David Binder:
Musikalische Geschmacksvielfalt als kulturelles Kapital?
Eine empirische Untersuchung
Band 11 der Reihe extempore
Wien: Institut für Musiksoziologie 2012
Preis: € 8,50
In der vorliegenden Publikation werden verschiedene Gesichtspunkte des soziologischen Konzepts der kulturellen „Allesfresserei“ („Omnivorousness“) am Beispiel Musik diskutiert und empirisch geprüft. Dieses Konzept besagt, dass statushohe Personen einen breiteren, symbolische Grenzen überschreitenden Geschmack besitzen und toleranter gegenüber nicht explizit bevorzugten Musikstilen sind.
Im theoretischen Teil werden die wichtigsten Bedeutungsdimensionen von „Omnivorousness“ dargestellt. Dabei wird die These verfolgt, dass „Allesfresserei“ größtenteils mit Bourdieus Theorie bezüglich des Zusammenhangs zwischen sozialer Ungleichheit und Geschmack in Einklang zu bringen ist. „Omnivorousness“ ist lediglich eine Veränderung der Geschmackshierarchie, da gerade durch demonstrativ gezeigte Offenheit und Toleranz Distinktionsmechanismen aufrechterhalten werden.
Im zweiten Teil werden anhand einer Sekundäranalyse des Forschungsprojekts „Wozu Musik?“ statistische Zusammenhänge zwischen soziodemographischen Variablen und Geschmacksbreite berechnet. Diese Zusammenhänge sind jedoch sehr gering, weshalb man davon ausgehen kann, dass „Omnivorousness“ in Österreich kein kultureller Code höherer Schichten ist.
Im dritten Teil wird in Auseinandersetzung mit theoretischer Literatur die Hypothese abgeleitet, dass die durch das Internet veränderte Musikdistribution zu einem offeneren und toleranteren Umgang mit Musik führt. Für diese Entwicklung sprechen vor allem die Kostenfreiheit von Musik und musikbezogener Information sowie der Bedeutungsverlust herkömmlicher Medien. Aus der Analyse der oben genannten Daten geht jedoch hervor, dass Internetnutzung und musikalische Geschmacksvielfalt in keinem statistischen Zusammenhang stehen.
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