernwelt erblickt.

Text: Christoph U. Meier


Tickets


Tickets sind auf der Website oeticket.com erhältlich:


Verdis Falstaff
Dienstag, 15. März 2016, 19.00 Uhr
Weitere Vorstellungen: 16., 18. und 19. März
Schlosstheater Schönbrunn
Schönbrunner Schlossstraße
1130 Wien