RÜCKCKBLICK 2010

 

 

 

Prof. Thomas RIEBL, Viola, vertrat Österreich beim

38. Internationalen ESTA Kongress in Brügge/Belgien (30. April - 4. Mai 2010) mit seinem interessanten Vortrag "Entspannung und Kontrolle auf der Bühne".  

 

 

 

 

 

 

Die ESTA-Jahrestagung 2010 fand von 15. bis 17. Oktober 2010 in Feldkirch/Vorarlberg im Hotel Montfort, 6800 Feldkirch, Galuragasse 7, statt.

 

Tagungsprogramm

 

 

 

ESTA Österreich – Jahrestagung 2010

 

Von 15. bis 17. Oktober 2010 fand die Jahrestagung der ESTA Österreich in Feldkirch/Vorarlberg statt.

Ein Schwerpunkt der Tagung war die Thematisierung des in Österreich geplanten flächendeckenden Ganztagsschulangebotes und die damit verbundenen nachhaltigen Auswirkungen auf den Instrumentalunterricht in allen Ausbildungsinstitutionen.

Es war uns darüber hinaus ein wichtiges Anliegen, bei diesem ESTA-Treffen möglichst vielen unterschiedlichen Unterrichtsformen und Methoden ein Podium zu bieten.

Die musikalische Begrüßung wurde von vier jungen, sehr ambitionierten MusikerInnen aus der Kammermusikklasse von KLAUS CHRISTA, Viola, vom Vorarlberger Landeskonservatorium gestaltet. Zwei Sätze aus Mendelssohns Streichquartett in Es-Dur waren eine schöne Einstimmung.

Als erste Referentin sprach KARIN-REGINA FLOREY (A), Violine, über das Thema „Künstlerische Identität“ – Grundzüge einer kreativitätsfördernden Bewusstseinseinstellung in der Erfahrung mit Violinspiel und QiGong.

Sie entführte uns mit ihrem Plädoyer für eine nach innen gerichtete Aufmerksamkeit, für eine ganzheitliche Achtsamkeit sowie Spontaneität in der Wahrnehmung und einen daraus resultierenden entspannten, freudvollen Zugang zur Musik, in eine Idealwelt fern aller Zweckorientiertheit.

Der Geiger PAUL MITTERMAYER (A) berichtete in seinem Referat „Vermittlung von Musik in Japan und Österreich“ – Musikpädagogik im Fluss der Gesellschaftsentwicklung, über seine pädagogischen Erfahrungen im elementaren Violinunterricht in zwei sehr unterschiedlichen Kulturkreisen.  Themen wie etwa Disziplin und Kreativität wurden eingehend erläutert.

YVONNE FRYE (D) reiste aus Helsinki an und sprach über „Colourstrings und das Konzept einer musikbetonten Grundschule“. Als Mitarbeiterin von Géza Szilvay am East Helsinki Music Institute ist die Geigerin eine sehr wortgewandte, glühende Vertreterin der Colourstrings-Methode – einer „Erfolgsstory“ aus dem hohen Norden.  Breitenförderung auf allerhöchstem Niveau ist hier Devise. Die Musik wird für die Kinder unspektakulär zu einem wichtigen Bestandteil ihres Lebens. Der Instrumentalunterricht findet in Kleingruppen viermal (45 Minuten) vormittags und einmal im Einzelunterricht nachmittags statt und ist in den Schulbereich vollkommen integriert. Regelmäßiger Solmisationsunterricht sowie das Spiel im Streichorchester sind ebenfalls selbstverständlich. Ein Modell für das Géza Szilvay jahrelang gekämpft hat - ganz Europa könnte sich ein Beispiel daran nehmen!

Nach dem intensiven Nachmittag gab es ein wohlverdientes geselliges Beisammensein in der „Wirtschaft zum Schützenhaus“. Die „HAUSMUSIK FINK“, drei Damen an Violine, Violoncello und Zither, begeisterte uns mit echter alpenländischer Volksmusik inklusive „halsbrecherischer“ Jodler.

Am nächsten Tag präsentierte SABINE TÜRTSCHER (A), Violine, das Institut für Musik und Kunst, Innere Stadt Wien, dessen musikalische Leiterin sie ist.

Auf privater Basis werden hier ein Kindergarten, ein Hort sowie eine Grundschule mit musikalischem Schwerpunkt betrieben. Die Kinder erhalten pro Woche 45 Minuten Solmisationsunterricht, dreimal 15 Minuten Einzelunterricht und einmal 25 Minuten Gruppenunterricht. Frau Türtscher arbeitet erfolgreich nach der Colourstringsmethode. Diese Privatinitiative ist ein mutiges Beispiel aus Wien, aus der „Musikstadt“, die nicht genügend öffentliche Musikschulen besitzt, um alle „instrumentenhungrigen“ Kinder zu versorgen!

