Erich Zeisl - Wiens verlorener Sohn in der Fremde

In Anwesenheit von Erich Zeisls Enkel Randy Schoenberg wurde gestern, den 13. Mai 2025, die neue Ausstellung „Erich Zeisl - Wiens verlorener Sohn in der Fremde“ im Exilarte Zentrum für verfolgte Musik an der mdw feierlich eröffnet.

Wien, 14. Mai 2025

Mit der Ausstellung ehrt das Exilarte Zentrum einmal mehr einen in der NS-Zeit aus Wien vertriebenen Künstler. Sie widmet sich der Exilbiografie Erich Zeisls, zu den gezeigten Objekten gehören der „Arisierungsakt“ zum Wiener Café Tegetthoff als Originaldokument sowie Erich Zeisls Identitätskarte der MGM-Studios in Hollywood mit seinen Fingerabdrücken.

Mit Wien verbunden
Erich Zeisl wurde 1905 in Wien/Leopoldstadt geboren und studierte als hochbegabter Jugendlicher 1920/21 an der damaligen Akademie für Musik und darstellende Kunst Wien (heute mdw). Seiner blühenden kompositorischen Karriere wurde jedoch durch den Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland ein jähes Ende gesetzt. Über Paris gelang Erich Zeisl und seiner Familie die Emigration in die USA, doch konnte er dort nicht mehr an seine künstlerischen Erfolge anschließen.

Dem Exilarte Zentrum ist es daher ein wichtiges Anliegen, diesen so intensiv mit Wien verbundenen und in Los Angeles verstorbenen Komponisten über eine Ausstellung zu würdigen.

„‚Ins Exil und zurück‘ ist das Motto von Exilarte im laufenden Jahr. Der Wiener Erich Zeisl ist berühmt für seine großartigen Liedkompositionen, in Hollywood konnte er nicht reüssieren. Wir wollen sein Leben in der Ausstellung zeigen und seine Musik zum Klingen bringen“, so Gerold Gruber, Gründer von exil.arte und Leiter des Exilarte Zentrum der mdw.

Die Ausstellung
Seinem Schicksal in Österreich setzte Erich Zeisl mit dem bekannten Lied „Komm süßer Tod“ eine Signatur: Komponiert im Jänner 1938 und gerade noch uraufgeführt im Wiener Ehrbarsaal im Februar des Jahres, beendete es als letztes Lied in deutscher Sprache eine aufblühende Karriere – zerschlagen durch das Erstarken des Nationalsozialismus und den unmittelbar folgenden „Anschluss“ im März 1938. Genau dieses Bild des Aufeinanderprallens der Welten – Zeisls Herkunft, das Café Tegetthoff, wurde alsbald „arisiert“, Zeisl selber rettete sich unter dramatischen Umständen nach dem Novemberpogrom 1938 nach Paris – markiert den Eintritt in eine Ausstellung, die den Bruch des Exils in ein „davor“ und „danach“ greifbar machen will.

Erich Zeisls Musik und sein Lebensweg, der Freundeskreis und die Kolleg:innenschaft, sein Selbstverständnis in der Öffentlichkeit und die Rezeption stellten sich in diesem „davor“ und „danach“ grundsätzlich verschieden dar. Diesen Momenten einer Exilbiographie geht die Ausstellung nach, die Erzähllinie folgt den Exilorten Paris, New York und Los Angeles. In der Fremde veränderte sich sein Stil in Richtung „jüdischer Kunstmusik“, die auch in der Ausstellung thematisiert wird. 

Barbara Zeisl-Schoenberg, die Tochter Erich Zeisls, und Randy Schoenberg, sein Enkel, haben dem Archiv des Exilarte Zentrum der mdw die gesamte Korrespondenz (über 5.000 Briefe) sowie den musikalischen Nachlass übergeben.

Rektorin Ulrike Sych: „Das Exilarte Zentrum leistet einen immens wichtigen Beitrag in der Akquise, Aufarbeitung und Präsentation zahlreicher Nachlässe von Künstler_innen, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden beziehungsweise ins Exil fliehen mussten. Angesichts der weltweiten politischen Entwicklungen ist die Arbeit des Exilarte Zentrum wichtiger denn je, denn eine starke Erinnerungskultur stärkt das Bewusstsein der Gesellschaft gegen menschenfeindliche Ideologien. Ich gratuliere dem Leiter des Exilarte Zentrum Gerold Gruber und seinem Team daher herzlich zur Eröffnung der Ausstellung „Erich Zeisl – Wiens verlorener Sohn in der Fremde“.

Die Kuratorin der Ausstellung ist Karin Wagner. Ein Katalog zur Ausstellung erscheint im Böhlau Verlag.

„Erich Zeisl - Wiens verlorener Sohn in der Fremde“
14.05. – 20.12.2025

Exilarte Zentrum der mdw
Lothringerstraße 18, 1. Stock
1030 Wien

Öffnungszeiten
Mittwoch – Freitag:  15:00 – 19:00 Uhr
Samstag:  13:00 – 17:00 Uhr
Juli & August sowie an Feiertagen geschlossen.

Führungen auf Anfrage unter info@exilarte.org jederzeit möglich.

Eintritt frei!


Fotos

Erich Zeisl Exilarte
© Exilarte Zentrum der mdw
Erich Zeisl Exilarte
© Stephan Polzer
Erich Zeisl Exilarte
v.li.n.re: Gerold Gruber,
Rektorin Ulrike Sych,
Karin Wagner,
Randy Schoenberg
© Peter Kogoj

Über die mdw
Die mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien zählt zu den weltweit größten und renommiertesten Universitäten für Musik, Theater und Film. Rund 3.000 Studierende aus 70 Ländern genießen in 115 Studienrichtungen aus den Bereichen Musik, darstellende Kunst, Wissenschaft, Forschung und Pädagogik ihre Ausbildung. Zu den insgesamt 25 Instituten der mdw gehören u.a. das Max Reinhardt Seminar sowie die Filmakademie Wien.

Die mdw ist Teil von IN.TUNE. Innovative Universities in Music & Arts in Europe.


Kontakt

Doris Piller
mdw Presse/Büro der Rektorin

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