Desmond Mark (Hg.):

Paul Lazarsfelds Wiener RAVAG-Studie 1932

Der Beginn der modernen Rundfunkforschung.

Schriftenreihe "Musik und Gesellschaft", Band 24
Verlag Guthmann & Peterson, Wien 1996.

Zum ersten Mal wird hier die schon 1932 von Paul F. Lazarsfeld (1901-76), einem der Begründer der Massenkommunikationsforschung, verfaßte Studie über die Präferenzen der Hörer von Radio Wien veröffentlicht. Sie wird immer wieder in der Literatur erwähnt, galt vorübergehend als verschollen und wird nun erstmals im Originalwortlaut vorgelegt. Diese Studie gilt als die Geburtsstunde der Rundfunknutzungs- und Rundfunkwirkungsforschung, die in unseren Tagen der Einschaltquotenkonkurrenz eine ungeahnte Blüte erlebt (Medien und Zeit).

Ein Beitrag von Paul Neurath, dem Schüler und engen Mitarbeiter von Lazarsfeld, der auch das Lazarsfeld-Archiv leitet, befaßt sich mit den Entstehungsbedingungen der Studie und deren richtungsweisenden Bedeutung für die Massenkommunikationsforschung in den Vereinigten Staaten, vor allem für das Princeton-Radio-Research-Project.

Der einführende Forschungsbericht von Desmond Mark hebt vor allem den bildungspolitischen Ansatz der Studie hervor, der etwa in der Gestaltung des umfangreichen Fragebogens zum Ausdruck kommt und durch die Fragestellungen noch etwas von den bildungspolitischen Utopien verrät, die die frühen Radiotage kennzeichnen. Schon in diesen ersten Anfängen der empirischen Rundfunkforschung tritt das dialektische Spannungsverhältnis zwischen volksbildnerischer Utopie und der Realität der Hörerwünsche zutage, das sich heute zum Konkurrenzkampf  zwischen dem „Kulturprinzip“ der öffentlich rechtlichen und dem „Marktprinzip“ der kommerziellen Medienanstalten zuspitzt.

Der Bericht geht auch auf das wissenschaftliche und kulturelle Umfeld (Wiener Kreis, Volksbildung, Arbeiterradiobund, etc.) und die Bedeutung von Ernst Krenek, Max Ast und anderen in diesem Zusammenhang ein.