Die Cellistin ANGELA BÜCHE (CH) unterrichtet am Musikum Salzburg und ist als Fachgruppenleiterin für Streicher auch in der Streicherklassenausbildung tätig.

Ihr Thema: „Erlebte, sinnvolle Streicherklasse“. Das Streicherklassenkonzept frei nach Paul Rolland - eine erlebnisorientierte Unterrichtsmethode, die musikalische und technische Grundlagen auf den Streichinstrumenten vermittelt. Die Referentin berichtete anschaulich über die Streicherklasse „Fidelissimo“, die sie gemeinsam mit einer Violinkollegin an der Volksschule Walserfeld im Land Salzburg leitet. Der Unterricht findet zwei Jahre lang zweimal pro Woche in der Schule statt. Die Kinder melden sich freiwillig zum Unterricht und haben zumeist keinerlei musikalischen Background. Elementare musikalische Fähigkeiten wie Singen oder im Rhythmus klatschen müssen erlernt werden, erste Schritte auf dem Instrument folgen. Dies mit einer Klasse von 20 Kindern zu zweit zu bewerkstelligen, ist eine enorme Herausforderung, die eine minutiöse Planung, Flexibilität, Phantasie und jede Menge Idealismus voraussetzt. Frau Büche sieht den Streicherklassenunterricht keineswegs als „billigen Massenunterricht“ am Instrument! Meiner Meinung nach sollte man sich dennoch klar vor Augen halten, was diese Unterrichtsform „kann“ und was sie „nicht kann“.

Musikalische Erlebnisse für möglichst viele Kinder aus allen Bevölkerungs- schichten sind auf jeden Fall sehr zu wünschen!

Es ging an diesem Wochenende „Schlag auf Schlag“ und so folgte nach einer kurzen Kaffeepause, die auch wiederum zu angeregten Fachdiskussionen genützt wurde, ein Referat von Frau FLORA GÁLL (D), Suzuki Teacher Trainer für Violine. Ihr Thema: „Die Suzuki-Methode bei den Hofer Symphonikern“ – Zukunftsaussichten für die Ganztagsschule. Nach einer ausführlichen und anschaulichen Einführung in die Philosophie Suzukis und seine allgemein bekannte „Muttersprachenmethode“ berichtete die Referentin über die nachahmenswerten Bemühungen des „Kultur- und Bildungsunternehmes Hofer Symphoniker“. In einem bundesweit einmaligen Modell ist das professionelle Orchester seit längerer Zeit mit den ange- schlossenen Einrichtungen einer Musikschule, einer Kunstschule und einer Suzuki-Akademie verknüpft.  Erziehungsziele sind Qualität und Kreativität durch musikalische Bildung.

ELISABETH FREI-KUSTER (CH), die Vizepräsidentin der ESTA Schweiz, hielt im Anschluss ein Referat mit dem Thema „Erfahrungen und Perspektiven in der Schweiz“ – wie sich gesellschaftliche Veränderungen, Schulreformen und Kundenerwartungen auf Ausbildung, Musikschulen und Musikunterricht auswirken. Veränderungen in Familie, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Pädagogik, Sozialkompetenz, Integration, Schulkultur; Erwartungen der Eltern, Kinder, Gemeinden, Lehrkräfte, Musikschulen; der Ist-Zustand  in Tagesschulen, beim Musikunterricht, bei der Ausbildung sowie Lösungsansätze auf politischer Ebene, den Musikunterricht, die Freizeit, private Angebote und die Ausbildung betreffend - all diese Schlagworte wurden von der Referentin  lebendig und kritisch beleuchtet. Die Schlussfolgerungen der Referentin: Die Musikerziehung muss sich ihren Platz in den neuen Strukturen sichern, die Qualitätssicherung im Instrumentalunterricht hat hohe Priorität, Ergänzung statt Konkurrenz zwischen Musik- und Tagesschulen, Musikinteressierte sind politisch auf allen Stufen und über Jahre herausgefordert.  

Nach einem feinen Mittagessen samt Kaffee gab es dann Arbeit für alle Anwesenden.

Unter der fachkundigen Leitung von MICHAEL SEYWALD (A), pädagogisch-künstlerischer Landesdirektor des Musikums Salzburg, ging es zu einem zentralen Punkt der Tagung: „Ganztägige Schulformen  - Auswirkungen auf den Instrumentalunterricht. Chancen – Gefahren – Lösungen“. Die ganztägigen Schulformen im öffentlichen Schulwesen werden  erhebliche Auswirkungen auf den Instrumentalunterricht in allen Ausbildungsinstitutionen haben. Ziel der Veranstaltung war es, auf dem Wissen und der Erfahrung aller TeilnehmerInnen aufbauend, die Chancen, Gefahren und möglichen Lösungsansätze gemeinsam in Arbeitsgruppen und danach im Plenum zu erarbeiten. Bedenken und Sorgen um den Instrumentalunterricht waren bei den TeilnehmerInnen deutlich vorherrschend - es tat gut sich auszutauschen, die Problemfelder gemeinsam zu behandeln. Es gilt, sich auf die neuen Situationen rechtzeitig einzustellen, „VORDENKEN STATT NACHDENKEN“ ist die Devise. Bei den neuen Schulformen  muss die Musik einen wichtigen Stellenwert einnehmen, sie darf auf keinen Fall noch weiter an den Rand gedrängt werden! Im Instrumentalbereich muss es die Breitenförderung UND die Spitzenförderung geben, Freiraum für SchülerInnen, Lehrkräfte und Eltern ist unverzichtbar, geeignete Infrastrukturen müssen geschaffen werden,  rechtliche wie finanzielle Voraussetzungen müssen gewährleistet sein, bessere Vernetzungen der Schulsysteme sind absolut notwendig, neue pädagogische Konzepte  müssten auch von den Ausbildungsstätten wie Universitäten und Konservatorien mitgetragen werden (Ergänzungen in den Studienplänen).....

Es gibt noch eine Unzahl von Themenkreisen, wir sind alle gefordert, in unseren jeweiligen Tätigkeitsbereichen für die Zukunft der Musik zu kämpfen!   

Am Abend hieß es dann im wunderbaren Festsaal des Vorarlberger Landeskonservatoriums „Bühne frei“ für junge Streicher- und Gitarre-Talente

aus Vorarlberg. Stellvertretend für viele wunderbare junge KünstlerInnen seien MARTINA MIEDL (Vl.), SARA DOMJANIC (Vl.), DAVID KESSLER (Vl.), KIAN SOLTANI (Vcl.), GUSTAV WOCHER (Vcl.) sowie ein Jugendkammerorchester unter der Leitung von ALEXANDRA RAPPITSCH genannt.

Die armen GitarristInnen, sie kamen erst Sonntag früh an die Reihe!

MICHAEL BUCHRAINER (A), Gitarre und Komposition, führte uns fachkundig unter dem schönen Motto „Farb-Musik“ – der Regenbogen, Musik für die Augen, durch zwei seiner hochinteressanten Kompositionen.

Zum Abschluss gab es noch einen kleinen, feinen Improvisations-Workshop mit PENELOPE GUNTER-THALHAMMER, Violoncello: „Freiheit in der Musik durch Improvisation“.  Nun kamen unsere Instrumente zum Klingen, wir sprachen auf andere Weise. Nach dem dichten und interessanten Tagungsprogramm war es nun sehr wohltuend, zum aktiven Musizieren zurückzukehren. Der Kreis schloss sich ganz selbstverständlich zum ersten Referat - wir waren auf der Suche nach unserer künstlerischen Identität.

 

Ein herzliches Dankeschön an alle ReferentInnen, die mit großer Ernsthaftig-keit, mit reichem Wissen und Freude zum Gelingen dieser Tagung beigetragen haben.

Besten Dank auch an die Firma THOMASTIK-INFELD, die uns finanziell ganz wesentlich unterstützt hat.
 

Ulrike Danhofer

Präsidentin der ESTA Österreich

 

                                                                                             

 

 

 

 

 

 

 

 

INTENSIVE COLOURSTRINGS WORKSHOP

mit Géza SZILVAY (Violine)

und Csaba SZILVAY (Violoncello)

28. - 30. Oktober 2010

ZEITEN:

Do, 28. und Fr, 29. Oktober 2010

von 9.30 - 12.30 und 14.00 - 18.00 Uhr

Sa, 30. Oktober 2010

von 9.30 - 12.30 und 14.00 - 17.00 Uhr

  

ORT:

Universität für Musik und darstellende Kunst Wien

1030 Wien, Rennweg 8, Neuer Konzertsaal

 

Für ESTA-Mitglieder sowie Lehrende und Studierende der mdw ist die Kursteilnahme gratis!